Kumar, J. S. Y., A. Sen, P. Rai & K. Deuti (2024): Red-eared Slider from Indian Sunderban; a Rising Threat over Indigenous Biodiversity. – National Academy Science Letters.
Die Rotwangen-Schmuckschildkröte in den Indischen Sunderban (Westbengalen): Eine zunehmende Bedrohung für die einheimische Biodiversität.
DOI: 10.1007/s40009-024-01475-4 ➚
Die Rotwangen-Schmuckschildkröte, ein weltweit sehr gefragtes Haustier, hat sich zu einer der problematischsten invasiven Arten entwickelt, die aus dem Mississippi-Becken in Nordamerika stammt. Millionen dieser Schildkröten wurden weltweit exportiert, wodurch sie in zahlreiche Länder eingeschleppt wurden und aufgrund ihres aggressiven Verhaltens und ihrer Konkurrenz eine Bedrohung für die einheimischen Ökosysteme darstellen. Jüngste Beobachtungen in Indien deuten auf ihr Vorkommen in natürlichen Lebensräumen hin, was Anlass zur Sorge gibt. Im Februar 2024 wurde eine lebende Rotwangen-Schmuckschildkröte in der Nähe des Sunderban-Biosphärenreservats entdeckt, was den ersten bekannten Fall in einer Flussmündungsumgebung darstellt und ihre Anpassungsfähigkeit unterstreicht. Während die Auswirkungen in vielen Ländern gut dokumentiert sind, ist die Forschung zu diesem Thema in Indien eher begrenzt. Einheimische Schildkrötenarten, insbesondere im Gangesbecken, sind durch verschiedene Faktoren bedroht, darunter der wachsende Handel mit Zier- und Haustieren, der die Situation aufgrund der Unwissenheit der Verbraucher verschlimmert. Die Umsetzung wirksamer Kontrollmaßnahmen ist von entscheidender Bedeutung für die Erhaltung einer nachhaltigen Biodiversität und die Verhinderung der Ausbreitung von Rotwangen-Schmuckschildkröten.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Sicher kann man bei dieser Arbeit noch eher auf einen Warnruf schließen als auf ein schon wirkliches Problem, aber ein Fund kann auch schon jetzt auf eine gewisse Dunkelziffer verweisen. Hier sollte man auch berücksichtigen, dass der indische Teil des Sunderban der kleinere Teil ist und der größte Teil dies zusammenhängenden Mangrovenwalds sich in Bangladesch befindet. Jedenfalls dürfte in dieser dichten Mangrovenwaldregion ein Rückgängigmachen einer etablierten Trachemys-Population sehr schwierig sein. Ich würde fast vermuten, dass es sich lohnt, Trachemys scripta für ihren Erfolg einer weltweitverteilten Metapopulationsgründung zu gratulieren, denn sie wird wahrscheinlich zu jenen Spezies gehören die den Fossilrekord der Testudines zusammen mit wenigen anderen Spezies am längsten fortführen kann. Denn wenn wir eines aus der erdgeschichtlichen Vergangenheit lernen konnten, dann ist es wohl die Erkenntnis, dass Schildkröten und ihr Fossilrekord uns auch heute schon einiges über die Evolution erzählen können (Pereira et al., 2024, Thomson et al., 2021). Siehe auch Ducotterd et al., 2022.
Literatur
Ducotterd, C., O. Le Duc, T. V. Pham, B. Leprince, C. Bordes, T. L. Nghiêm, P. H. Thu, A. T. Le, B. Q. Tran, V. Q. Luu & L. Luiselli (2022): Previously Unrecorded Invasive Species and the Unsatisfying Knowledge of Turtle Communities in Northern Vietnam. – Conservation 3(1): 1-13; DOI: 10.3390/conservation3010001 ➚.
Pereira, A. G., A. Antonelli, D. Silvestro & S. Faurby (2024): Two Major Extinction Events in the Evolutionary History of Turtles: One Caused by an Asteroid, the Other by Hominins. – The American Naturalist: Ahead of Print; DOI: 10.1086/729604 ➚.
Thomson, R. C., P. Q. Spinks & H. B. Shaffer (2021): A global phylogeny of turtles reveals a burst of climate-associated diversification on continental margins. – Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 118(7): e2012215118 oder Abstract-Archiv.
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Trachemys scripta elegans – Rotwangen-Schmuckschildkröte