Stabell, E. D. & D. Steel (2018): Precaution and Fairness: A Framework for Distributing Costs of Protection from Environmental Risks. – Journal of Agricultural and Environmental Ethics 31(1): 55-71.
Vorsorge und Fairness: Ein Rahmenwerk zur Verteilung der Kosten zum Schutz vor Umweltrisiken.
DOI: 10.1007/s10806-018-9709-8 ➚
Es gibt eine vielfältige und ausführliche Literatur darüber wie das Prinzip der Vorsorge zu verstehen ist und ab wann Vorsichtsmaßnahmen zu treffen sind. Es gibt aber relativ wenige Diskussionen wie die Kosten für Schutzmaßnahmen fair zu verteilen wären. Wir adressieren hier dieses Problem indem wir ein allgemein gültiges Rahmenwerk postulieren wie entschieden werden könnte wie die Verteilung der Kosten für Vorsichts- bzw. Schutzmaßnahmen vorzunehmen wären das aus einer Reihe von Standardprinzipien besteht die sowohl Verzicht, Rechte und die Befähigung zur Bezahlung berücksichtigen. Dieses Rahmenwerk orientiert sich sehr stark an pragmatischen Umsetzungen wie eine solche Verteilung das aktuelle Verhalten beeinflussen wird. Es ist dazu gedacht Entscheidungsträger daran zu erinnern systematischer über die Verteilungskonsequenzen nachzudenken und entsprechende Vorbeugemaßnahmen zu ergreifen und dadurch ihre Entscheidungsfindung zu verbessern. Wir betrachten dazu zwei Fallstudien. Zum einen das Verbot des Meeresschildkrötenfangs in Costa Rica und zum zweiten den eines Abbauprojekts in der Tiefsee in Papua New Guinea um zu zeigen wie dieses Rahmenwerk angewandt werden kann.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Diese Arbeit bezieht sich mal auf etwas ganz anderes als die üblichen Arbeiten zum Natur- und/oder Umweltschutz, denn hier geht es um die ethischen Aspekte und die Konsequenzen solcher Maßnahmen für die Bevölkerung. Wenn man z. B. etwas wie den Fang von Schildkröten zur Suppenherstellung verbietet gibt es dabei immer Verlierer und vielleicht auch Gewinner. Verlierer sind in dem Fall die Fischer und Fabrikarbeiter und Gewinner sind jene Bevölkerungsgruppen die jetzt an den geschützten Niststränden über den Tourismus ihr Einkommen erarbeiten können und wo es auch möglich wird die ehemaligen Gewinner und derzeitigen Verlierer nämlich die Fischer mit in die neuen Möglichkeiten des Gelderwerbs mit einzubeziehen. Anders ist es bei dem Minenprojekt wo ausländische Firmen Milliardengewinne mit seltenen Erzen erzielen aber nur geringe Millionenbeträge an die Regierungen zahlen, die dann auch noch bei der darunter leidenden Bevölkerung nicht ankommen. Also ein Problem das wenn auch in anderer Form uns hier betrifft, denn auch wir müssen zwischen den Gewinnern und Verlieren z. b. beim Ausstieg aus der Kohleverstromung nachdenken und sehen wer und wie die Kosten gerecht verteilt werden können. Gleiches gilt beim Einsatz oder Verbot von Pestiziden von der Landwirtschaft. Ja und wie eine einseitige und nahezu allein zutragende Last für den Steuerzahler im negativsten Fall aussieht haben wir beim Ausstieg aus der Kernenergie vor Augen. Hier wurde die Erforschung vom Steuerzahler finanziert ebenso wie die Subventionen zum Kraftwerksbau, die Gewinne wurden in Form von Dividenden nur an die Aktionäre verteilt und die Entsorgungskosten des Atommülls trägt auch nach den neuesten politischen Beschlüssen fast ausschließlich und vor allem sehr langfristig der Steuerzahler, weil viel zu wenig Rücklagen während der Gewinnjahre gebildet wurden. Letzteres wurde natürlich auch von der Politik geduldet, weil auch Politiker oder gar ganze Gemeinden zu den Aktionären gehörten. Man kann fast sagen hier wurden Gelder der Stromkunden umverteilt ohne sie als Steuern deklarieren zu müssen, wenn die Dividenden wie z. B in Essen in die Gemeindekasse flossen.
Ja und genauso müssen wir heute abwägen wer die Kosten für den Dieselbetrug tragen soll. Die betrogenen Kunden oder die Konzerne? Wobei ich mir aber auch vorstellen kann, dass wenn die Kosten für die Konzerne zu hoch würden Teile der Belegschafft sich um ihre Arbeitsplätze sorgen. Hier ist wirklich die Politik gefragt als Souverän des Volkes gefragt auch im Sinne der Gesellschaft faire Entscheidungen zu treffen. Sie sehen es ist nicht einfach. Ja selbst solche häufig im Artenschutz diskutierten Maßnahmen wie der Verzicht auf den Import von Exoten wirft diese Frage auf, denn in den Exportländern leben davon auch Menschen die es vielleicht sogar viel schwerer hätten einen anderen Job zu finden als wenn hier ein Reptiliengroßhändler sich nach einer neuen Geschäftsidee umsehen müsste .