Pracht-Höckerschildkröte, Graptemys oculifera, aus dem Strong River – © Peter V. Lindeman

Glorioso - 2024 - 01

Glorioso, B. M., W. Selman, B. R. Kreiser & A. Ford (2024): Hiding in Plain Sight: Federally Protected Ringed Map Turtles (Graptemys oculifera) Found in a New River System. – Herpetological Conservation and Biology 19(1): 96-105.

Versteckt im Verborgenen: Bundesweit geschützte Pracht-Höckerschildkröte (Graptemys oculifera) in einem neuen Flusssystem gefunden.

DOI: None ➚

Pracht-Höckerschildkröte, Graptemys oculifera, – © Peter V. Lindeman
Pracht-Höckerschildkröte,
Graptemys oculifera,
© Peter V. Lindeman

Die Kenntnis des geografischen Verbreitungsgebiets einer Art ist für eine erfolgreiche Erhaltung und Bewirtschaftung von entscheidender Bedeutung, doch ist ihr Verbreitungsgebiet nicht immer vollständig bekannt. Die Pracht-Höckerschildkröte (Graptemys oculifera) steht seit 1986 auf der bundesstaatlichen Liste der bedrohten Arten und galt lange Zeit als endemisch im Pearl-River-System des zentralen Mississippi und des südöstlichen Louisiana, USA. Auf der Grundlage einer Beobachtung durch Bürgerwissenschaftler im Jahr 2021 wurde eine neue G. oculifera-Population im Bogue Falaya entdeckt, einem Flusssystem, das westlich des Pearl River-Systems liegt und von diesem isoliert ist. Genetische Analysen von 23 Individuen aus dem Bogue Falaya zeigen, dass sie sich genetisch von denen im Pearl River unterscheiden, was darauf hindeutet, dass es sich eher um eine natürliche als um eine eingeführte Population handelt. Daher sollte G. oculifera nicht länger als endemisch im Pearl River System angesehen werden, und diese Bogue Falaya-Population von G. oculifera könnte die Ausweisung eines eigenen Populationssegments gemäß dem US-Gesetz über gefährdete Arten rechtfertigen. Eine gründliche Bewertung der Verbreitung, des Vorkommens und der Gefährdung der Bogue-Falaya-Population von G. oculifera sowie Erhebungen in den umliegenden Systemen könnten dazu beitragen, künftige Managementmaßnahmen zu planen. Die Entdeckung einer seit langem staatlich geschützten Art im Stadtgebiet von Covington, Louisiana, zeigt, wie Bürgerwissenschaftler wissenschaftliche Erkenntnisse fördern können.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine schöne, zunehmend seltener werdende Befundlage, denn Neuentdeckungen von neuen Lebensräumen für eine bedrohte Art sind heute selten geworden. Da kommt es wohl eher vor, dass man schon lange bekannte Arten anhand genetischer Daten neu aufspaltet. Die Frage bleibt aber, wie lange es wohl dauert, bis sich eine durch uns Menschen oder durch extreme Überflutungen verbreitete Art zu einer eigenständigen Population herausdifferenziert? Etwas, was wir ja eigentlich bei den sogenannten sich selbst in der Fremde reproduzierenden invasiven Arten gut erforschen könnten (siehe dazu auch Bidmon (2024) und die dortige Literaturzusammenstellung).

Literatur

Bidmon, H.-J. (2024): Commercially assisted migration – Invasive species and their future in a globalized world: A perspective – Artikel-Archiv.

Galerien