Burma-Sternschildkröte, Geochelone platynota, gut getarnt in trockener Vegetation – © Hans-Jürgen-Bidmon

Schumacher - 2012 - 01

Schumacher, V. L., C. J. Innis, M. M. Garner, G. R. Risatti, R. W. Nordhausen, K. Gilbert-Marcheterre, J. F. Wellehan Jr., A. L. Childress & S. Frasca Jr. (2012): Sulawesi tortoise adenovirus-1 in two impressed tortoises (Manouria impressa) and a Burmese star tortoise (Geochelone platynota). – Journal of Zoo and Wildlife Medicine 43(3): 501-510.

Sulawesi-Schildkrötenadenovirus-1 bei zwei Hinterindischen Landschildkröten (Manouria impressa) und einer Burmesischen Sternschildkröte (Geochelone platynota).

DOI: 10.1638/2011-0228R.1 ➚

Burma-Sternschildkröte, Geochelone platynota, – © Hans-Jürgen Bidmon
Burma-Sternschildkröte,
Geochelone platynota,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Der Sulawesi-Schildkrötenadenovirus-1 (STAdV-1) ist ein neuentdeckter Virus, der auch gefährdete und bedrohte Landschildkröten infiziert. Ursprünglich wurde dieser Virus bei einer Gruppe von 105 beschlagnahmten Sulawesischildkröten (Indotestudo forsteni) beschrieben. Diese 105 Schildkröten waren von der Turtle Survival Alliance auf fünf Lokalitäten, in den USA verteilt worden, die auch die notwendige veterinärmedizinische Versorgung gewährleisten konnten. In einer dreijährigen Periode seit dem initialen Ausbruch kam es in einer Multispezies-Schildkrötenkollektion, in der adenovirusinfizierte Sulawesischildkröten gepflegt und untergebracht waren, zum Tod von zwei Manouria impressa und einer Burmesischen Sternschildkröte (Geochelone platynota). Die sterbenden Manouria impressa zeigten eine systemische virale Infektion mit histopathologischen Anzeichen für Adenoviren. Adenoviren wurden anhand der Polymerasekettenreaktion und nachfolgender Sequenzierung der PCR-Produkte identifiziert. Die Sequenzierung zeigte, dass es sich bei dem Adenovirus, der die beiden Manouria impressa und die Burmesische Sternschildkröte infiziert hatte, um STAdV-1 handelte. Bei einer Manouria impressa wurde die virale Infektion mit der Transmissionselektronenmikroskopie bestätigt. Die In-situ-Hybridisierung anhand eines semiautomatischen Protokolls mit Fluorescein-markierten Riboproben identifizierte STAdV-1 Einschlüsse in Milz, Leber, Niere und Hoden einer Manouria. Der Einfluss dieses Virus‘ auf Gefangenschaftspopulationen und auf wildlebende Populationen von Landschildkröten ist bislang unbekannt, allerdings zeigen diese Befunde, dass STAdV-1 auf andere Schildkrötenspezies übertragen werden kann und zu Infektionen führt, wie dies bei diesen Hinterindischen Landschildkröten und der Burmesischen Sternschildkröte während einer gemeinsamen Unterbringung mit den Sulawesischildkröten passiert war.

Hinterindische Waldschildkröte, Manouria impressa, – © Hans-Jürgen Bidmon
Hinterindische Waldschildkröte,
Manouria impressa,
© Hans-Jürgen Bidmon

Kommentar von H.-J. Bidmon

Seien Sie rechtzeitig gewarnt!!!
Sicher kann man der TSA nur gut gemeinte Absichten unterstellen, den beschlagnahmten Schildkröten zu helfen. Aber wenn dieser neue Adenovirus von den Indotestudo forsteni auch nur per Übertragung während der Transportphase vor der Beschlagnahmung aufgenommen wurde, kann man nur von Glück reden, dass die infizierten Tiere nicht in die freie Wildbahn wieder ausgewildert wurden, sondern bislang nur Schaden in einer artifiziellen Multispezies-Kollektion der USA anrichteten. Seine Sie also in Bezug auf Tierübernahmen gewarnt und beachten Sie wenigstens die Hygiene- und Quarantänemaßnahmen (Pasmans et al. 2008). Außerdem sollte auch die TSA überlegen, wie sicher oder risikoreich es in Zukunft ist, beschlagnahmte Schildkröten mit möglicherweise noch unbekannten und deshalb auch vorher kaum festzustellenden Infektionen unter Schildkrötenhaltern zu verbreiten. Nicht dass irgendwann zukünftige Geschichtsschreibung zur Arterhaltungsbiologie zum Schluss kommen würde, dass eine gut gemeinte Aktion zur Agency for Systemic Transmission of Diseases mutiert hat (siehe auch Martel et al. 2009). Vor diesem Hintergrund bekommt auch die Arbeit von Pedrono (2011) eine ganz andere Gewichtung, denn was Pedrono selbst bei seinen Kostenabwägungen nicht berücksichtigt hat, ist eben dieses Gesundheitsrisiko in Tierhaltungen und auch die Kosten, um sie so niedrig wie möglich zu halten, wenn man sie schon nicht ganz ausschließen kann.

Literatur

Martel, A., S. Blahak, H. Vissenaekens & F. Pasmans (2009): Reintroduction of clinically healthy tortoises: the herpesvirus trojan horse. – Journal of Wildlife Diseases 45(1): 218-220 oder Abstract-Archiv.

Pasmans, F., S. Blahak, A. Martel & N. Pantchev (2008): Introducing reptiles into a captive collection: The role of the veterinarian. – Veterinary Journal 175(1): 53-68 oder Abstract-Archiv.

Pedrono, M. (2011): Wasted efforts: why captivity is not the best way to conserve species. – Madagascar Conservation & Development 6(2): 57-59 oder Abstract-Archiv.

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