Amerikanische Sumpfschildkröte, Emydoidea blandingii, ein Jungtier – © James Harding

Howes - 2009 - 01

Howes, B. J., J. B. Brown, H. L. Gibbs, T. B. Herman, S. W. Mockford, K.A. Prior & P. J. Weatherhead (2009): Directional gene flow patterns in disjunct populations of the black ratsnake (Pantheropis obsoletus) and the Blanding's turtle (Emydoidea blandingii). – Conservation Genetics 10(2): 407-417.

Direktionale Genflussmuster in nicht-verbundenen Populationen der Erdnatter (Pantheropis obsoletus) und der Amerikanischen Sumpfschildkröte (Emydoidea blandingii)

DOI: 10.1007/s10592-008-9607-0 ➚

Amerikanische Sumpfschildkröte, Emydoidea blandingii, – © James Harding
Amerikanische Sumpfschildkröte,
Emydoidea blandingii,
© James Harding

Die Abschätzung und Aufrechterhaltung von Konnektivität zwischen Lokalpopulationen ist ein wichtiges Ziel für die Erhaltung vieler bedrohter Spezies. Wir benutzten die Bayesian-Statistik und Coalescent-Theroie zur Abschätzung des kurzfristigen und langfristigen gerichteten Genfluss zwischen den Subpopulationen von zwei Reptilienarten, die in Kanada als so genannte periphere Populationen geographisch getrennt und abgeschnittenen vom Hauptverbreitungsgebiet ihrer jeweiligen Spezies vorkommen, die Erdnatter und die Amerikanische Sumpfschildkröte.
Die Abschätzung des gerichteten Genflusses wurde dann zum Studium der Konnektivität zwischen den Populationen und der potentiellen genetischen Zu- und Abwanderung (source-sink dynamics) genutzt. Für beide Spezies ergaben unsere Abschätzungen des direktionalen kurz- bis langfristigen Genflusses wesentlich niedrigere Schätzwerte als dies aus vorhergehenden F (ST) Messungen anzunehmen gewesen wäre. Die kurz- und langfristigen Genflussabschätzungen waren für die beiden Spezies unterschiedlich. Das lässt vermuten, dass die Populationsdynamiken für beide Spezies temporären Variationen (Unterschieden) unterworfen waren. Die Abschätzungen des direktionalen Genflusses wurden dann weiterhin dazu benutzt, die spezifischen Subpopulationen zu identifizieren, für die es eine hohe Erhaltungspriorität gibt, weil sie zu jenen zählen, aus denen Individuen zu anderen Subpopulationen abwandern, und die somit für den Genexport eine wichtige Bedeutung haben.
Zusammenfassend zeigen unsere Ergebnisse, dass ausgereiftere Studienmethoden der Populationsgenetik sehr wertvolle Informationen für die Erhaltung bedrohter Arten liefern. Dazu gehört auch die bidirektionale Erhebung der Konnektivität zwischen Subpopulationen, die von wesentlich unzuverlässigeren Annahmen ausgehen, als dies bei den traditionelleren (älteren) Analyseverfahren der Fall war. Solche Informationen können von den Arterhaltungspraktikern vor Ort genutzt werden, um aus geographischer Sicht ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich funktionelle Metapopulationen erhalten lassen, und um festzustellen, welche Habitatkorridore innerhalb einer bestimmten Landschaftsform die wichtigsten sind, um die Konnektivität zwischen den Subpopulationen aufrecht zu erhalten sowie um im Hinblick auf die Erhaltung der Metapopulation eine Prioritätenliste zu erstellen, die das Ziel verfolgt, bestimmten Subpopulationen als potentiellen Genressourcen (Genexporteure) die höchste Priorität zuzuweisen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine wichtige Arbeit von genereller Bedeutung für die praktische Arterhaltung siehe Kommentar zu Howeth et al. (2008).

Literatur

Howeth, J. G., S. E: McGaugh & D. A. Hendrickson (2008): Contrasting demographic and genetic estimates of dispersal in the endangered Coahuilan box turtle: a contemporary approach to conservation. – Molecular Ecology 17(19): 4209-4221 oder Abstract-Archiv.

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