DeRussy, A., K. Hurst, K. Schaffer, Z. Pu, L. Green & J. R. Mendelson (2013): Social behaviour in the context of a limited resource in juvenile tortoises (Manouria emys). – Herpetological Journal 23(3): 171-173.
Sozialverhalten im Kontext mit einer limitierten Ressource bei juvenilen Landschildkröten (Manouria emys).
DOI: None
Soziale Strukturen und Dominanzhierarchien sind für etliche Landschildkrötenspezies gut dokumentiert wobei sie meist für die geschlechtsreifen Adulttiere bekannt sind. Wir benutzten künstliche Höhlen um die Auswirkungen der Sozialstruktur und anderer Faktoren die die Dominanz zwischen juvenilen Burmesischen Bergschildkröten (Manouria emys) zu erfassen. Wir fanden, dass das Vorhandensein anderer Landschildkröten (Artgenossen) signifikant das häufigere benutzten der Höhlen durch größere Individuen gegenüber den kleineren stimuliert. Unsere Ergebnisse zeigen klar, dass eine Sozialstruktur bei juvenile Landschildkröten existiert und es liegt nahe, dass der Wert einer Ressource wie in diesem Fall die Höhlen dies zum Ausdruck bringt und wir vermuten, dass sich dieses Verhalten unter dem Einfluss verschiedener sozialer Bedingungen verändern kann.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Eine schöne Arbeit und Beobachtung, die zum einen wie die Autoren selbst ausführen, eine Sozialstruktur schon für eine von unseren Taxonomen als am „primitivsten“ eingestuften Schildkröten. Allein daraus sollte auch für jeden denkenden Nicht-Biologen oder Nicht-Akademiker klar sein, dass der taxonomische Ausdruck „primitiv“ im Sinne von „an der Basis des Stammbaums (Evolutionslinie) stehend“ rein gar nichts mit primitiv im Sinne von „einfach“ oder gar „dumm“ zu tun haben kann. Wenn es die Umwelt im Überlebenskontext fordert kann da beträchtliche intelligente Potenz im Spiel sein. Zum zweiten führt uns diese Arbeit den Satz „In einem Terrarium gibt es immer nur einen optimalsten Platz“ an einem praktischen Beispiel klar vor Augen. Etwas das wir ja oft leichtfertig bei der Terrarienhaltung gerne übersehen. So mancher Tierarzt kann da ein Lied von singen, wenn er bei der Anamnese zu hören bekommt „die halte ich alle gleich, die sind ja auch bis jetzt alle im selben Terrarium oder Gehege gewesen und alles ist bis jetzt gut gewesen.“ In jeder Gruppe wird es ab einem gewissen Zeitpunkt wenn nicht von Anfang an sogenannte Alphatiere geben, die sich durchsetzen und für sich die besten Plätze (Mikrohabitate) beanspruchen. Ja und auch das kann sich Kontext-abhängig ändern, wenn neu Tiere dazu kommen oder wenn durch das Wachstum die Nutzung von manchen zu klein werdenden Mikrohabitaten nicht mehr optimal möglich ist usw.. Spätestens dann kann es zu Stress und bei Dauerstress auch zur Immunsuppression und Krankheit kommen, oder zu Wachstumsveränderungen bei im positiven Sinne sehr sozialen Arten, wo es eben nicht gleich zu einer wirklichen Erkrankung kommt aber das Schildkrötchen, für das immer nur der trockenste Schlafplatz übrig bleibt etwas höckeriger wächst oder dass das Tier das immer in die kühlste Ecke gedrängt wird etwas langsamer wächst. Ja und weil das ganze Kontext-abhängig ist kann sich auch alles umkehren, denn wenn der bislang Dominanteste plötzlich zu groß geworden ist um ein bestimmtes Mikrohabitat optimal zu nutzen, dann auch er es sein der früher zu kümmern und zu erkranken beginnt als die nun noch kleiner gebliebenen die jetzt diesen Platz oder den Unterschlupf nutzen können. Sie sehen bei der Tierhaltung liegt es an uns durch Beobachtung diese Kontext-abhängigen Veränderungen rechtzeitig zu erkennen und entsprechend einzugreifen. Unsere Pfleglinge können sicher vieles selbst durch ererbte Fähigkeit zur Verhaltensplastizität kompensieren (siehe Bidmon, 2014), aber eben nur so weit es ihnen auch von ihrer Physiologie und Morphologie her möglich ist.
Literatur
Bidmon, H.-J. (2014): Kommentar zu: Golubović, A., M. Andjelkovic, D. Arsovski, A. Vujovic, V. Ikovic, S. Djordjevic & L. Tomovic (2014): Skills or strength-how tortoises cope with dense vegetation? – Acta Ethologica 17(3): 141-147 oder Abstract-Archiv.