Paraiba-Krötenkopfschildkröte, Ranacephala hogei, auch Mesoclemmys hogei – © Rafael M. Valadao

De Arruda Pinto - 2024 - 01

De Arruda Pinto, H. B., R. M. Valadão, A. F. A. de Andrade, F. R. D. Batista & P. Jr. De Marco (2024): Assessing Brazilian turtles' vulnerability BY USING species distribution models AND dispersal constraints. – Biodiversity and Conservation 33(2):1-17.

Erhebung zur Gefährdung brasilianischer Wasserschildkröten unter Anwendung von Artverbreitungsmodellen und Beschränkungen für deren Ausbreitung.

DOI: 10.1007/s10531-024-02782-4 ➚

Williams Krötenkopfschildkröte, Phrynops williamsi, – © Rafael M. Valadão
Williams Krötenkopfschildkröte,
Phrynops williamsi,
© Rafael M. Valadão

Bei den meisten Bewertungen des Erhaltungszustands brasilianischer Schildkröten werden die Kriterien der IUCN für das geographische Verbreitungsgebiet nach dem Minimum Convex Polygon (MCP) angewandt. Diese Technik führt oft zu einer Über- oder Unterschätzung der geografischen Verbreitung von seltenen, gefährdeten oder bedrohten Arten. Wir wollten zeigen, dass die Verwendung von Artenverbreitungsmodellen (SDM) bei der Bewertung des geografischen Verbreitungsgebiets von Schildkröten genauer sein könnte als bei der Verwendung des konvexen Minimalpolygons. Wir reduzierten die Überschätzung des Vorkommens von Arten, indem wir Ausbreitungsbeschränkungen hinzufügen, was eine Unter- oder Überschätzung der Auswirkungen von bedrohlichen Ereignissen verhindert. Das aus dem MCP abgeleitete Vorkommen war im Durchschnitt 31 % höher als das des SDM und lag zwischen 4 und 311 % höher. Anhand der übrigen Lebensraumvariablen konnten wir feststellen, dass der Lebensraumverlust innerhalb des vorhergesagten Verbreitungsgebiets von 1985 bis 2019 um 79 % zugenommen hat und die abgeleitete Fragmentierung der Population um 161 % angestiegen ist. Die Verbreitung der Schildkröten Acanthochelys radiolata, Acanthochelys spixii, Hydromedusa maximiliani, Hydromedusa tectifera, Mesoclemmys vanderhaegei, Phrynops williamsi und Ranacephala hogei ist stark fragmentiert, wobei der größte Teil ihres Vorkommens in kleinflächige Fragmente aufgeteilt ist, die den Fortbestand der jeweiligen Art nicht gewährleisten können. Unsere Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, SDM in Kombination mit Ausbreitungsbeschränkungen zu verwenden, da sie von zukünftigen Informationen über die Ausbreitungskapazität von Schildkröten profitieren können. Darüber hinaus ist es durch das Hinzufügen von Umweltebenen zu dieser Kombination möglich, Prozesse zu erörtern, die durch die Fragmentierung von Lebensräumen beeinflusst werden, wie z. B. die Fragmentierung von Populationen der jeweiligen Arten, ein Aspekt, der für die Bewertung der Überlebensfähigkeit von Populationen und des lokalen Aussterberisikos von wesentlicher Bedeutung ist.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Auch hier ein Beispiel für noch vorhandene und oft unterschätzte Verbreitungsgebietsgrößen für erhaltenswerte, bedrohte Arten, die aber schon so fragmentiert sind, dass sie ein Überleben der einzelnen Populationen der jeweiligen Art in dem jeweiligen Fragment nicht mehr garantieren können. Auch hier würde eigentlich nur eine gemanagte Zusammenführung und die Schaffung von Verbindungskorridoren helfen. Letztere dürften in Zeiten des prognostizierten Klimawandels (Murali et al., 2023; Bouchard et al., 2022; Dutcher et al., 2020; Lee, 2011 sowie die dortigen Kommentare).

Literatur

Bouchard, C., É. Lord, N. Tessier & R.-J. Lapointe (2022): Applying novel connectivity networks to wood turtle populations to provide comprehensive conservation management strategies for species at risk. – PLoS One 17(8): e0271797 oder Abstract-Archiv.

Dutcher, K. E., A. G. Vandergast, T. C. Esque, A. Mitelberg, M. D. Matocq, J. S. Heaton & K. E. Nussear (2020): Genes in space: what Mojave desert tortoise genetics can tell us about landscape connectivity. – Conservation Genetics 21(4): 289-303 oder Abstract-Archiv.

Lee, H. (2011): Climate change, connectivity, and conservation success. – Conservation Biology 25(6): 1139-1142 oder Abstract-Archiv.

Murali, G., T. Iwamura, S. Meiri & U.Roll (2023): Future temperature extremes threaten land vertebrates . – Nature 615(7952): 461-467 oder Abstract-Archiv.

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