Heleno, R. H., J. M. Olesen, M. Nogales P. Vargas & A. Traveset (2013): Seed dispersal networks in the Galapagos and the consequences of alien plant invasions. – Proceedings of the Royal Society of London Series B – Biological Sciences 280(1750): 20122112.
Samenverbreitungsnetzwerke auf den Galapagosinseln und deren Konsequenzen für die Invasion mit fremden Pflanzen.
Fremde Pflanzen sind eine zunehmende Bedrohung für das einzigartige Galapagosbiom. Wir untersuchten den Einfluss fremder Pflanzen auf acht Samenverbreitungsnetzwerke auf zwei Inseln des Archipels. Annähernd 10.000 intakte Samen von 58 Pflanzenarten wurden in Kothaufen von 18 Vogel- und Reptilienarten gesammelt, die als Verbreiter fungieren. Zu den Pflanzeninvasoren zählen Lantana camara, Rubus niveus und Psidium guajava, wobei die beiden letzteren durch ihre asynchrone Fruchtproduktion im Vergleich zu einheimischen Arten bezüglich der Aufnahme und Verbreitung profitieren. Lavaechsen verbreiteten die Samen von 27 Pflanzenarten und stellen damit die Hauptgruppe der Verbreiter, gefolgt von kleinen Erdfinken, zwei Nachtigallarten, der Riesenschildkröte und zwei eigentlich insektivorer Vogelarten. Die meisten Tiere verbreiteten Samen von fremden Pflanzen, obwohl diese einen relativ kleinen Anteil darstellten. Nichtsdestotrotz war die Aufnahme von Samen von invasiven Pflanzen auf der Insel höher, die schon über einen längeren Zeitraum von ihnen besiedelt worden war, was nahelegt, dass es eine Zeitverzögerung zwischen dem Zeitpunkt der Pflanzeninvasion und der Aufnahme ins Samenverbreitungsnetzwerk durch Tiere gibt. Fremde Pflanzen spezialisieren sich zunehmend mit der fortschreitenden Invasion, was zu einer vereinfachteren Pflanzen- und Verbreitergemeinschaften führt. Allerdings zeichnete sich ab, dass nur der Habitattyp einen signifikanten Einfluss auf die Netzwerkstruktur hat. Fremde Pflanzen werden hauptsächlich über zwei Wege verbreitet: Trockenfruchtpflanzen werden bevorzugt von den Finken verbreitet, während fleischig-fruchtende Pflanzen von anderen Vögeln und den Reptilien verbreitet werden.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Auch solche Arbeiten, die eher botanisch ausgerichtet sind, tragen zum Verständnis der Wildtierernährung unter natürlichen Bedingungen bei. Deshalb lernen wir um einmal nicht zu sehr über das Abstract hinauszugehen, zumindest, dass auch Schildkröten zu den Fruchtfressern zählen – etwas das ja manche als für die Haltung völlig abwegig abtun. In der Natur gehört es anscheinend zur Normalität und sollte unter Berücksichtigung der Umstände (siehe Bidmon 2009) auch zur Ergänzung des Speiseplans in der Haltung dienen. Siehe auch Pemberton & Gilchrist (2009).
Literatur
Bidmon, H.-J. (2009): Ernährungsgrundlagen und Darmpassagezeiten bei herbivoren Landschildkröten – oder wie selektierende Nahrungsgeneralisten auch unter extremen Bedingungen überleben: Eine Übersicht. – Schildkröten im Fokus 6(1): 3-26 ➚.
Pemberton, J. W. & J. S. Gilchrist (2009): Foraging behavior and diet preferences of a released population of giant tortoises in the Seychelles. – Chelonian Conservation and Biology 8(1): 57-65 oder Abstract-Archiv.
Galerien
Chelonoidis nigra – Galapagos-Riesenschildkröte