Großkopfschildkröte, Platysternon megacephalum, aus dem Diaoluoshan Naturreservat – © Fanrong Xiao

Shen - 2011 - 01

Shen, J. W., D. A. Pike & W. G. Du (2011): Movements and Microhabitat Use of Translocated Big-Headed Turtles (Platysternon megacephalum) in Southern China. – Chelonian Conservation and Biology 9(2): 154-161.

Bewegungsmuster und Mikrohabitatnutzung von ausgewilderten Großkopfschildkröten (Platysternon megacephalum) im südlichen China.

DOI: 10.2744/CCB-0833.1 ➚

Großkopfschildkröte, Platysternon megacephalum, – © Hans-Jürgen Bidmon
Großkopfschildkröte,
Platysternon megacephalum,
© Hans-Jürgen Bidmon

Asiatische Schildkröten sind während der letzten Dekade von einem substantiellen Rückgang betroffen, weil wildlebende Individuen im großen Maßstab für die Ernährung, als Haustiere und für den medizinischen Markt gesammelt werden. Diese Umstände behinderten Studien zur Ökologie und Lebensweise der Schildkröten in ihren Ursprungshabitaten, da viele Arten so selten geworden sind, dass sie einfach für Studienzwecke nicht mehr verfügbar sind. Eine Möglichkeit solche Populationen wieder zu etablieren oder aufzustocken, besteht entweder in der Translokation von in der Wildnis gefangenen Individuen oder der Aussetzung von Individuen, die aus Farmen stammen. Eine erfolgreiche Translokation ist zum Teil davon abhängig, ob die Individuen eine gewisse Standorttreue zeigen. Wir siedelten 16 Großkopfschildkröten, Platysternon megacephalum im Süden Chinas um, um ihre Wanderungen und Mikrohabitatnutzung im Freiland zu erfassen. Außerdem wollen wir die gewonnenen Informationen verwenden, um den Nutzen und die Durchführbarkeit solcher Translokationen als Möglichkeit zur Arterhaltung dieser Spezies zu analysieren. Umgesiedelte Schildkröten wandern nur über sehr kurze Strecken (täglich von 0-89,6 m), wobei Männchen weitere Strecken als Weibchen zurücklegen. Während der Wanderungen legen beide Geschlechter die größten Strecken nachts zurück. Zusätzlich zeigte sich, dass Großkopfschildkröten selten terrestrische Habitate aufsuchen. Die maximale Entfernung vom Wasser betrug 5,8 m, wobei dieses Individuum die meiste Zeit versteckt in seinem Unterschlupf verblieb. Einige geschlechtsspezifische Unterschiede in Bezug zur Mikrohabitatnutzung waren auffällig. Weibchen waren weniger häufig zu finden und verbrachten mehr Zeit an Land (was hauptsächlich während der Nistsaison auffiel). Ebenso blieben Weibchen näher am Bachufer und sie bevorzugten flachere Wasserstellen und verwendeten unterschiedliche Verstecke im Vergleich zu Männchen. Die sehr kurzen Wanderstrecken in Kombination mit ihrer Standorttreue zu nahe am Bach gelegenen Orten sowie ihr verstecktes Verhalten lassen vermuten, dass Platysternon megacephalum ein guter Kandidat für größer angelegte Umsiedlungsversuche ist. Nach unserem Wissensstand ist dies die erste publizierte Studie zur Erfassung der Bewegungsmuster und der Habitatnutzung bei umgesiedelten, semiaquatischen bzw. aquatischen Schildkröten außerhalb Europas, und es ist die erste publizierte Telemetriestudie bei Schildkröten des chinesischen Festlands.

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