Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina carolina, ein männliches Exemplar aus der Piedmont Ökoregion – © Ashley Graham

Graham - 2022 - 01

Graham, A., J. Nguyen & K. Sasaki (2022): Woodland Box Turtle (Terrapene carolina carolina) Abundance Declines with Increasing Urban Land Use in the Piedmont. – Ichthyology & Herpetology 110(4): 705–713.

Die Häufigkeit von waldbewohnenden Östlichen Dosenschildkröten (Terrapene carolina carolina) sinkt mit zunehmender Urbanisierung im Piedmont.

DOI: 10.1643/h2022001 ➚

Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina, – © Hans-Jürgen Bidmon
Carolina-Dosenschildkröte,
Terrapene carolina,
© Hans-Jürgen Bidmon

Urbanisierung gefährdet zunehmend wildlebende Organismen und die Ausdehnung urbaner Flächen verdreifacht sich bis zum Jahr 2030. Allerdings die Rolle die dabei die Urbanisierung in Bezug zu Populationsabnahmen spielt ist für viele Spezies unzureichend verstanden. Um herauszufinden welche Rolle dabei die Urbanisierung in Bezug auf die Bestandsabnahmen für waldbewohnende Dosenschildkröten (Terrapene carolina carolina) spielt, schätzten wir die Abundanz für die Dosenschildkröten mittels einer visuellen Bestandserhebung in einem bestimmten Zeitfenster in 11 Waldflächen entlang eines Urbanisierungsgradienten in einer rasch zunehmenden Urbanisierungsregion innerhalb der Piedmont-Ökoregion. Wir untersuchten die Beziehung zwischen der Abundanz von weiblichen und männlichen Dosenschildkröten und den unterschiedlichen Variationen bei der Landflächenbedeckung (z. B. Bodenversiegelung) die als Maß für die Urbanisierungsintensität (Waldbedeckung, undurchlässige Oberflächenversiegelung und Straßendichte) angesehen werden kann. Anhand von drei räumlichen Skalen (kreisförmige Arealflächen mit einem Radius von 500 m, 1.500 m und 2.500 m um jedes Erfassungsareal) quantifizierten wir den Urbanisierungsgrad um damit die potentiellen Auswirkungen in Bezug auf die Arealfläche und Landschaftsform darzustellen. Die Vorkommenshäufigkeit der Weibchen nahm am stärksten mit der Zunahme bei der Flächenversiegelung innerhalb eines Oberflächenareals mit einem Radius von 500 m ab, aber die Abnahme erfolgte mit einem geringeren Ausmaß bei Abnahme der Waldbedeckung und bei der Zunahme der Straßendichte, wobei diese Variablen jeweils 42 %, 31 % und 29 % der unterschiedlichen Abnahmefaktoren erklärten. Die Abundanz für die Männchen sankt am stärksten mit der Verringerung bei der Waldbedeckung und zwar sowohl bei einem Flächenradius von 2.500 m wie auch bei 500 m Radius, aber nur jeweils 18 % und 14 % erklärten sich durch die 2 Unterschiede bei den Erfassungsflächenradien. Die beobachtete negative Beziehung zwischen urbaner Landbedeckung und der Vorkommenshäufigkeit der Dosenschildkröten legt nahe, dass die Urbanisierung insbesondere bei den Weibchen zum Bestandrückgang führt. Wir empfehlen die Erhaltung oder Wiederherstellung größerer urbaner Waldflächen da diese wichtig sind um das Langzeitvorkommen von Östlichen Dosenschildkröten innerhalb zunehmender Siedlungsflächen zu gewährleisten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun, ob die Erhaltung solch urbaner Waldflächen wirklich das Langzeitüberleben von Dosenschildkrötenpopulationen sichern kann bleibt fraglich. Sicherlich verzögert es das Aussterben längerfristig. Aber während meiner Zeit war ich oft in einer großen Waldfläche zwischen zwei dichter besiedelten Ortschaften in North Carolina unweit der Piedmont-Region unterwegs und in den Jahren 1988-1991 konnte man dort entlang eines Bachlaufs auf einer Strecke von ungefähr 1,5 km durchaus von Juli bis September bis zu 25 Dosenschildkröten aufspüren und beobachten. Bei meinem letzten Besuch im August 2017 habe ich nicht nur den Weg entlang des Bachlaufs, sondern die Seitenwege durch die angrenzenden Waldflächen mehrmals abgesucht und keine mehr gefunden, obwohl die Waldfläche nicht kleiner geworden war. Der Unterschied war lediglich, dass die an diese Waldfläche angrenzenden Siedlungen damals noch alles Neubaugebiete waren die gerade entstanden waren. Heute sind sie schon länger bewohnt und die angrenzenden Waldflächen werden jetzt auch viel intensiver durch die Anrainer für den Freizeitsport genutzt, denn die Anzahl an Joggern, Spaziergängern und Radfahren hatte deutlich zugenommen gegenüber den früheren Jahren. Sicher mögen die Schildkröten dort nicht völlig verschwunden sein, denn es wird immer noch auf den Straßen die eine oder andere angefahren, aber von einer drastischen Bestandabnahme würde ich dennoch ausgehen. Wobei man auch bedenken sollte, dass man bei solch langlebigen Spezies beim Fund von vereinzelten adulten Exemplaren oft längst nicht mehr davon ausgehen kann, dass die Population noch überlebensfähig ist. (Siehe auch Dodd et al., 2016.

Literatur

Dodd, C. K., V. Rolland & M. K. Oli (2016): Consequences of individual removal on persistence of a protected population of long-lived turtles. – Animal Conservation 19(4): 369-379 oder Abstract-Archiv.

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