Spornschildkröte, Centrochelys sulcata, – © Hans-Jürgen Bidmon

Ardjima - 2020 - 01

Ardjima, L., E. M. Hema, S. Konate, D. Sirima, B. G. Kabre, F. Petrozzi, J. E. Fa & L. Luiselli (2020): Unleashing the potential of local captive populations for conservation in the West African savannahs – The case study of the African spurred tortoise. – Acta Oecologica 105: 103581.

Die Nutzung des Potentials von lokalen in Gefangenschaft gehaltenen Populationen in Westafrikanischen Savannen – Eine Fallstudie für die afrikanische Spornschildkröte.

DOI: 10.1016/j.actao.2020.103581 ➚

Centrochelys sulcata, – © Hans-Jürgen Bidmon
Spornschildkröte,
Centrochelys sulcata,
© Hans-Jürgen Bidmon

Wir analysierten die Populationscharakteristika bei afrikanischen Spornschildkröten (Centrochelys sulcata) die in den Städten von Burkina Faso (Westafrika) in menschlicher Obhut gehalten wurden. Dabei handelt es sich um ein Land in dem diese Art natürlich vorkommt. Wir konzentrierten uns im Wesentlichen auf zwei Städte; die Hauptstadt, Ouagadougou die auch die Größte des Landes ist und Fada N'Gourma eine im Osten des Landes gelegen Stadt. Wir fanden 50 Haushalte in Ouagadougou und 14 in Fada in denen Spornschildkröten gehalten wurden.
Wir zählten insgesamt 310 Schildkröten und von 281 Individuen erfassten wir die morphometrischen Daten. Zusätzlich gab es Berichte über 63 weitere Spornschildkröten an anderen Orten in Ouagadougou aber der Zutritt zu diesen Tieren wurde von den Besitzern verweigert. Die meisten der in Ouagadougou gehalten Schildkröten waren jung und es ergab sich ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis. In Fada, handelte es bei der Mehrheit der Schildkröten um adulte Exemplare und es lag ebenfalls ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis vor. Die Populationsstrukturen unterschieden sich zwischen den Städten wobei etwa 30 % der Individuen in der Stadt Fada aus der lokalen Umgebung der Stadt eingesammelt worden waren. Die Körpergröße der Spornschildkröten beider Städte unterschieden sich in Bezug aufs Geschlecht. Wobei die Männchen signifikant schwerer waren und sie hatten sowohl einen längeren Carapax wie auch ein längeres Plastron als die Weibchen. Die Körperkondition war für beide Städte Ouagadougou und Fada ähnlich wobei aber die adulten Exemplare im Vergleich zu ihrem Optimalgewicht untergewichtig waren. Die Verteilung der Schildkrötenzahlen in Bezug zu den Stadteilen zeigte das es in beiden Städten zu bestimmten Konzentrationsorten kam. Die Schildkrötenhalter unterschieden sich in Bezug auf ihren sozioökonomischen Hintergrund. Die meisten Schildkröten wurden omnivor ernährt, aber einige wurden auch strikt herbivor gefüttert. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass hier ein signifikantes Potential besteht, dass sich die Schildkrötenbesitzer mit ihren Tieren an einem kooperativen Zuchtprogramm in menschlicher Obhut beteiligen um Nachzuchtindividuen für die Wiederauswilderung zu züchten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher ist das Ansinnen der Autoren gut gemeint, aber wir sollten dabei durchaus überlegen ob die Gefahr der Einschleppung von Krankheitserregern nicht die größere Gefahr bei solchen Wiederauswilderungsaktionen mit sich bringen könnte. Letzteres könne eventuell sogar die noch existierenden natürlichen Bestände zukünftig stärker bedrohen als sie es heute schon sind (siehe dazu Mullin et al., 2020). Denn gerade durch Krankheitserreger ohnehin schon belastete Populationen haben es auch schwerer sich gegen andere Faktoren wie Umweltstress zu behaupten. Zu Letzterem gehört sicher auch die Desertifikation, denn derzeit breitet sich die Sahara pro Jahr etwa 50 km weiter nach Süden aus, so dass es nur eine Frage der Zeit sein wird wann auch diese Bestände, wenn nicht heute schon, dann doch später davon betroffen sein werden. Insofern wären wohl entsprechende Schutzmaßnahmen und Habitaterhaltungsmaßnahmen die sicherere Vorgehensweise.

Literatur

Mullin, D., R. C. White, A. M. Lentini, R. J. Brooks, K. R. Beriault & J. D. Litzgus (2020): Predation and disease limit population recovery following 15 years of headstarting an endangered freshwater turtle. – Biological Conservation 245: 108496 oder Abstract-Archiv.

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