Glattrückige Schlangenhalsschildkröte, Chelodina longicollis, – © Anthony Santoro

Van Dyke - 2023 - 01

Van Dyke, J. U., L. M. McPhan, K. Howard, T. Hamilton, L. Ross & R. J. Watts (2023): Effects of wetland connectivity on overwintering and movement behaviours of Australian freshwater turtles. – Austral Ecology 48(8): 1681-1699.

Die Auswirkungen der Feuchtgebietskonnektivität auf die Überwinterung und das Wanderungsverhaltensmuster bei australischen Süßwasserschildkröten.

DOI: 10.1111/aec.13450 ➚

Breitrand-Spitzkopfschildkröte, Emydura macquarii, – © Bruce C. Chessman
Breitrand-Spitzkopfschildkröte,
Emydura macquarii,
© Bruce C. Chessman

Süßwasserschildkröten stellen wichtige Konsumenten in den australischen Süßwassersystemen dar. Sie fungieren als Aasverzehrer, Nährstoffregulatoren sowie auch als Nahrungsressource und als Totems für die traditionellen Bewohner Australiens. Trotz ihrer wichtigen Bedeutung befinden sich die meisten australischen Süßwasserschildkrötenarten im Rückgang. Der Einfluss des winterlichen Austrocknens der Feuchtgebiete auf die Schildkrötenpopulationen ist bislang unbekannt, obwohl der Einfluss der winterlichen Bedingungen auf die überwinternden Schildkröten einen wesentlichen, zusätzlichen Einfluss auf deren Mortalitätsraten haben kann. Wir zielten darauf ab, die Reaktionen der Schildkröten auf die saisonalen und episodischen Austrocknungsereignisse in den Feuchtgebieten mittels der akustischen Telemetrie und durch Fallenfänge zu erfassen. Dazu wurden Feuchtgebiete ausgewählt, die eine breite Spanne an hydrologischen Konnektivitäten zum benachbarten Edward/Kolety-Wakool-Fluss aufwiesen. Wir fanden, dass die besenderten Emydura macquarii typischerweise die Feuchtgebiete die keinen Kontakt zum permanenten Fluss hatten schon lange vor Einsetzen des Winters verließen, um im Fluss zu überwintern. Weibliche E. macquarii besiedelten danach ihre heimatlichen Feuchtgebiete im Frühjahr sehr schnell (also die Feuchtgebiete in denen sie ursprünglich markiert worden waren), wohingegen die Männchen eine Tendenz zeigten das Untersuchungsareal zu verlassen und nur gelegentlich dorthin zurückzukehren. Obwohl wir nicht in der Lage waren ein echtes winterliches Austrocknungsereignis zu beobachten beobachteten wir aber ein teilweises Austrocknen während des Sommers. Allerdings für alle drei lokale Schildkrötenarten (E. macquarii, Chelodina expansa, C. longicollis) zeigte sich, dass sie ihre Feuchtgebiete lange vor dem Einsetzen der Wintertrockenheit verlassen und zwar deutlich bevor die Austrocknung zur Gefahr werden könnte. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Schildkröten in diesen Feuchtgebietssystem vor den Unbillen des Winters dadurch geschützt sind, da sie rechtzeitig vor Winterbeginn zum permanent Wasser führend Fluss abwandern. Das Verbringen des Winters im Hauptfluss reduziert das Risiko während der Feuchtgebietsaustrocknung und bei abfallenden Temperaturen in den Gebieten gefangen zu sein.

Glattrückige Schlangenhalsschildkröte, Chelodina longicollis, – © Stefan Thierfeldt
Glattrückige Schlangenhalsschildkröte,
Chelodina longicollis,
© Stefan Thierfeldt

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine schöne praktische Arbeit zur Lebensweise dieser lokalen Schildkrötenpopulationen, die auch klar herausstellt, dass auch diese drei australischen Schildkrötenarten durchaus zur saisonalen Navigation wie sie von Krochmal et al. (2021) für Chrysemys picta beschrieben wurde befähigt sein müssen. Was mich dabei wundert ist, dass sich die Männchen in Bezug auf die Rückbesiedlung ihrer ursprünglichen Feuchtgebiete im Frühjahr so anders verhalten als die Weibchen. Ist das auch eine geschlechtsspezifische, hormonell gesteuerte Verhaltensweise zur Minimierung der Inzucht und zur Aufrechterhaltung einer genetischen Konnektivität innerhalb der Gesamt-(Großraum)-Population der jeweiligen Spezies?

Literatur

Krochmal, A. R., T. C. Roth & N. T. Simmons (2021): My way is the highway: the role of plasticity in learning complex migration routes. – Animal Behaviour 174(2): 161-167 oder Abstract-Archiv.

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