Diamantschildkröte, Malaclemys terrapin, im Aquaterrarium mit Entengrütze – © Hans-Jürgen Bidmon

Donini - 2018 - 01

Donini, J., C. Lechowicz & R. Valverde (2018): Comparisons of Summer and Winter Patterns in Ovarian Development, Plasma Vitellogenin, and Sex Steroids in Female Diamondback Terrapins (Malaclemys terrapin) in Southern Florida. – Chelonian Conservation and Biology 17(2): 227-235.

Ein Vergleich zwischen dem Sommer- und Wintermustern bei der Eientwicklung, dem Plasmavitellogeninspiegel und der Geschlechtshormontiter bei weiblichen Diamantschildkröten (Malaclemys terrapin) in Südflorida.

DOI: 10.2744/CCB-1310.1 ➚

Diamantschildkröte, Malaclemys terrapin, – © Hans-Jürgen Bidmon
Diamantschildkröte,
Malaclemys terrapin,
im Aquaterrarium
© Hans-Jürgen Bidmon

Die Reproduktionszyklen bei Schildkröten sind an die Umweltbedingungen gekoppelt wie z. B. an die Fotoperiode und die Temperatur. Bis heute ist die Reproduktionsphysiologie von Diamantschildkröten (Malaclemys terrapin) nur unzureichend verstanden insbesondere für jene aus dem Golf von Mexiko. Man geht dabei davon aus, dass die Reproduktionszyklen der Schildkröten den typischen saisonalen Verlauf folgen. Allerdings die Breitengrad-abhängigen Schwankungen bei den Temperaturverläufen können zu länger andauernden Wärmeperioden führen, die eine Ausweitung der Reproduktionsperioden bei manchen Schildkröten bedingen können. Dies legt nahe, dass diese Schildkröten in ihrem südlichen Verbreitungsgebiet ähnliche Veränderungen zeigen. Um die Reproduktionszyklen bei diesen südlichen Populationen zu untersuchen sammelten wir Daten während der bekannten Reproduktionssaison (Mai-Juli) und während der Winterzeit im späten Dezember und frühen Januar bei südlichen Populationen. Wir quantifizierten mit einem Immunoabsorptionsassay die Plasmakonzentrationen für die Geschlechtshormone Östradiol und Testosteron und für die Dotterproteinvorstufe, Vitellogenin. Zusätzlich nutzten wir die Radiographie und Ultraschalluntersuchungen um den Status der Eierstöcke (Eireifung) bei den Weibchen darzustellen. Die Follikel zeigten keine signifikanten Unterschiede bzgl des durchschnittlichen Durchmessers während der gesamten Untersuchungsperioden, wobei wir präovulationsreife Follikel sowohl im Sommer wie auch im Winter in den Eierstöcken nachweisen konnten. Eier wurden nur während der Monate Mai bis Juli nachgewiesen, wobei die Radiographieergebnisse das Vorhandensein eines Zweitgeleges bei 4 Individuen zeigte. Die Testosteron- und Östradiolkonzentrationen waren während der gesamten Nistsaison erhöht, einhergehend mit mehreren Gelegen und sie zeigten einen signifikanten Abfall während des Winters. Die Vitellogeninspiegel zeigten ihre Spitzenkonzentration im Juni, wobei während der anderen Monate niedrigere aber messbare Werte vorlagen. Unsere Ergebnisse legen nahe, dass die Schildkröten im südwestlichen Florida eine ausgedehntere Reproduktionszeit mit einem kontinuierlichen Vitellogeninzyklus zeigen, die einhergeht mit dem Vorhandensein von präovulatorischen Eifollikeln mit erhöhten Vitellogeningehalt im Sommer und Winter. Allerdings, konnten wir keine kontinuierliche Reproduktion in dieser Studie nachweisen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun muss ja ein kontinuierliches Vorhandensein von präovulatorischen Eifollikeln in den Eierstöcken nicht gleichbedeutend mit kontinuierlicher Reproduktion über den Jahreszyklus hinweg sein. Es ist eher für solche Tiere eine Energieersparnis, wenn sie die Dotterproteine dann aufbauen und in die Follikel einlagern, wenn das Nahrungsangebot so gut ist, dass es das erlaubt und letzteres kann eben auch außerhalb der eigentlichen Ablagesaison der Fall sein. Da Schildkröten in ihren Panzern wenig Platz zum Anlegen größerer Fettreserven haben ist es wahrscheinlich für die Weibchen sogar ökonomisch diese Reserven direkt in den Eierstöcken und den dortigen reifenden Oozyten einzulagern, denn dort haben sie auch bedingt durch ihre geschlechtsspezifische Morphologie den Platz dafür. Letzteres hat auch den Vorteil, dass das Erstgelege wahrscheinlich schon im Herbst angelegt werden kann, so dass im Frühjahr es nicht unbedingt darauf ankommt die Gesamtproteinmenge für das Erstgelege zu synthetisieren und einzulagern, sondern nur bei guter Frühjahrsversorgung noch zusätzliche Energie für ein Zweitgelege genutzt werden kann.

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