Arrauschildkröte, Podocnemis expansa, ein Schlüpfling – © Camila R. Ferrara
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Jorgewich-Cohen - 2024 - 01

Jorgewich-Cohen, G., M. Wheatley, L. P. Gaspar, P. Praschag, N. Scholte Lubberink, K. Ming, N. A Rodriguez & C. R. Ferrara (2024): Prehatch Calls and Coordinated Birth in Turtles. – Ecology and Evolution 14(10): e70410.

Fetale Rufe und das koordinierte Schlüpfen bei Schildkröten.

DOI: 10.1002/ece3.70410 ➚

Batagur-Schildkröte, Batagur baska, – © Rupert Kainradl, Zoo Wien
Batagur-Schildkröte,
Batagur baska,
© Rupert Kainradl, Zoo Wien

Die Synchronisierung des Schlüpfens ist bei eierlegenden Arten weit verbreitet. Es wurde nachgewiesen, dass viele Arten Laute verwenden, um das synchrone Schlüpfen zu koordinieren, was bei Archosauriern (Vögeln und Krokodilen) weit verbreitet ist. Jüngste Studien haben gezeigt, dass einige Schildkrötenarten bereits im Ei Laute von sich geben, aber die Rolle dieses Verhaltens bei der Synchronisierung des Schlüpfens ist noch unerforscht. Die geringe Menge an Informationen über die Lauterzeugung von Schildkrötenembryonen, die sich auf eine Handvoll eng verwandter Arten beschränkt, schließt jegliche Rückschlüsse aus, die auf Unterschieden in ihrer Ökologie, ihrem Fortpflanzungsverhalten und ihrem phylogenetischen Kontext basieren. Mit dem Ziel zu untersuchen, ob koordiniertes synchrones Verhalten durch Lautäußerungen im Ei bei Schildkröten vermittelt wird, haben wir Gelege von sechs verschiedenen Schildkrötenarten aufgenommen. Die ausgewählten Tiere besetzen unterschiedliche ökologische und reproduktive Nischen und gehören auf Familienebene zu unterschiedlichen phylogenetischen Abstammungslinien. Wir wollten verstehen: (1) wie die phylogenetische Verteilung des Lautverhaltens innerhalb des Eies bei Schildkröten aussieht; (2) ob asynchrone Schildkrötenarten aus dem Ei heraus Laute von sich geben; (3) ob die Gelegegröße das Synchronverhalten beeinflusst und (4) ob die Rufe von Schildkröten innerhalb des Eies einem phylogenetischen Signal folgen. Die neuen Erkenntnisse erweitern das aktuelle Wissen über Synchronverhalten und Rufe innerhalb des Eies und stellen die bisherige Hypothese in Frage, dass Laute innerhalb des Eies zufällig als Nebeneffekt anderer Verhaltensweisen erzeugt werden.

Arrauschildkröte, Podocnemis expansa, – © Mario Herz
Arrauschildkröte,
Podocnemis expansa,
ein Schlüpfling
© Mario Herz

Kommentar von H.-J. Bidmon

Die Einleitung zu dieser Arbeit liefert eine gute Zusammenstellung der bis heute in Bezug auf Lautäußerungen untersuchten Spezies. Um die vier im Abstract gelisteten Fragen zu analysieren, wurden hier aktuell, Podocnemis expansa, Chitra indica, Pseudemydura umbrina, Kinosternon subrubrum, Batagur baska und Deirochelys reticularia untersucht. Allerdings waren die Autoren nur in der Lage für zwei dieser Spezies in ihrer Untersuchung auch die Laute vor deren Schlupf nachzuweisen, wobei sie für P. expansa sechs unterschiedliche Lautmuster und für Batagur baska 22 Lautäußerungen, die sich in drei Kategorien unterteilen ließen, aufzeichnen konnten. Bei den anderen vier Spezies konnten keine Laute festgestellt werden und es wurden in einigen Fällen lediglich Geräusche aufgezeichnet, die dem Aufbrechen der Eierschalen zugeordnet werden konnten. Insofern konnten die Autoren keine klaren Anhaltspunkte für ihre Fragen verifizieren, sondern nur feststellen, dass die Spezies für die häufigere Lautäußerungen vor dem Schlupf schon bekannt waren, auch hier in dieser Studie Lautäußerungen produzierten. Allerdings sprechen die Literaturdaten auch dafür, dass bei manchen Spezies von einigen Autoren solche Nest-assoziierten Lautäußerungen nachgewiesen werden konnten und bei anderen nicht. Da bleibt die Frage offen, ob es auch lokale umweltspezifische bzw. populationsspezifische Faktoren sein könnten die als Auslöser für Lautäußerungen mitverantwortlich sein könnten? Was man aus dieser Studie und in vielleicht ähnlichen Zusammenhang für Meeresschildkröten herausstellen könnte wäre der Befund, dass die großen Flussschildkröten häufiger solche „Fetalrufe“ vor dem Schlupf nutzen. Ob bei den Flussschildkröten damit nicht nur ein synchroner Schlupf geregelt wird, sondern auch eine „postnatale Kommunikation“ als soziale Interaktion zum Tragen kommt bleibt offen (siehe dazu Ferrara et al., 2013).

Literatur

Ferrara, C. R., R. C. Vogt & R. S. Sousa-Lima (2013): Turtle Vocalizations as the First Evidence of Posthatching Parental Care in Chelonians. – Journal of Comparative Psychology 127(1): 24-32 oder Abstract-Archiv.

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