Keswick, T. & M. D. Hofmeyr (2015): Sexual dimorphism and geographic variation in the morphology of a small southern African tortoise Psammobates oculifer. – Amphibia-Reptilia 36(1): 55-64.
Geschlechtsdimorphismus und geographische Unterschiede in der Morphologie bei einer kleinen südafrikanischen Landschildkröte Psammobates oculifer.
DOI: 10.1163/15685381-00002976 ➚
Wir studierten die morphologischen Parameter bei Psammobates oculifer innerhalb ihres Verbreitungsgebiets, um das Muster des geschlechtsabhängigen Größenunterschieds (SSD) in Abhängigkeit zum geographischen Lebensraum zu beschreiben. Weibchen zeigten für 40 der insgesamt 44 gemessenen Parameter und Wachstumstrajektorien größere Werte als Männchen. Der geschlechtsbezogene Zuwachs bezogen auf die Körpergröße (ANCOVA und MANCOVA für Carapaxlänge) folgte dabei häufig einem juvenilen Muster. Bei den Männchen waren entweder die Anstiege oder die Höhe der morphometrischen Parameter niedriger als bei den Weibchen. Diese divergenten Wachstumsverläufe resultierten auch in Formunterschieden, wobei die Panzer der Weibchen höher gewölbt und breiter waren als bei den Männchen. Die Männchen erreichten die Geschlechtsreife früher und waren dabei kleiner, hatten aber dabei breitere Hinterfüße und größere Carapaxöffnungen im Vergleich zu den Weibchen, wobei dies bei den Männchen auf ein kürzeres und schmäleres Plastron, eine verkürzte Brückenlänge und auf eine größere Analspalte zurückzuführen ist. Diese männlichen Charakteristika erhöhen möglicherweise die Mobilität während der Partnersuche und beim Kommentkampf, sowie bei der Balz und Paarung. Die kleine Probandinnenanzahl für Weibchen in zwei der regionalen Untersuchungspopulationen limitierten die Vergleiche mit den Männchen, wobei bei den Männchen der östlichen Gruppe bezogen auf die Panzerform, die Vorderbeinbreite und die Hinterfußlänge Unterschiede zu den anderen Gruppen festgestellt wurden. Wir deuteten diese Unterschiede dahingehend, dass sie eine Anpassungskonsequenz an die Substratunterschiede und Unterschiede in der Vegetationsdichte innerhalb des Verbreitungsgebiets der Art darstellen.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Ich denke dieser Beschreibung kann man entnehmen, dass Psammobates oculifer bezüglich des Geschlechtsdimorphismus sich ähnlich verhält wie die meisten Landschildkröten, und das die Art eine gewisse Plastizität also überlebensnotwendige Umweltanpassung zeigt. Es ist zwar schön diese Daten zu haben, aber für den Schutz der Schildkröten und deren Erhaltung wären wohl dringend bessere ökophysiologische Daten von Nöten als rein morphologische Beschreibungen. Ohne diese beschreibenden morphologischen Ergebnisse schmälern zu wollen, sollten wir uns aber überlegen, wie wir mit den uns zur Verfügung stehenden wissenschaftlichen Ressourcen am sinnvollsten umgehen wollen? Da würde ich sagen, sollten wir die Arbeitszeit der Wissenschaftler doch etwas mehr zur Untersuchung ökophysiologischer Parameter nutzen, denn die könnten uns wirklich weiterhelfen bei der Arterhaltung.