Hybrid aus Gelber Sumpfschildkröte, Mauremys mutica, und Maurischer Bachschildkröte, Mauremys leprosa, – © Daniel Escoriza
Featured

Ecoriza - 2024 - 02

Ecoriza, D., S. Poch, D. Jablonski, A. Martinez-Silvestre, J. Soler, D. Donaire-Barroso & A. Piris (2024): Morphological and genetic evidence of hybridisation between Mauremys mutica (Cantor, 1842) and Mauremys leprosa (Schweigger, 1812) in northeast Spain. – Amphibia-Reptilia: ahead of print.

Morphologischer und genetischer Nachweis der Hybridisierung zwischen Mauremys mutica (Cantor, 1842) und Mauremys leprosa (Schweigger, 1812) in Nordostspanien.

DOI: 10.1163/15685381-bja10193 ➚

Maurische Bachschildkröte, Mauremys leprosa, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Bachschildkröte,
Mauremys leprosa,
© Hans-Jürgen Bidmon

Invasive Arten sind eine der Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt. Bei der demografischen Überwachung einheimischer Schildkrötenarten im Nordosten Spaniens haben wir mehrere gebietsfremde Arten semiaquatischer Schildkröten, darunter Mauremys mutica, gefangen. Vier Exemplare der letztgenannten Art wiesen äußere Merkmale auf, die nicht vollständig mit der Diagnose dieser Art übereinstimmen. Diese Individuen wiesen einen kleineren postokularen Streifen und 2-3 seitliche Halslinien sowie das typische Plastralmuster von Mauremys leprosa auf. Die Analyse der mitochondrialen DNS zeigte, dass es sich bei der mütterlichen Linie eindeutig um M. mutica (rein oder hybrid) handelte, aber die nukleare DNS ergab eine heterozygote Position im C-mos-Gen, die mit den Sequenzen dieses Gens in der GenBank sowohl von M. leprosa als auch von M. mutica übereinstimmte. Diese Ergebnisse verdeutlichen die negativen Auswirkungen von gebietsfremden Schildkröten, die gefährdete einheimische Schildkrötenpopulationen genetisch kontaminieren können.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hierbei handelt es sich wieder einmal mehr um eine Studie, die zeigt, wie sich der internationale Schildkrötenhandel oder Zoohandel auswirkt und wie aus unserer Sichtweise dadurch Faunenverfälschung entsteht. Ein Problem, welches nur schwer wieder rückgängig gemacht werden kann, denn ich halte es aus etlichen Gründen für fast schon aussichtslos, diese Tatsachen rückgängig zu machen. Denn meistens funktioniert das nur auf einer sehr kleinräumigen lokalen Skala (siehe z. B. Drost et al., 2021), während in den meisten Fällen viele Gründe dagegen sprechen (Bidmon, 2024). Was mich aber hier etwas mehr verwundert ist der Befund, dass es sich um Hybriden von M. mutica und M. leprosa handelt, denn ich hätte eher Hybriden zwischen Mauremys sinensis und M. leprosa erwartet, da ich bei Spanienurlauben schon vor mehr als 20 Jahren M. sinensis regelmäßig in Zoohandlungen wie z. B. in Figueres, Fuengirola und Malaga gesehen hatte. Aber aus der vorhergehenden Arbeit der Autoren hervorgeht, haben es schon etliche Arten geschafft, sich in Spanien zu etablieren (Escoriza et al., 2024).

Literatur

Bidmon, H.-J. (2024): Commercially assisted migration – Invasive species and their future in a globalized world: A perspective – Artikel-Archiv.

Drost, C. A., J. E. Lovich, P. C. Rosen, M. Malone &, S. D. Garber (2021): Non-native pond sliders cause long-term decline of native Sonora mud turtles: a 33-year before-after study in an undisturbed natural environment. – Aquatic Invasions 16(3): 542-570 oder Abstract-Archiv.

Escoriza, D., S. Poch, A. Martínez-Silvestre, J. Budó, G. Pascual, A. Bertolero, M. Franch, J. Soler, R. Mascort, S. Garcia, Q. Pou, S. Rivaes, M. Campos, I. Pérez, E. Fanlo, D. Martínez, E. Cruset, A. Porcar, P. Sunyer-Sala, J. Ferrer-Morell, B. Bakhouche & D. Boix (2024): Alien turtles in Spain: Modeling a growing problem. – Management of Biological Invasions 15(1): 145-158 oder Abstract-Archiv.

Galerien