Großkopfschildkröte, Platysternon megacephalum, aus dem Diaoluoshan Naturreservat – © Fanrong Xiao

Gong - 2019 - 01

Gong, S., L. Hua, Y. Ge & D. Cao (2019): Unique multiple paternity in the endangered big-headed turtle (Platysternon megacephalum) in an ex situ population in South China. – Ecology and Evolution 9(17): 9869-9877.

Das eindeutige Vorkommen multipler Vaterschaften bei der gefährdeten Großkopfschildkröte (Platysternon megacephalum) in einer Ex situ-Population in Südchina.

DOI: 10.1002/ece3.5528 ➚

Großkopfschildkröte, Platysternon megacephalum, – © Hilmar Hufer
Großkopfschildkröte,
Platysternon megacephalum,
© Hilmar Hufer

Das Wissen über das Paarungsverhalten und die Reproduktionsstrategien von bedrohten Spezies ist wesentlich für die Nachzucht in menschlicher Obhut. Die Großkopfschildkröte (Platysternon megacephalum) gehört zu den bedrohtesten Schildkrötenarten der Welt. Gefangenschaftsnachzucht und Wiederauswilderung sind unverzichtbar für die Etablierung wildlebender P. megacephalum-Populationen innerhalb ihres historisch belegten Verbreitungsgebiets in China wo die Ursprungspopulationen schon ausgerottet wurden. Allerdings gestaltet sich die Gefangenschaftsnachzucht von P. megacephalum als schwierig und dies könnte an bislang unklaren Reproduktionsstrategien und speziellen Verhaltensweisen (z. B. aggressivem Temperament und Territorialverhalten) liegen. In dieser Studie realisierten wir die erfolgreiche Gefangenschaftsnachzucht von P. megacephalum indem wir eine Nachbildung der natürlichen Bedingungen nutzten und anschließend deren Paarungssystem anhand von Mikrosatellitenmarkern aufklärten. Insgesamt untersuchten wir 16 Gelege mit insgesamt 79 Eiern von P. megacephalum wovon 52 Eier während zweier Reproduktionssaisons erfolgreich schlüpften. Von den 15 Gelegen aus denen Junge schlüpften waren in 6 (40 %) der Gelege Mehrfachvaterschaften nachweisbar. Es ergab sich keine signifikante Korrelation zwischen den Gelegegrößen und den multiplen Vaterschaften und es bestand auch keine signifikante Beziehung zwischen Schlupferfolg pro Gelege und dem Vorkommen einer Mehrfachvaterschaft im Vergleich zu Gelegen mit nur einem Vater. Allerdings gab es eine signifikante Korrelation zwischen der Körpergröße der Männchen und der Anzahl ihrer Nachkommen wobei ranghöhere Männchen mehr Gelege befruchtet hatten. Unsere Ergebnisse liefern erste Beweise für das Vorkommen multipler Vaterschaften und für eine männliche Dominanzhierarchie bei P. megacephalum. Diese Befunde legen nahe, dass man die Mehrfachvaterschaft sowie männliche Hierarchie bei Gefangenschaftsnachzuchtprojekten für P. megacephalum berücksichtigen sollte. Ebenso wie sich zeigte, dass das Nachstellen natürlicher Habitatbedingungen eine effektive Maßnahme ist um die erfolgreiche Nachzucht zu gewährleisten und die Reproduktionsstrategie zu untersuchen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hierbei handelt es sich um eine durchaus aussagekräftige Studie, die eben auch für P. megacephalum zeigt, dass bei dieser Art multiple Vaterschaften vorkommen und ein männliches Dominanzverhalten auftritt. Insofern zeigt sich auch für diese Art, eine Reproduktionsstrategie wie sie für viele andere Schildkrötenarten auch bekannt ist (siehe dazu auch Chelonia-science-Archiv unter dem Stichwort: multiple paternity ➚).

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