Ägyptische Landschildkröte, Testudo kleinmanni, – © Basim Rabia

Parham - 2006 - 01

Parham, J. F., J. R. Macey, T. J. Papenfuss, C. R. Feldman, O. Turkozan, R. Polymeni & J. Boore (2006): The phylogeny of Mediterranean tortoises and their close relatives based on complete mitochondrial genome sequences from museum specimens. – Molecular Phylogenetics Evolution 38(1): 50-64.

Die Abstammung der mediterranen Landschildkröten und ihrer nahen Verwandten anhand von deren kompletter mitochondrialer Genomsequenz aus Museumspräparaten.

DOI: 10.1016/j.ympev.2005.07.015 ➚

Chrysemys picta, – © Hans-Jürgen Bidmon
Zierschildkröte, Chrysemys picta,
© Hans-Jürgen-Bidmon

Als Teil eines laufenden Projekts zur Generierung einer mitochondrialen Datenbank für terrestrische Landschildkröten anhand von Museumsexemplaren wurde die komplette mitochondriale Genomsequenz für 10 Arten und etwa eine 14 kb-Sequenz für eine elfte Art beschrieben. Die Proben der gegenwärtigen Studie beziehen sich auf die mediterranen Landschildkröten (Gattung Testudo und nahe Verwandte). Unsere neuen Sequenzen wurden verglichen mit jenen von zwei testunoiden Wasserschildkröten aus der GenBank, Chrysemys picta (Zierschildkröte) und Mauremys reevesii (Chinesische Dreikielschildkröte), was zeigte, dass es eine Übereinstimmung für 14.858 Positionen gab, wovon 3.238 Parsimony-Information (Verwandtschaftsinformationen) enthielten. Wir entwickelten eine phylogenetische Taxonomie für Testudo und verwandte Spezies basierend auf den gut abzugrenzenden Kladen. Einige gut abgesicherte Knoten wurden aufgefunden, einschließlich der Monophylie von Testudo im engeren Sinne, T. kleinmanni + T. marginata (die Chersus-Klade), und die Platzierung der enigmatischen Afrikanischen Spaltenschildkröte (Malacochersus tornieri) innerhalb der hauptsächlich palearktischen großen Testudo-Gruppe (Testudona tax. nov.). Trotz der großen Menge an Sequenzen findet sich nur eine schwache statistische Absicherung für einige Knoten innerhalb der Testudona, so dass wir bislang keine Namensvorschläge für diese Gruppen unterbreiten.

Chinesische Dreikielschildkröte, Mauremys reevesii, – © Hans-Jürgen Bidmon
Chinesische Dreikielschildkröte,
Mauremys reevesii,
einjähriges Jungtier im Aquaterrarium
© Hans-Jürgen Bidmon

Eine vorläufige konservative Abschätzung der Divergenzzeiten (Aufspaltungszeiten) deutet auf das späte Miozän für die Aufspaltung der Testudona-Klade (vor 6-10 Millionen Jahren) hin, was mit den ersten fossilen Funden übereinstimmt. Die multikontinentale Ausbreitung der Testudona-Schildkröten erklärt sich durch die damals noch bestehenden Landverbindungen zwischen Europa, Afrika und Asien. Die Ankunft dieser Testudona-Schildkröten in Afrika erfolgte erst nach einer oder mehrerer Schildkröteninvasionen, die zur Entstehung der diversen (>25 Spezies) aus dem „Geochelone-Komplex“ geführt hatten. Zwei ungewöhnliche genomische Befunde wurden für die mtDNS von nur einer Landschildkröte beschrieben, M. tornieri: (1) der nad4 zeigt eine Verschiebung des Ableserahmens, der aus einer translationsbedingten Rahmenverschiebung der mRNS der Ribosomen während der Proteinsynthese und (2) fanden sich zwei Kopien für die Kontrollregion trnF, wobei die Letztere multiple Nukleotidsubstitutionen zeigte, die in einer Weise erfolgten, die vermuten lässt, dass jede Substitution durch die Selektion begünstigt und erhalten wurde.

 

 

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