Russo, R. E., A. Fernandez, C. Reali, M. Radmilovich & O. Trujillo-Cenoz (2004): Functional and molecular clues reveal precursor-like cells and immature neurons in the turtle spinal cord. – Journal of Physiology 560(3): 831-838.
Funktionelle und molekulare Erkenntnisse zeigen Vorläufer ähnliche Zellen und unreife Neuronen im Rückenmark von Schildkröten.
DOI: 10.1113/jphysiol.2004.072405 ➚
In niederen Wirbeltieren gibt es Zellen, die mit dem Zentralkanal des Rückenmarks in Verbindung stehen und die Fähigkeit zur Zellteilung beibehalten haben, um die Rekonstruktion des Rückenmarks nach einer Verletzung zu bewerkstelligen. Ein besseres Verständnis dieser Zellen und der Vorgänge könnte dazu beitragen, Strategien zur Heilung von Rückenmarksverletzungen zu entwickeln. Hier nutzen wir die Kombination von Elektronenmikroskopie, Immunhistochemie und Patch-Clamp-Ableitungen (Elektrophysiologie), um diese Vorläuferzellen und die unreifen Nervenzellen um den Zentralkanal im Rückenmark von jungen Schildkröten nachzuweisen. Eine Klasse von Zellen exprimierte den Ependym- und Gliazellmarker S 100 und zeigte sowohl morphologische als auch elektrophysiologische Charakteristika der radiären Glia: einen relativ geringen Eingangswiderstand, ein hohes Ruhepotential, fehlende Membranaktivität und eine hohe Farbkopplung. Eine zweite Zellklasse der S 100 positiven Zellen zeigte einen hohen Eingangswiderstand und einen auswärtsgerichteten Stromfluss. Zum Schluss fanden sich noch den Zentralkanal-kontaktierende Zellen, die die Marker HuC/D für unreife Neurone exprimierten und Aktionspotentiale feuerten. Die Coexistenz von Zellen mit funktionellen Eigenschaften von Vorläuferzellen und unreifen Neuronen legt nahe, dass auch bei Schildkröten die Region um den Zentralkanal das Zentrum der aktiven Neurogenese (Nervenneubildung) darstellt. Es bleibt noch anhand von Zelllinienexperimenten abzuklären, ob und wie in der Rinde des Großhirns, radiale Gliazellen als Vorläuferzellen im Rückenmark fungieren.