Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon

Anadon - 2006 - 01

Anadon, J.D., A. Gimenez, M. Martinez, J. Martinez, I. Perez & M. A. Esteve (2006): Factors determining the distribution of the spur-thighed tortoise Testudo graeca in south-east Spain: a hierarchical approach. – Ecography 29(3): 339-346.

Faktoren, die die Verteilung der Maurischen Landschildkröte Testudo graeca in Südostspanien bestimmen: Ein hierarchischer Ansatz

DOI: 10.1111/j.2006.0906-7590.04486.x ➚

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

Diese Arbeit stellt den ersten Versuch dar, die Beziehungen zwischen Habitat und Spezies für eine terrestrische Schildkrötenart großräumig und anhand vielfältiger Parameter zu modellieren. Wir wendeten die hierarchische Varianzpartitionierungsmethode für Generalisiert-Lineare-Modelle (GLMs) an mit dem Vorkommen von Schildkröten in 1 km² großen Parzellen als Antwortvariable. Wir postulierten die Existenz eines hierarchischen Schemas von Faktoren (beinhaltet waren Klima, Relief, Gesteinsformation und Landnutzung), welches die Verteilung (Vorkommenshäufigkeit) von Testudo graeca in Südostspanien bestimmt. Wir identifizierten auch die Umweltvariablen, die innerhalb eines Faktors das größte Erklärungspotential getrennt für die Lokalität versus Gesamtlandschaft haben. Es zeigte sich, dass die hierarchische Reihenfolge: Klima, gefolgt von Relief und Gesteinsformation (Bodengrund, Mineralien), gefolgt von Landnutzung, sich als die wichtigsten Faktoren abzeichneten, die einen Einfluss auf die Verteilung von T. graeca in Südostspanien haben und somit das lokale Auftreten der Spezies in ihrem Gesamtverbreitungsgebiet festlegen. Univariate Modelle zeigten deutlich, dass die wesentlichen Komponenten der bestimmenden Klimafaktoren die Regenmenge und die erreichten Extreme in der Minimaltemperatur waren, zwei Faktoren, die in Beziehung standen zu der Länge der jährlichen Aktivitätsperiode und zur Produktivität. Letztendlich ließ die multifaktorielle Dekomposition vermuten, dass auch Nachbarhabitate und lokale Dynamiken eine wichtige Rolle für die Verteilung der Art in der Landschaft spielen könnten.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher ein guter Beleg dafür, welche Rolle den einzelnen Komponenten in Bezug auf die Habitatvoraussetzungen zukommt. Allerdings in Bezug auf eine gute, klassisch synökologische Lebensraumbeurteilung scheint mir diese Faktorenmodulation nicht viel Neues zu liefern, denn dass ausreichend Wasser sowohl ein Garant für ausreichend ernährenden Pflanzenwuchs ist, ist auch ohne Modellierung eine essentielle Überlebensvoraussetzung. Ebenso ist die Erkenntnis voraussehbar, dass die Maxima bei den Tiefsttemperaturen entscheidend sind, denn wer in zu kurzen Abständen regelmäßig erfriert, wird den Landstrich nicht lange besiedeln. Insofern hat diese Modellierung meiner Meinung nach nur grundlegend Bekanntes bestätigt, sich aber noch nicht als sensitiv genug erwiesen, um auch die weniger auf begrenzenden Extremen beruhenden Faktoren zu ermitteln. Nämlich jene, die vielleicht nicht das Vorkommen einer Art nach dem „Alles oder Nichts-Prinzip“ festlegen, die aber die Vorkommenshäufigkeit oder die Optimalbedingungen für ein Habitat aufzeigen.

Galerien