Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon

Široký - 2008 - 01

Široký, P., P. Mikulícek, D. Jandzík, H. Kami, A. D. Mihalca, R. Rouag, M. Kamler, C. Schneider M. Záruba & D. Modrý (2008): Co-Distribution Pattern of a Haemogregarine Hemoliva mauretanica (Apicomplexa: Haemogregarinidae) and its Vector Hyalomma aegypticum (Metastigmata: Ixodidae). – Journal of Parasitology 95(3): 728-733.

Gemeinsame Verbreitungsmuster der Hämogregarine, Hemolivia mauretanica (Apicomplexa: Haemogregarinidae) und Hyalomma aegyptium (Metastigmata: Ixodidae).

DOI: 10.1645/GE-1842.1 ➚

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

Die Zecke, Hyalomma aegyptium wurde bei Landschildkröten, Testudo graeca in den verschiedensten Herkunftsgebieten gesammelt wie: Nordafrika, Balkan und Naher sowie im Mittleren Osten. Die Intensität des Zeckenbefalls reichte von einer bis zu 37 Zecken pro Schildkröte. Das Geschlechterverhältnis der saugenden Zecken war zu Gunsten der Männchen verschoben und zwar in allen getesteten Schildkrötenpopulationen. Größere Schildkröten trugen mehr Zecken als kleinere Schildkröten. Jungtiere waren entweder frei von Zecken oder trugen nur sehr wenige Zecken. Allerdings fehlte Hyalomma aegyptium im westlichen Souss-Tal und im Ourikatal von Marokko, der Cyrenaica-Halbinsel von Libyen, Jordanien, und in den Antilibanon-Bergen Syriens völlig. Für Hemolivia mauritanica, wurde ein heteroxener apicomplexer Zyklus zwischen Testudo graeca und Hyalomma aegyptium nachgewiesen für Algerien, Rumänien, Türkei, Syrien, Libanon und den Iran. Die Befallsrate mit diesen Blutparasiten reichte von 84 % in Rumänien (n=45), 82 % in der östlichen Türkei (n=28) und 82 % im nordwestlichen Syrien und dem angrenzenden türkischen Grenzgebieten (n=90) bis zu 38 % im Libanon (n=8) und einer infizierten Schildkröte in Algerien (n=16). Die Befallsintensität (% befallener Erythrozyten) mit Blutparasiten reichte von 0,01 % bis zu 28,17 %. Die Prozentzahl der mit Haemolivia-infizierten Erythrozyten lag bei den adulten Schildkröten signifikant höher. Alle Landschildkröten aus Hyalomma freien Regionen waren auch frei von Haemolivia. Bemerkenswerterweise waren alle 29 T. graeca aus dem Jabal Duruz (südwestliches Syrien) und 36 T. graeca aus einer Region nördlich des mittleren Atlas (Marokko) Haemolivia-negativ, obwohl alle adulten Schildkröten dieser Regionen mit Zecken befallen waren. Diese identischen Wirtspräferenzen von H. aegyptium und H. mauritanica lassen vermuten, dass es eine Co-Evolution innerhalb des Testudo-Hyalomma-Hemolivia Wirt-Parasiten-Komplexes gibt.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine Arbeit, die wie die früheren Arbeiten (siehe: Široký et al. (2004, 2005, 2007)) klar zeigt, wie häufig Tiere mit Blutparasiten infiziert sind. Gerade Tiere aus Farmen in der Türkei oder den Balkanstaaten haben ein über 80-prozentiges Infektionsrisiko. Bedenkt man dann, wie lange diese Blutparasiten auch unter unseren Klimabedingungen in den Schildkröten weiter existieren können (siehe Zitate oben) wird klar, dass man besser auf Nachzuchtimporte von T. graeca, aber auch von T. marginata, verzichten sollte – zum einen weil das Risiko infektionsgeschwächte Tiere zu erwerben und als Verkäufer dem ahnungslosen Käufern anzudrehen recht hoch ist, und zum anderen kann die Verschleppung dieser Parasiten auch unter dem Aspekt der globalen Erderwärmung ungeahnte Folgen nach sich ziehen. Zudem glaube ich kaum, dass wir diese risikobehafteten Importnachzuchten brauchen, um das Käuferinteresse abzudecken. Wer also vor diesem Hintergrund immer noch der Meinung ist, des schnellen Geldes wegen zu importieren oder auf Seiten der Käufer möglichst billige Importware zu erwerben, spielt mit dem Feuer und braucht sich auch nicht zu wundern, wenn es schief geht. Zumindest für den uninformierten Käufer können hier die Folgekosten beim Tierarzt die Anschaffungskosten bei weitem übersteigen. Da die Situation der Hemolivia-Infektion nun schon seit Jahren bekannt ist, stellt sich hier auch die Frage, warum plädieren eigentlich unsere Reptilientierärzte im Sinne des Verbraucherschutzes nicht für eine konsequente Blutuntersuchung bei solchen Importen. Letzteres wäre zumindest im Interesse eines präventiven Verbraucherschutzes oder steht dabei das finanzielle Interesse für die von den Käufern zu tragenden Folgekosten eher im Vordergrund?

Literatur

Široký, P., M. Kamler & D. Modry (2004): Long-term occurrence of Hemolivia cf. mauritanica (Apicomplexa: Adeleina: Haemogregarinidae) in captive Testudo marginata (Reptilia: Testudinidae): Evidence for cyclic merogony? – Journal of Parasitology 90(6): 1391-1393 oder Abstract-Archiv.

Široký, P., M. Kamler & D. Modry (2005): Prevalence of Hemolivia mauritanica (Apicomplexa: Adeleina: Haemogregarinidae) in natural populations of tortoises of the genus Testudo in the East Mediterranean region. – Folia Parasitologica, Prag 52(4): 359-361 oder Abstract-Archiv.

Široký, P., M. Kamler, F. L. Frye, P. Fictum & D. Modry (2007): Endogenous development of Hemolivia mauritanica (Apicomplexa: Adeleina: Haemogregarinidae) in the marginated tortoise Testudo marginata (Reptilia: Testudinidae): evidence from experimental infection. – Folia Parasitologica 54(1): 13-18 oder Abstract-Archiv.

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