Madagassische Schnabelbrustschildkröte, Astrochelys yniphora, – © Mario Brendgen

Pedrono - 2011 - 01

Pedrono, M. (2011): Wasted efforts: why captivity is not the best way to conserve species. – Madagascar Conservation & Development 6(2): 57-59.

Vergebene Liebesmühe: Warum Gefangenschaftshaltung nicht der beste Weg zur Erhaltung von Arten ist.

DOI: 10.4314/mcd.v6i2.3 ➚

Madagassische Schnabelbrustschildkröte, Astrochelys yniphora, – © Hilmar Hufer
Madagassische Schnabelbrustschildkröte,
Astrochelys yniphora,
© Hilmar Hufer

Erhaltungsstrategien für madagassische Wasser- und Landschildkröten basieren im Prinzip auf der Gefangenschaftsnachzucht der jeweiligen Arten mit dem Ziel, die Nachzuchten im natürlichen Habitat auszuwildern. Wenn man aber den derzeitigen Gefährdungsstatus für die endemischen madagassischen Schildkrötenarten zugrunde legt, muss man diesen Versuch als Fehlschlag bezeichnen. Anstatt die Vororterhaltung zu forcieren, wurden Nachzuchtprogramme als Alternative angesehen. Deshalb wird es wichtig, Erhaltungsstrategien zu entwickeln, die auf empirischen Daten basieren, anstatt jener, die nur auf der subjektiven Einschätzung (Vision) der NGOs (Nicht-Regierungsorganisationen) mit ihren stark favorisierten ex situ (Gefangenschaftszucht außerhalb der natürlichen Lebensräume) Erhaltungsprogrammen. Es gibt eigentlich nur die Möglichkeit, die Umstände zu bekämpfen, die für den Rückgang der natürlichen Bestände der madagassischen Schildkröten verantwortlich sind, um diese Arten in der freien Wildbahn zu erhalten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Dieses Abstract ist knapp gehalten, obwohl die Arbeit nicht nur auf die Situation der madagassischen Schildkröten, sondern auch auf die der bedrohten Lemurenbestände eingeht. Pedrono schildert dort sehr anschaulich, dass die nun über mehrere Jahrzehnte andauernden Nachzuchtprogramme von vergleichsweise geringem Erfolg sind. Selbst für die Schnabelbrustschildkröte, Astrochelys yniphora, wurden trotz vorhandener Nachzuchten die Auswilderungsmaßnahmen gestoppt, weil die Tiere schneller entwendet als erfolgreich ausgewildert waren. Auch bei den noch schwieriger zu haltenden, weil stressempfindlicheren Lemurennachzuchten kann man aufgrund des Habitatverlustes kaum auswildern. Außerdem wirft er die berechtigte Frage auf, ob diese Art der Erhaltung Sinn ergibt, denn sie kostet auch Geld, das vielleicht sinnvoller in Habitaterhaltungs- und Schutzmaßnahmen fließen könnte, wohingegen sich die ex situ Erhaltung weltweit eher zur Deckung des Bedarfs für die Tierhaltungen sowohl in Zoos als auch bei Tierliebhabern entwickelt hat und zunehmend Initiativen und Mittel in die falsche Richtung lenkt. Letztendlich stellt sich die Frage, wozu will man etwas erhalten, für das es keinen Lebensraum mehr gibt? Vor diesem Hintergrund wird auch wieder einmal klar, um was es beim Natur- und Artenschutz eigentlich geht: nämlich wie schon bei Lee (2011) klargestellt. in erster Linie doch um die Lebensraumerhaltung.

Literatur

Lee, H. (2011): Climate change, connectivity, and conservation success. – Conservation Biology 25(6): 1139-1142 oder Abstract-Archiv.

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