Lederschildkröte, Dermochelys coriacea, auf Grenada nistend – © Kate Charles, Ocean Spirits Inc.

Mills Flemming - 2010 - 01

Mills Flemming, J., I. D. Johnsen, R. A. Myers & C. A. Field (2010): Hierarchical state-space estimation of leatherback turtle navigation ability. – PLoS One 5(12): e14245.

Hierarchische Stadium-Raum-Abschätzungen für die Navigationsfähigkeiten von Lederrückenschildkröten.

DOI: 10.1371/journal.pone.0014245 ➚

Lederschildkröte, Dermochelys coriacea, – © Jeanette Wyneken
Lederschildkröte,
Dermochelys coriacea,
© Jeanette Wyneken

Telemetrie-Technologien haben beeindruckende Wanderungsmuster die bis vor Kurzem vollkommen unbekannt waren geliefert. Modelle zur optimalen Nutzung solcher Datensätze entwickelten sich allerdings langsamer. Hier stellen wir ein hierarchisches Bayes Stadium-Raum-Rahmenwerk vor, das es uns erlaubt die Telemetrie-Daten unterschiedlicher Tiere aus Datensammlungen zu kombinieren um Aussagen und Beziehungen sowohl auf individuellem Niveau wie auch auf höheren Ebenen zu gewinnen. Wir formulieren Modelle die es uns erlauben die Navigationsfähigkeiten von Tieren abzuschätzen und zeigen wie Informationen von vielen Tieren kombiniert werden können um zu verbesserten Erhebungen zu kommen. Zusätzlich zeigen wir wie formale Hypothesentests in Bezug auf die Navigationsfähigkeiten, mit Hilfe dieses Modells, leicht durchzuführen sind. Anhand von Daten aus der Argos-Satelliten-Telemetrie von 14 Lederrückenschildkröten, 7 Männchen und 7 Weibchen, während ihrer südwärts Wanderung von Nova Scotia, Canada. Wir fanden heraus, dass der „Kreis der Konfusion“ (gemeint ist der Radius um den Aufenthaltsort der Tiere innerhalb dessen sie nicht in der Lage sind ihre Position genau zu bestimmen) ungefähr 96 km beträgt. Dieser Schätzwert lässt vermuten, dass die Schildkrötennavigation nicht sehr genau sein muss, insbesondere dann wenn sie auf zuverlässigere Signale nahe ihres Reiseziels zurückgreifen können. Zudem fanden wir bei diesen 14 Schildkröten keine Anzeichen dafür, dass sich die Navigationsfähigkeiten von Männchen und Weibchen unterscheiden. Weil unsere Methode auf nur minimalen Annahmen über den Wanderungsprozess selbst beruht kann unser Verfahren zur Abschätzung und zum Vergleich der Navigationsfähigkeiten für viele wandernde Spezies eingesetzt werden, die elektronische Telemetrie-Einheiten tragen können.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Na ja mag da mancher sagen – 96 km sind ganz schön viel – kann man da überhaupt noch von gezielter Navigation sprechen? Nun für jeden der schon GPS-süchtig ist mag das so erscheinen, aber damit haben die Tiere in etwa den gleichen oder sogar einem kleineren Abweichungsradius als so manches frühere Segelschiff oder auch U-Boot des zweiten Weltkriegs, das bei bedecktem Himmel eine zeitlang ohne Besteck fahren musste. Trotzdem waren die meisten in der Lage ihr Ziel zu finden.
Diesbezüglich möchte ich den Spieß mal umdrehen und behaupten, dass die Einführung des „Navigationsgerätes“ eine der größten Erfindungen für die zukünftige Friedensicherung auf diesem Planten darstellt. Denn wenn sich alle nur noch mit Navigationsgerät orientieren können braucht man eigentlich nur noch die entsprechenden Satelliten abschalten und keiner wüsste mehr wohin. Das wäre doch mal ein Vorschlag der UN die Oberhoheit über alle der Navigation dienenden Satellitensysteme im Rahmen einer globalen Friedensicherung zu übertragen.

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