Italienische Landschildkröte, Testudo hermanni hermanni, Fundort: Catalunya, Spain – © Victor Loehr

Di Ianni - 2015 - 02

Di Ianni, F., P. L. Dodi, C. S. Cabassi, I. Pelizzone, A. Sala, S. Cavirani, E. Parmigiani, F. Quintavalla & S. Taddei (2015): Conjunctival flora of clinically normal and diseased turtles and tortoises. – BMC Veterinary Research 11: 91.

Die Flora auf der Konjunctiva bei klinisch normalen und erkrankten Süßwasserschildkröten und Landschildkröten.

DOI: 10.1186/s12917-015-0405-x ➚

Hintergrund

Bei in menschlicher Obhut gehaltenen Wasser- und Landschildkröten sind Erkrankungen der Konjunctiva relativ häufig. Unser Ziel war eine Untersuchung der Bakterien- und Pilzflora die in den Augen von gesunden und erkrankten Schildkröten vorkommt und der Vergleich welche Unterschiede es zwischen Wasser- und Landschildkröten gibt.

Ergebnisse

Die Proben wurden auf der Konjunctiva unter dem Lid bei 34 kranken und gesunden Schildkröten (18 Landschildkröten und 16 Wasserschildkröten) gesammelt und einer bakteriologischen und mykologischen Untersuchung unterzogen. In allen Proben ließen sich Bakterienkulturen anziehen. Dreizehen Schildkröten (38 %), beherbergten nur eine einzige Bakterienspezies die als einziges Isolat gewonnen werden konnte während 21 Schildkröten (62 %) mehr als eine Spezies aufwiesen. Die Diagnose einer bakteriellen Augeninfektion war bei den Landschildkröten wesentlich häufiger als bei den Wasserschildkröten. Die am häufigsten isolierten Bakterien waren Bacillus spp. (13 Isolate), Staphylococcus xylosus (10 Isolate), Sphingomonas paucimobilis (6 Isolate), Staphylococcus sciuri und Aeromonas hydrophila/caviae (jeweils 5 Isolate), Ochrobactrum anthropi (3 Isolate), Citrobacter freundii, Enterobacter cloacae und Pseudomonas luteola (je 2 Isolate). Nur ein Isolat enthielt Kocuria varians/rosea, Staphylococcus aureus, Staphylococcus auricularis, Staphylococcus haemolyticus, Staphylococcus lentus, Morganella morganii, Pasteurella multocida, Pasteurella pneumotropica/haemolytica, Proteus spp., Pseudomonas putida, Salmonella enterica ssp. arizonae, Stenotrophomonas maltophilia und Vibrio parahaemolyticus. Bei 8 Tieren wurde Mycoplasma spp. und bei einem Tier mit schwerer Konjunctivitis wurde Chlamydia spp. mittels der PCR nachgewiesen. Candida spp. wurde auch bei zwei der gesunden Schildkröten gefunden.

Schlussfolgerung

Bei den Landschildkröten zeigte sich, dass ganz klar Gram–positive Isolate dominierten während bei den Wasserschildkröten fast nur Gram–negative Isolate gefunden wurden. Allerdings können wir die festgestellten Unterschiede nicht bestimmten Schildkrötenspezies zu ordnen, da es anscheinend andere Faktoren einschließlich der unterschiedlichen Haltungsbedingungen und die unterschiedlichen Gehegecharakteristika sind die dabei eine Rolle spielen. Fast alle isolierten Bakterienspezies können eine klinische Bedeutung haben wahrscheinlich hauptsächlich als opportunistische Pathogene sowohl für den Menschen wie auch für die Tiere. Das Schildkröten häufig Träger von Bakterien mit zoonotischem Potential speziell für Salmonella spp. sind ist hinlänglich bekannt. Deshalb ist es auch nicht überraschend, dass wir einen Stamm von Salmonella enterica ssp. arizonae in den Augen eines der getesteten Tiere fanden. Bemerkenswert ist allerdings der Befund von Chlamydia spp. in einem Fall mit schwerer Augenbindehautentzündung (Konjunctivitis), obwohl wir auch hier für diesen Einzelfall epidemiologisch keine Fall-Ursachen–Beziehung zwischen dem Vorhandensein von Chlamydia und der Erkrankung belegen können.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine interessante Arbeit, die aber derzeit noch keine konkreten therapeutisch nutzbaren Ergebnisse lieferte außer den Befund, dass bei der Behandlung einer Augenbindehautentzündung Antibiotika gegen Gram positive Bakterien angezeigter sind als bei Wasserschildkröten. Dennoch halte ich diese Studie für einen ausgesprochen guten Anfang der unbedingt einmal mit Proben von gesunden wildlebenden Schildkröten wiederholt werden sollte um einen Eindruck von einer natürlichen Augenbindehautflora zu bekommen, denn ich könnte mir vorstellen, dass man dann auch bessere Chancen hätte die wirklich krankheitsassoziierten Erreger dingfest zu machen.