Zeltschildkröte, Psammobates tentorius tentorius, – © Thomas E. J. Leuteritz

Zhao - 2019 - 01

Zhao, Z., N. Heideman, P. Grobler, A. Jordaan, P. Bester & M. D. Hofmeyr (2019): Unraveling the diversification and systematic puzzle of the highly polymorphic Psammobates tentorius (Bell, 1828) complex (Reptilia: Testudinidae) through phylogenetic analyses and species delimitation approaches. & Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research 58(1): 308-326.

Das Aufschlüsseln des systematischen Abstammungspuzzles des hochgradig polymorphen Psammobates tentorius (Bell, 1818) – Komplex (Reptilia: Testudinidae) durch phylogenetische Analysen und Artverbreitungsabgrenzungsansätzen.

DOI: 10.1111/jzs.12338 ➚

Nördliche Höcker-Landschildkröte, Psammobates tentorius verroxii, – © Victor Loehr
Nördliche Höcker-Landschildkröte,
Psammobates tentorius verroxii,
ein weibliches Tier,
Fundort: Western Cape, South Africa
© Victor Loehr ➚

Das hohe Maß an phänotypischer Diversität bei den südafrikanischen Zeltschildkröten (Psammobates tentorius-Komplex) hat für Dekaden die Systematiker davon abgehalten eine stabile Taxonomie für diese Gruppe auszuarbeiten. Hier verwendeten wir ein umfassendes DNS-Sequenz-Datenset (mtDNS: Cytb, ND4, ND4 benachbarte tRNS-His und tRNS-Ser, 12S, 16S; und nDNS: PRLR Gene) von 455 Exemplaren in Kombination mit den neuesten phylogentischen und Artverbreitungsabgrenzungsdaten in einem analytischen Ansatz, um dieses seit langem bestehende systematische P. tentorius-Komplex-Puzzle zu lösen. Unsere Ergebnisse zeigen für die mtDNS und nDNS nicht übereinstimmende Befunde mit einer nur schwach unterstützten nDNS-basierten phylogenetischen Differenzierung der drei bislang anerkannten Unterarten und sie zeigen, dass es zu potentiellen Hybridizierungen in einigen der Verbreitungsregionen gekommen ist. Im Kontrast dazu identifizierte die verknüpfte mtDNS-Phylogenie sieben operationale taxonomische Einheiten mit deutlicher Abgrenzung. Die Kladen 1, 4, 5 und 7 korrespondierten mit den Landschildkröten die als P. t. tentorius beschrieben sind und Klade 3 mit jenen die als P. t. trimeni sowie die Kladen 2 und 6 mit denen die als P. t. verroxii bekannt sind. Unsere Analysen zeigen widersprüchliche Topologien für die Einordnung der der Klade 6 (P. t. verroxii im Norden des Orange-Flusses) mit einer strengeren Unterstützung als Schwesterklade zu den Kladen 2 + 3 als zu den anderen Kladen. Kladen 1, 2, und 6 haben eine signifikant höhere genetische Diversität als die Kladen 3, 4, 5, und 7 wahrscheinlich deshalb, weil sie wesentlich größere Areale besiedeln. Das Potential für eine zukünftige Kladenausbreitung scheint für Klade 1 und 6 als hoch, insbesondere für die Klade 6 die das höchste Maß an Diversität innerhalb der eigenen Klade aufweist. Zusätzliche Forschungsarbeit unter Einbezug der Mikrosatelliten-DNS, phylogeographischen Erhebungen und morphologischen Variationsanalysen zwischen den Kladen sind essentiell, um ein Verständnis für die adaptive Ausbreitung des P. tentorius–Komplex zu entwickeln und zu verstehen welche Modifizierungen ihre Taxonomie geprägt haben.

Zeltschildkröte, Psammobates tentorius tentorius, – © Thomas E. J. Leuteritz
Zeltschildkröte,
Psammobates tentorius tentorius,
© Thomas E. J. Leuteritz

Kommentar von H.-J. Bidmon

Das ist sicher ein guter taxonomischer Versuch die Evolution dieses Komplexes aufzuklären. Allerdings frage ich mich immer, ob es nicht wichtiger wäre diese personellen und finanziellen Mittel besser dafür zu nutzen den gesamten Komplex zu schützen und die dortigen Lebensräume zu erhalten. Denn die taxonomische Aufspaltung wird doch nur wieder dazu genutzt eine Prioritätenliste zu erstellen, um seltenste Klade am stärksten zu schützen. Letztendlich wissen wir aber längst nicht ob das Zielführend ist, da wir die vielen Faktoren die deren Überleben in der Natur beeinflussen ja noch gar nicht kennen. Sicher die Argumentation – Man kann nur schützen was man kennt – mag ja eine gewisse Berechtigung haben, aber nutzt uns das derzeit noch etwas. Letztendlich wird fast jede neu identifizierte Art gleich als gefährdet eingestuft. Eigentlich wäre es doch ausreichend und wahrscheinlich auch kostengünstiger jede „geographische Einheit“ unter Schutz zu stellen und Tierentnahmen, wenn überhaupt, nur dort zu erlauben wo eine noch hohe Populationsdichte festgestellt werden kann.

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