Terekay-Schienenschildkröte, Podocnemis unifilis – © José Erickson

Ponce de Leão - 2019 - 01

Ponce de Leão, S., S. Famelli & R. C. Vogt (2019): Home Range of Yellow-Spotted Amazon River Turtles (Podocnemis unifilis) (Testudines: Podocnemididae) in the Trombetas River Biological Reserve, Pará, Brazil. – Chelonian Conservation and Biology 18 (1): 10-18.

Lebensraumgröße für die Gelbgefleckte Amazonas-Arrauschildkröte (Podocnemis unifilis) (Testudines: Podocnemididae) im Trombetas-Fluss-Bio-Reservat, Pará, Brasilien.

DOI: 10.2744/CCB-1273.1 ➚

Terekay-Schienenschildkröte, Podocnemis unifilis – © José Erickson
Terekay-Schienenschildkröte,
Podocnemis unifilis,
© José Erickson

Es wurden adulte Podocnemis unifilis mit der Methode des VHF-Radiotrackings von September 2013 bis September 2014 im Rio Trombetas Bio-Reservat, Pará, Brasilien überwacht. Unser Ziel war es zu analysieren wie diese Spezies ihren Lebensraum nahe der Niststrände nutzt indem wir die errechneten Lebensraumgrößen und deren Überlappung erfassten. Es wurden dazu Transmitter an 10 Männchen und 10 Weibchen angebracht. Die durchschnittliche genutzte Lebensraumgröße (Home range) lag anhand der Kalkulationen nach der Fixed-Kernel (FK)-Methode mit 95 %-iger Wahrscheinlichkeit bei 79,28 ± 77,08 ha (0,56–215,07 ha; n = 13). Die durchschnittlichen Überlappungsareale der Tiere lagen bei 14 %, FK95 % (0,02 %–81 %; n = 13) und bei 5 % mit FK50 % (0,1 %–23 %; n = 9). Es ergaben sich signifikante Unterschiede bei der durchschnittlichen Arealüberlappung zwischen Weibchen und Männchen. Die genauere Analyse der überlappenden Aktivitätszentren ermittelt nach der FK50 % ist von extremer Bedeutung für die Etablierung von Erhaltungsstrategien innerhalb der Managementpläne für diese Art innerhalb des Reservats. Wir konnten zwei Areale mit hoher Bedeutung für die Erhaltung der Schildkrötenpopulation anhand der Häufigkeit der Überlappungen (Aktivitätszentren) identifizieren: Das erste wurde während der Trockenzeit identifiziert und zwar anhand von kleinen Überlappungen von sieben Schildkröten direkt unterhalb der Nistlokalitäten an den lehmigen Ufern innerhalb des Lago Jacaré; das zweite Aktivitätszentrum wurde während der Regenzeit erkennbar da sich eine Konzentration größerer Überlappungsareale bei 6 Schildkröten ergab und zwar in einem offenen überfluteten Waldgebiet. Es wird erkennbar, dass es nicht nur wichtig ist die Niststrände während der Trockenzeit unter Schutz zu stellen, sondern auch die überfluteten Waldgebiete die intensiv während der Regenzeit genutzt werden sowie die Kanäle die die überfluteten Waldflächen und Seen miteinader verbinden. In Bezug auf das Erhaltungsmanagement ist es notwendig den Schutz der Niststrände kontinuierlich während der Trockenzeit aufrecht zu erhalten. Der Schutz der Waldflächen die während der Regenzeit überflutet werden und die die Seen verbindenden Kanäle sollte ganzjährig erfolgen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher fragt sich mancher warum nicht auch die Nistplätze ganzjährig geschützt werden müssen? Aber hier muss man berücksichtigen, dass sich diese oft mit dem Flusssystem und den Überschwemmungen verlagern, sodass es notwendig ist dort den Schutzstatus regional anzupassen wohingegen die weiträumigen Überschwemmungsflächen im Regenwald die den Tieren ihre Nahrung liefern komplett erhalten werden müssen, da den Tieren sonst die stabilen Versorgungsareale genommen würden. Diese Beschreibung macht auch deutlich wozu sich hier in der Evolution und Habitatanpassung ein vokales Kommunikationsrepertoire zwischen Müttern und Schlüpflingen evolviert hat, da die Mütter die sicheren Wege durch diese zeitlich begrenzt überfluteten Waldregionen anlernen müssen (siehe dazu auch den Kommentar zu Ferrara et al., 2013).

Literatur

Ferrara, C. R., R. C. Vogt & R. S. Sousa-Lima (2013): Turtle Vocalizations as the First Evidence of Posthatching Parental Care in Chelonians. – Journal of Comparative Psychology 127(1): 24-32 oder Abstract-Archiv.

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