Maurische Bachschildkröte, Mauremys leprosa, – © Hans-Jürgen Bidmon

Slimani - 2018 - 01

Slimani, T., M. S. El Hassani, E. H. El Mouden, M. Bonnet, P. Bustamante, F. Brischoux, M. Brault-Favrou & X. Bonnet (2018): Large-scale geographic patterns of mercury contamination in Morocco revealed by freshwater turtles. – Environmental Science and Pollution Research 25(3): 2350-2360.

Das großräumige geographische Muster der Quecksilberkontamination in Marokko aufgezeigt anhand von Süßwasserschildkröten.

DOI: 10.1007/s11356-017-0643-5 ➚

Maurische Bachschildkröte, Mauremys leprosa, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Bachschildkröte,
Mauremys leprosa,
© Hans-Jürgen Bidmon

Quecksilber (Hg) ist eine toxische Komponente die in den meisten aquatischen Ökosystemen vorkommt. Hohe Konzentrationen stellen aber eine sehr ernste Gefahr für die Organismen und die menschliche Gesundheit dar. Bislang konzentrierten sich frühere Studien nur auf wenige Länder und somit bleibt die Umweltgefährdung die von Hg-Kontaminationen ausgeht für viele geographische Regionen relativ unbekannt und insbesondere für Nordafrika gibt es so gut wie keine Informationen. Wir überprüften hier die Kontamination mit Hg an 13 Orten in Marokko (12 Flüssen und einem See) die sich über eine große Fläche verteilen 400km in Nord-Süd- und 350km in West-Ost-Richtung die verschiedene biographische Zonen beinhaltet die durch das Atlasgebirge getrennt werden. Aufgrund ihrer Langlebigkeit und ihrer Standorttreue benutzten wir Süßwasserschildkröten als biologische Proben zur Erfassung der Hg-Belastungen. Keratinisierte (verhornte) Gewebe speichern Hg für lange Zeit und deshalb untersuchten wir die Hg-Konzentrationen in den Krallen von mehr als 200 Individuen und wir ergänzten diese Daten mit den aktuellen Hg-Konzentrationen im Blut von mehr als 60 Individuen (Blut liefert Daten zur Kurzzeitbelastung mit Hg). Die Ergebnisse liefern ein erstes großräumiges Bild zur Hg-Kontamination in den Süßgewässersystemen von Marokko. Vergleiche mit früheren Studien zeigten, dass einige der Orte sehr hohe Belastungen aufwiesen (z.B. durchschnittliche Hg- Konzentrationen lagen über 5µg/g) was eine sehr hohe Konzentration für verhornte Gewebe darstellt. Im Gegensatz dazu gab es an anderen Lokalitäten nur moderat erhöhte Konzentrationen oder Normalbefunde. Unerwarteter Weise lagen alle hoch kontaminierten Orte in den weniger besiedelten Regionen während die dichter besiedelten urbanisierten nördlichen Lokalitäten einschließlich der Abwasseranlagen der großen Städte keine hohen Kontaminationen aufwiesen. Wir stellen daher die Hypothese auf, dass die hohen Kontaminationen im südlichen Hohen Atlas im Zusammenhang mit den Silberminen stehen deren Abwässer die Abflüsse und Flusstäler aus dem Gebirge über lange Strecken mit Hg kontaminieren. Diese Befunde deuten an, dass Fisch, und Wassergebrauch durch die lokale Bevölkerung weiterhin überwacht oder gar eingeschränkt werden sollte.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Wie viele Arten sich zu vergiften gibt es noch? In Anbetracht unserer derzeitigen Situation muss man sich schon fragen ob wir uns nicht unser Wohlstandsleben nur noch über Umweltbelastung und Vergiftung erkaufen. Siehe auch Kommentare zu Muñoz & Vermeiren, (2018) sowie Perrault et al., (2011) und die dortige Literatur.

Literatur

Muñoz, C. C. & P. Vermeiren (2018): Profiles of environmental contaminants in hawksbill turtle egg yolks reflect local to distant pollution sources among nesting beaches in the Yucatán Peninsula, Mexico. – Marine Environmental Research 135: 43-54 oder Abstract-Archiv.

Perrault, J., J. Wyneken, L. J. Thompson, C. Johnson & D. L. Miller (2011): Why are hatching and emergence success low? Mercury and selenium concentrations in nesting leatherback sea turtles (Dermochelys coriacea) and their young in Florida. – Marine Pollution Bulletin 62(8): 1671-1682 oder Abstract-Archiv.

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