Europäische Sumpfschildkröte, Emys orbicularis, – © Hans-Jürgen Bidmon
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Cordero-Rivera - 2024 - 01

Cordero-Rivera, A., C. Ayres & G. Velo-Antón (2024): Successful reintroduction of the European pond turtle Emys orbicularis with a small number of founders: results from a 20-year, small-scale experiment. – Animal Biodiversity and Conservation 47(2): 171-181.

Die erfolgreiche Wiederansiedlung von Europäischen Sumpfschildkröten, Emys orbicularis mit nur einer geringen Anzahl an Gründerindividuen: Ergebnisse aus einem kleinräumigen Experiment über 20 Jahre.

DOI: 10.32800/abc.2024.47.0171 ➚

Europäische Sumpfschildkröte, Emys orbicularis, – © Hans-Jürgen-Bidmon
Europäische Sumpfschildkröte,
Emys orbicularis,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Erfolgreiche Wiederansiedlung der Europäischen Sumpfschildkröte Emys orbicularis mit einer kleinen Anzahl von Gründertieren: Ergebnisse eines 20-jährigen Experiments in kleinem Maßstab. Wiederansiedlungsprogramme können ein wirksames Managementinstrument zur Erhaltung bedrohter Schildkrötenarten sein. Der Erfolg solcher Programme hängt jedoch in hohem Maße von zahlreichen Faktoren ab, wie der Anzahl der Gründerindividuen und der Größe der eingeführten Individuen. Wir haben ein Wiederansiedlungsexperiment mit der Europäischen Sumpfschildkröte Emys orbicularis in einem Teich innerhalb ihres historischen Verbreitungsgebiets durchgeführt und dabei eine kleine Anzahl von Gründertieren (N = 20) verwendet, von denen die meisten über den Winter gepflegt und dann im Juni 2004 freigelassen wurden (Durchschnittsgewicht ca. 33 g, Startkohorte, N = 7), andere wurden innerhalb eines Monats nach dem Schlüpfen im Oktober 2006 freigelassen (Durchschnittsgewicht ca. 8 g, Kontrollkohorte, N = 8). Ein Weibchen trug zwei Schlüpflinge (von sieben) zur Kohorte 2004 und zu den acht 2006 freigelassenen Schlüpflingen bei, so dass die meisten Schlüpflinge Halbgeschwister waren. Zwei erwachsene Männchen und drei Weibchen aus nahe gelegenen Auffangstationen wurden ebenfalls freigelassen, um die genetische Variabilität der Population zu erhöhen. Ende 2023 lebten noch mindestens fünf Gründerindividuen mit einem Gewicht von etwa 500 g. Die Wachstumsrate war bei beiden Kohorten ähnlich und gehört zu den höchsten, die für diese Art verzeichnet wurden, was darauf hindeutet, dass der Lebensraum im Hauptteich optimal ist. Auf der Grundlage von Jolly-Seber- und Manly-Parr-Schätzungen wurde die Reproduktion innerhalb dieser Population durch den Anstieg auf 42-44 Individuen bis 2023 bestätigt. Die genetische Analyse bestätigte das erwartete niedrige Niveau der genetischen Vielfalt, das niedrigste für die Unterart E. o. occidentalis, die auf der Iberischen Halbinsel und in Nordmarokko verbreitet ist. Damit diese Population gedeihen kann, ist ein Managementplan mit langfristiger Überwachung erforderlich, um einen günstigen Lebensraum und die genetische Vielfalt zu erhalten und so das Risiko des Aussterbens zu minimieren. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine kleine Anzahl von E. orbicularis-Schlüpflingen als Gründer verwendet werden kann, um die Art in geeigneten Lebensräumen erfolgreich wieder anzusiedeln, auch ohne Headstartprogramm.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Ein schöner Befund, der zeigt wie sich auch solche kleinen Populationen erhalten können, der aber zudem auch wieder an diesem Beispiel zeigt wie langsam sie wachsen, denn diese insgesamt 20 Gründerindividuen, wovon 5 schon adult waren, haben die Population nur langsam anwachsen lassen. Bis 2018 blieb die Anzahl der nachweisbaren Schildkröten bei ca. 13 bis 18 Individuen. Während sie dann plötzlich in den Jahren 2022-2023 auf 50 Individuen angewachsen war. Da bleibt die Frage offen warum? Sind es die lokalen Bedingungen wie Ernährung, Nistplätze oder Beutegreifer die diese Populationszunahme bedingen oder lag es nur daran, dass man in den Vorjahren die Jungschildkröten nur schwer nachweisen konnte. Oder hat auch hier schon der Klimawandel in der einen oder anderen Form einen Beitrag geleistet? Als Fazit lässt sich aber wieder feststellen, dass wenn die Biotope noch optimale Bedingungen bieten, dann können sich auch Populationen wieder erholen! Welche wohl eher speziesspezifischen Faktoren noch eine Rolle spielen können, dazu siehe auch Fordham et al., (2007); Spencer et al., (2006).

Literatur

Fordham, D. A., A. Georges & B. W. Brook (2007): Demographic response of snake-necked turtles correlates with indigenous harvest and feral pig predation in tropical northern Australia. – Journal of Animal Ecology 76(6): 1231-1243 oder Abstract-Archiv.

Spencer, R. J., F. J. Janzen & M. B. Thompson (2006): Counterintuitive density-dependent growth in a long-lived vertebrate after removal of nest predators. – Ecology 87(12): 3109-3118 oder Abstract-Archiv.

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