Diamantschildkröte, Malaclemys terrapin, im Aquaterrarium mit Entengrütze – © Hans-Jürgen Bidmon

Erazmus - 2019 - 01

Erazmus, K. R., M. P. Figueras, L. Luiselli & R. L. Burke (2019): Do diets vary over large spatial or temporal ranges? A test using interannual and interpopulation data on Diamondback Terrapin (Malaclemys terrapin) diets. – Canadian Journal of Zoology 97(3): 251-257.

Unterscheidet sich die Ernährung über zeitweise große räumliche Verbreitung hinweg? Ein Test unter Benutzung von Ernährungsdaten für verschiedene Jahre und Populationen der Diamantschildkröte (Malaclemys terrapin).

DOI: 10.1139/cjz-2018-0211 ➚

Diamantschildkröte, Malaclemys terrapin, – © Hans-Jürgen Bidmon
Diamantschildkröte,
Malaclemys terrapin,
im Aquaterrarium
© Hans-Jürgen Bidmon

Die Nahrungsbestandteile können je nach Verfügbarkeit räumlichen und zeitlichen Veränderungen unterliegen. Somit kann sich die Nahrung von Arten mit extremem geographischen Verbreitungsgebiet, die sich über viele Habitattypen erstrecken, unterscheiden. Allerdings gibt es wenige Untersuchungen dazu, da die meisten Ernährungsuntersuchungen sich auf kurze Zeiträume und bestimmte Lokalitäten erstrecken. Dies stellt insofern ein Problem dar, da langlebige Spezies deren Individuen noch vor Ort sind obwohl sich die Nahrungsressourcen schon verändert haben. Wir analysierten daher die Ernährungsunterschiede bei der Diamantschildkröte (Malaclemys terrapin (Schoepf, 1793)) deren Habitate sich etwa über 70.000 km entlang der Küstenlinie der USA erstrecken und 16.5 Grad nördlicher Breite und 27,4 Grad westlicher Länge über 4 Klimazonen (nach Koppeneinteilung) sowie Bermuda einschließen. Wir untersuchten hier die räumlichen und zeitlichen Ernährungsunterschiede bei der Diamantschildkröte bei Populationen aus den salzigen Marschgebieten der Atlantikküste, in einem Mangrovensumpf der Everglades, entlang der Goldküste in Texas und in einem Teich auf einen karibischen Golfplatz. Wir fanden eine bemerkenswerte hochgradige Übereinstimmung, die anzeigt, dass obwohl sich die Nahrung lokal aufgrund unterschiedlich verfügbarer Beutespezies unterscheidet sie im Hinblick auf die grobe taxonomische Zuordnung kaum Abweichungen aufweist. Somit sind selbst Kurzzeitstudien zur Ernährung für Diamantschildkröten ausreichend. Diese Ergebnisse sind dahingehend überraschend, als dass sie sich über die große geographische Ausdehnung des Untersuchungsgebiets hinweg so verhalten. Was verdeutlicht, dass Diamantschildkröten eine sehr konservative, einheitliche Nahrungsbevorzugung zeigen, die sich lediglich nach der lokal vorhandenen Beuteverfügbarkeit richtet. Solch eine Nahrungsnutzung erlaubt es offensichtlich den Diamantschildkröten sich über diese großräumigen Gebiete hinweg auszubreiten und mit den lokal vorhandenen Beutespezies zu oder abzunehmen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine interessante Arbeit, die obwohl der Abstract dahingehend wenig spezifisch wird sehr gute Tabellen über die genutzte und in den Kotanalysen identifizierten Nahrungsbestandteile liefert. Wobei auffällt, dass die Schildkröten auch Algen aufnehmen. Ob sie das gezielt machen oder die Algen zum Beispiel samt den darin vorhandenen Wasserschnecken und Insekten der Beutetiere wegen tun bleibt unklar. Letzteres zeigt aber dennoch an wie vielfältig die Nahrung ist. Die hier in der Studie festgestellte Einheitlichkeit bei der Ernährung bezieht sich eigentlich darauf, dass es weniger auf die Beutespezies ankommt als auf ihren Typ, denn überall werden, wenn vorhanden z. B. Schnecken und Muscheln bestimmter Größe genutzt. Was unter quantitativen Aspekten auffällt ist, dass sie anscheinend Muscheln (60 %), Algen (40 %), Grünpflanzen (Samen, Gras, Wurzeln, 32 %), Krebstiere (20 %), Schnecken und Insekten in dieser Reihenfolge und Verfügbarkeit sowie je nach Jahr und Jahreszeit nutzen. Hartschalige kalziumreiche Beute scheinen für sie wohl sehr wichtig zu sein, denn wie ich aus eigener Beobachtung dazu beitragen kann ist es in der Haltung eine der wenigen Wasserschildkröten die regelmäßig neben der tierischen Nahrung sehr gerne direkt Sepiaschalenstücke zerbeißt und frisst und zwar abwechselnd mit dem zudem angebotenen regulären Futter. Genauso wie sie Wasserschnecken mit Gehäuse zerbeißen und verschlingen und die Muschelschalenstücke aus dem Aquariensubstrat herausfressen, wenn man dieses für Jungtiere mit Kanariengrit vermischt ins Becken einbringt.

Galerien