Zhu, X.-P., Y.-L. Chen, C.-Q. Wei, Y.-H. Liu & J-F. Giu (2006): Temperature effects on sex determination in yellow pond turtle (Mauremys mutica Cantor). – Acta Ecologica Sinica 26(2): 620-625.
Temperatureffekte in Bezug auf die Geschlechtsausprägung bei Gelben Sumpfschildkröten (Mauremys mutica Cantor).
DOI: None
Genotypische Geschlechtsausprägung (GSD) und temperatur-abhängige Geschlechtsausprägung (TSD) co-existieren bei Reptilien. TSD bezieht sich darauf, dass das Geschlecht nach der Befruchtung der Eier in Abhängigkeit zur Temperatur festgelegt wird, der der Embryo während eines bestimmten Zeitfensters in der Entwicklung ausgesetzt ist. Letzteres ist die sogenannte Thermosensitive-Periode (TSP). Die meisten Schildkröten zeigen TSD und es gibt zwei Muster: TSD I und TSD II. Bei TSD I entwickeln sich Weibchen bei höherer Temperatur und Männchen bei niedriger Temperatur. Bei TSD II entstehen Weibchen sowohl bei hoher als auch bei kühleren Temperaturen, während Männchen bei einer mittleren Temperatur heranreifen. Bei einigen Spezies von Schildkröten wie bei Clemmys insculpta, Emydura signata, ist das Geschlecht temperaturunabhängig und wird durch den Genotyp festgelegt. Die asiatische Gelbe Sumpfschildkröte (Mauremys mutica Cantor) gehört zu der Familie der Emydidae, die in Südostasien beheimatet ist. In China findet man sie in den Provinzen Guangxi, Guangdong, Hainan, Fujian, Anhui, Zhejiang und Jiangshu sowie in Taiwan. Bedingt durch ihren höheren Wert als Speiseschildkröte im Vergleich zu anderen Arten wird sie häufiger in Aquakulturen gezüchtet. Bislang gibt es aber keine Berichte zur Geschlechtsausprägung bei Gelben Sumpfschildkröten. Um nun die Geschlechtsbestimmungsmuster sowie die Geschlechtsabhängigen Phänotypen bei der Gelben Sumpfschildkröte zu untersuchen, benutzten wir aufgezogene (gefarmte) Populationen. Die Eier wurden in drei Gruppen aufgeteilt (40 Eier pro Gruppe) und bei verschiedenen Temperaturen inkubiert, (25±0,5 °C), (29±0,5 °C) und (33±0,5 °C). Die Embryonalentwicklungsrate erhöhte sich mit zunehmender Inkubationstemperatur bei den drei unterschiedlichen Temperaturregimen. Die Kumulative-Temperatureeinheiten (CTUs) (XX °C x Stunden) waren am höchsten bei 25 °C, am niedrigsten bei 29 °C und intermediär bei 33 °C. Bei 25 °C und 29 °C lag die Schlupfrate bei 97,5 % aber bei 33 °C nur noch bei 67,5 % und davon zeigten 11,5 % der Schlüpflinge Abnormalitäten. Diese Befunde lassen vermuten, dass höhere Temperaturen um 33 °C die Embryonalentwicklung negativ beeinflussen, auch weil die CTUs bei 33 °C höher als bei 29 °C lagen und die Schlupfrate absank. Die Anzahl der Weibchen erhöhte sich aber mit zunehmender Inkubationstemperatur. Der Prozentsatz der Weibchen lag bei 23,7 % (25 °C ) und 50 % (29 °C ), während er auf 94,7 % bei 33 °C anstieg. Die Daten zeigten, dass das Geschlechterverhältnis bei 25 °C und 33 °C signifikant verschieden zu dem 1:1 Verhältnis bei 29 °C war (p < 0,005), was vermuten lässt, dass bei der Gelben Sumpfschildkröte TSD vorliegt und es sich um den TSD-Typ I handelt. Die Pivotaltemperatur für die Gelbe Sumpfschildkröte liegt sehr wahrscheinlich bei 29 °C.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Eine Arbeit mit einer klaren Befundlage, die sich direkt für die Zucht von Mauremys mutica einsetzen lässt. Hier ist nur unklar, warum die Autoren immer noch davon sprechen, dass sie für alle Temperaturen eine Beschleunigung der Entwicklung beobachtet hätten, denn der 33 °C Befund zeigt wohl eher eine Verzögerung an, selbst wenn sie nicht so deutlich ausfiel wie bei 25 °C. Siehe dazu auch die Arbeit Zheng et al. (2006).
Literatur
Zheng, R.-Q., W.-G. Du, Y.-P. Zhang & Y.-X. Bao (2006): Influence of incubation temperature on embryonic use of energy and mineral metabolism in the Chinese three-keeled pond turtle Chinemys reevesii. – Acta Zoologica Sinica 52(1): 21-27 oder Abstract-Archiv
Galerien
Mauremys reevesii – Chinesische Dreikielschildkröte