Shaw, R. E., K. A. Farquharson, M. W. Bruford, D. J. Coates, C. P. Elliott, J. Mergeay, K. M. Ottewell, G. Segelbacher, S. Hoban, C. Hvilsom, S. Pérez-Espona, D. Ruņģis, F. Aravanopoulos, L. D. Bertola, H. Cotrim, K. Cox, V. Cubric-Curik, R. Ekblom, J. A. Godoy, M. K. Konopiński, L. Laikre, I.-R. M. Russo, N. Veličković, P. Vergeer, C. Vilà, V. Brajkovic, D. L. Field, W. P. Goodall-Copestake, F. Hailer, T. Hopley, F. E. Zachos, P. C. Alves, A. Biedrzycka, R. M. Binks, J. Buiteveld, E. Buzan, M. Byrne, B. Huntley, L. Iacolina, N. L. P. Keehnen, P. Klinga, A. Kopatz, S. Kurland, J. A. Leonard, C. Manfrin, A. Marchesini, M. A. Millar, P. Orozco-terWengel, J. Ottenburghs, D. Posledovich, P. B. Spencer, N. Tourvas, T. Unuk Nahberger, P. van Hooft, R. Verbylaite, C. Vernesi & C. E. Grueber (2025): Global meta-analysis shows action is needed to halt genetic diversity loss. – Nature: 2025.
Eine globale Metaanalyse zeigt das dringender Handlungsbedarf notwendig wird um den genetischen Diversitätsverlust zu stoppen.
DOI: 10.1038/s41586-024-08458-x ➚
Die Eindämmung des Verlusts der genetischen Vielfalt ist eine große globale Herausforderung für die biologische Vielfalt (Bálint et al., 2011; Cardinale et al., 2012; Kardos et al., 2021; Jaureguiberry et al., 2022). Um die jüngsten internationalen Verpflichtungen zur Erhaltung der genetischen Vielfalt innerhalb der Arten (5-6) zu erfüllen, müssen wir die Beziehungen zwischen Bedrohungen, Erhaltungsmanagement und der Veränderung der genetischen Vielfalt verstehen. Hier führen wir eine globale Analyse der Veränderung der genetischen Vielfalt mittels einer Meta-Analyse aller verfügbaren zeitlichen Maße der genetischen Vielfalt aus mehr als drei Jahrzehnten Forschung durch. Wir zeigen, dass die genetische Vielfalt innerhalb von Populationen über Zeiträume hinweg verloren geht, die wahrscheinlich durch menschliche Aktivitäten beeinflusst wurden, und dass einige Erhaltungsmaßnahmen diesen Verlust abmildern können. Unser Datensatz umfasst 628 Arten (Tiere, Pflanzen, Pilze und Chromosomen) aus allen terrestrischen und den meisten marinen Lebensräumen der Erde. Zwei Drittel der untersuchten Populationen sind bedroht, und für weniger als die Hälfte der untersuchten Populationen wurden Schutzmaßnahmen ergriffen. Der Verlust der genetischen Vielfalt tritt weltweit auf und ist für viele Arten, insbesondere für Vögel und Säugetiere, angesichts von Bedrohungen wie Landnutzungsänderungen, Krankheiten, abiotischen Naturphänomenen und Ernte oder Belästigung eine realistische Vorhersage. Erhaltungsstrategien, die darauf abzielen, die Umweltbedingungen zu verbessern, die Wachstumsraten der Populationen zu erhöhen und neue Individuen einzuführen (z. B. durch die Wiederherstellung der Vernetzung oder die Durchführung von Umsiedlungen), können die genetische Vielfalt erhalten oder sogar erhöhen. Unsere Ergebnisse unterstreichen den dringenden Bedarf an aktiven, genetisch fundierten Erhaltungsmaßnahmen, um den Verlust der genetischen Vielfalt aufzuhalten.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Obwohl die Arbeit hier im Abstract die Reptilien nicht adressiert, wurden auch sie innerhalb der Studie berücksichtigt, sofern entsprechende Daten verfügbar waren. Was diese Arbeit aber deutlich hervorhebt ist der Befund, dass dieser Verlust vielerorts nur zu bremsen ist, wenn wir Biotopnetzwerke aufrechterhalten oder wiederherstellen oder dass wir dort wo das nicht mehr möglich ist Umsiedlungen durchführen, um so die genetische Diversität zu erhöhen. Letzteres ist oder „hoffentlich war“ ein Punkt der in der Vergangenheit oft kontrovers diskutiert wurde, denn oft ging das ja so weit, dass die Artreinerhalter fast schon jede Lokalpopulation reinhalten wollten, obwohl man dabei wohl oft übersehen hat, dass die heutigen Populationen wohl erst durch unsere Landschaftseingriffe aufgespalten wurden. Siehe dazu auch die seit Jahren geführten Diskussionen bei Hall & Steidl, 2007; Lee, 2011; Cutuli et al., 2013; McGaugh, 2012 und Shoemaker et., al. (2013). Sicher ist das Thema ein kontroverses und auch lokale Anpassungen sind zu berücksichtigen, aber dennoch sollten wir erkennen, dass auch DE-Populationsstrukturierung und Hybridisierung auch schon unter natürlichen Bedingungen zur Erhaltung beigetragen haben und auch immer noch beitragen.
Literatur
Bálint, M., S. Domisch, C. H. M. Engelhardt, P. Haase, S. Lehrian, J. Sauer, K. Theissinger, S. U. Pauls & C. Nowak (2011): Cryptic biodiversity loss linked to global climate change. – Nature Climate Change 2011(1): 313–318; DOI: 10.1038/nclimate1191 ➚.
Cardinale, B. J., J. E. Duffy, A. Gonzalez, D. A. Hooper, C. Perrings, P. Venail, A. Narwani, G. M. Mace, D. Tilman, D.A. Wardle, A. P. Kinzig, G. C. Daily, M. Loreau, J. B. Grace, A. Larigauderie, D. S. Srivastava, & S. Naeem (2012): Biodiversity loss and its impact on humanity. – Nature 486(7401): 59-67 oder Abstract-Archiv.
Cutuli, G., M. Vannini & S. Fratini (2013): Demographic structure and genetic variability of a population of Testudo hermanni hermanni (Reptilia: Testudines: Testudinidae) from Southern Tuscany (Central Italy): a case of „happy-ending“ uncontrolled reintroduction. – Italian Journal of Zoology 80(4): 552-559 oder Abstract-Archiv.
Hall, D. H. & R. J. Steidl (2007): Movements, activity, and spacing of Sonoran mud turtles (Kinosternon sonoriense) in interrupted mountain streams. – Copeia 2007(2): 403-412 oder Abstract-Archiv.
Jaureguiberry, P., N. Titeux, M. Wiemers, D. E. Bowler, L. Coscieme, A. S. Golden, C. A. Guerra, U. Jacob, Y, Takahashi, J. Settele, S. Díaz, Z. Molnár & A. Purvis (2022): The direct drivers of recent global anthropogenic biodiversity loss. – Science Advances 8(45): eabm9982; DOI: 10.1126/sciadv.abm9982 ➚.
Kardos, M., E. E. Armstrong, S. W. Fitzpatrick, S. Hauser, P. W. Hedrick, J. M. Miller, D. A. Tallmon & W. C. Funk (2021): The crucial role of genome-wide genetic variation in conservation. – Proceedings of the National Academy of Sciences 118(48): e2104642118; DOI: 10.1073/pnas.2104642118 ➚.
Lee, H. (2011): Climate change, connectivity, and conservation success. – Conservation Biology 25(6): 1139-1142 oder Abstract-Archiv.
5. Convention on Biological Diversity (2022): Decision adopted by the Conference of the Parties to the Convention on Biological Diversity: 15/5 Monitoring framework for the Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (United Nations Environment Programme, 2022); Link: https://www.cbd.int/doc/decisions/cop-15/cop-15-dec-05-en.pdf ➚.
6. Convention on Biological Diversity (2022): Decision adopted by the Conference of the Parties to the Convention on Biological Diversity: 15/4 Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework (United Nations Environment Programme, 2022); Link: https://https://www.cbd.int/doc/decisions/cop-15/cop-15-dec-04-en.pdf ➚.
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