Berry, G., G. J. Brown, L. Haden, R. L. Jones, L. Pearson & W. Selman (2020): Chutes and Ladders: Drainage Exchange of Map Turtles (Genus Graptemys) Across the Tennessee-Tombigbee Waterway in Northeastern Mississippi. – Chelonian Conservation and Biology 19(2): 262-267.
Welche Konsequenzen hat das: Wasserwegsverbindung und Austausch von Landkartenschildkröten (Gattung Graptemys) über den Tombigbee-Kanal im nordöstlichen Mississippi.
DOI: 10.2744/CCB-1403.1 ➚
Das Einwandern von nicht einheimischen aquatischen Arten in neue Flusssysteme birgt die Gefahr, dass dadurch die dort heimischen Arten oder deren Habitate negativ beeinflusst werden. Der Bau des Tennessee-Tombigbee-Kanals (TTK) in den Jahren 1970 bis 1980 schuf eine direkte Verbindung zwischen 2 während der Evolution distinkt getrennten aquatischen Lebensgemeinschaften und der Austausch von Bestandteilen der Fauna wurde bereits für Fische und Süßwassermuscheln beschrieben. Allerdings gibt es bis heute keinen festgestellten Austausch bei der Schildkrötenfauna zwischen dem Tennessee- und Tombigbee-Flusssystemen. Hier dokumentieren wird den Austausch von Ouachita-Landkartenschildkröte (Graptemys ouachitensis) einer im Tennessee-Flusssystem einheimischen Art und der Alabama-Landkartenschildkröte (Graptemys pulchra), einer einheimischen Art des Tombigbee-Flusssystems die nun beide auch außerhalb ihrer natürlichen Lebensräume in den jeweiligen fremden Flusssystem vorkommen, da sie sich sehr wahrscheinlich über den TTK ausgebreitet haben. Für G. ouachitensis, beobachteten wir eine Lebensraumausweitung um ungefähr 55 Flusskilometer in südlicher Richtung zu ihrem nahegelegensten natürlichen Vorkommen im Tennessee-Flusssystem hinein in den Bay Springssee der zum Tombigbee-Flusssystem gehört. Graptemys pulchra zeigte eine Lebensraumausdehnung um ungefähr 137 Flusskilometer nach Norden ausgehend von ihrem nächstgelegenen natürlichen Vorkommen im Tombigbee-Flusssystem hinein in den Pickwicksee der zum Tennessee-Flusssystem gehört. Für die zuletzt genannte Art ist es sogar angezeigt, dass G. pulchra aus historischer Sicht früher ihren natürlichen Lebensraum noch weiter nach Norden ausgedehnt hat als es aus den Aufzeichnungen hervorgeht. Andernfalls müssten diese Individuen durch oder um vier Schleusen und Staudämme herumgewandert sein was als eher unwahrscheinlich anzusehen wäre. Wir empfehlen eine zusätzliche Überwachung dieser unnatürlichen Schildkrötenvorkommen um diese Lebensraumerweiterungen weiter zu dokumentieren und um potentiell mögliche Lebensraumerweiterungen auch für andere Arten wie Graptemys nigrinoda zu erkennen und wir empfehlen Studien die darauf abzielen mögliche genetische Introgressionen zwischen diesen naheverwandten Spezies zu erkennen.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Wieder ein schönes Beispiel dafür, dass die Schildkröten wie auch die anderen Lebewesen nichts dafür konnten, dass sie sich nun in neueröffneten Lebensräumen ausbreiten. Eigentlich auch ein gutes Beispiel für ihre Anpassungsfähigkeit. Ich denke es wäre töricht zu glauben man könnte solche aus wirtschaftlichen Gründen neu geschaffenen Lebensräume wieder rückgängig machen. Wir sollten daher lieber froh sein, dass sich die Schildkröten daran so gut anpassen konnten ohne darunter zu leiden.