Santa-Cruz-Riesenschildkröte, Chelonoidis porteri, ein senderbestückter Schlüpfling auf Santa Cruz – © Stephen Blake

Pike - 2021 - 01

Pike, K. N., S. Blake, F. Cabrera, I. J. Gordon & L. Schwarzkopf (2021): Body size, sex and high philopatry influence the use of agricultural land by Galapagos giant tortoises. – Oryx 56(1): 16-25.

Körpergröße, Geschlecht und hohe Philopatrie beeinflussen die Nutzung von Agrarflächen durch Galapagos-Riesenschildkröten.

DOI: 10.1017/S0030605320001167 ➚

Santa-Cruz-Riesenschildkröte, Chelonoidis porteri, – © Stephen Blake
Santa-Cruz-Riesenschildkröte,
Chelonoidis porteri, ein senderbestückter Schlüpfling
auf Santa Cruz
© Stephen Blake

Während die landwirtschaftlichen Flächen ausgeweitet werden bedingt dieses Vorgehen zunehmende Probleme zwischen Wildtieren und deren Nutzung von Anbauflächen. Das Verständnis für solche Vorgänge ist äußerst wichtig um diese Konflikte zwischen Menschen und Wildtieren im Sinne einer friedlichen Coexsistenz zu managen. Wir untersuchten hier die Muster der räumlichen Flächennutzung für die beiden hochgradig gefährdeten Galapagosschildkröten, Chelonoidis porteri und Chelonoidis donfaustoi auf Privatbesitz und landwirtschaftlichen Anbauflächen (Farmen) auf der Insel Santa Cruz auf der sich zunehmend ein Konflikt zwischen den Ansprüchen der Farmer und den Wildtieren entwickelt. Wir nutzten GPS-Daten von 45 mit Sendern bestückten Landschildkröten die über einen Zeitraum von 9 Jahren gesammelt wurden unter Einbezug der Daten zu der charakteristischen Agrarflächennutzung um die Faktoren zu identifizieren die die Wanderungen sowie die Habitate und die Flächennutzung durch die Schildkröten innerhalb des Farmlands beeinflussen. Neunundsechzig Prozent der besenderten Schildkröten nutzten die Agrarflächen auf denen sie sich durchschnittlich für etwa 150 Tage aufhielten ehe sie zurück auf die Flächen des Nationalparks wanderten. Große männliche Schildkröten nutzten die landwirtschaftlichen Nutzflächen häufiger und länger als Weibchen und kleinere Individuen. Die Schildkröten erwiesen sich als philopatrisch (standorttreu; durchschnittliche Überschneidung der Farmlandbesuche = 88,7 ± SE 2,9 %) wobei im Schnitt vier Farmen aufgesucht wurden und dabei wurden pro Saison etwa 2,9 ± SE 0,3 Hektar genutzt. Wir diskutieren hier die Charakteristika der Landnutzung durch die Schildkröten und deren Schlussfolgerungen für das Erhaltungsmanagement der Schildkröten in Bezug zur Koexistenz mit den Farmern.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun diese Arbeit ergab aber auch, dass die Schildkröten meist weniger als 10 % der Agrarflächen nutzten und sogar nur etwa 1 % zur Nahrungsaufnahme nutzten. Diese Nutzung erfolgte saisonal und geschlechtsspezifisch (Weibchen von Oktober bis Februar; Männchen von August bis Januar) wobei die Periodenlänge für die individuelle Nutzungsdauer von der Größe der jeweiligen Schildkröte abhängig war. Was man aber hierbei auch berücksichtigen sollte ist, dass die saisonalen Wanderungen der Schildkröten ins Hochland einem natürlichen Verhalten der Tiere entspricht und es eigentlich nicht die Schuld der Schildkröten ist, dass dieses Hochland eben auch die geeigneten Flächen für die Landwirtschaft bietet. Insofern sehen wir hier, dass selbst auf diesem Paradebeispiel zum Studium der Evolution die Prioritäten hin zur menschlichen Nutzung zunehmend verschoben werden. Letzteres geschah und geschieht ja weltweit und insofern lernen wir daraus nur, dass auch die besondere Stellung dieses Archipels kaum Ausnahmen zulässt.

Galerien