Zhang, X.-C., J. Zhao, W. Li, C.-Q. Wei & X.-P. Zhu (2017): Multiple paternity in the cultured yellow pond turtles (Mauremys mutica). – Animal reproduction science 183: 46-55.
Multiple Vaterschaften bei kultivierten gelben Sumpfschschildkröten (Mauremys mutica).
DOI: 10.1016/j.anireprosci.2017.06.003 ➚
Die Folgen des Absammelns und des Habitatverlusts lassen die wildlebenden Populationen der gelben Sumpfschildkröte, Mauremys mutica schrumpfen. Die Internationale Union zur Erhaltung der Natur IUNC stuft M. mutica als bedrohte Art ein. Alle untersuchten Süßwasserschildkröten besitzen ein polyandrisches Paarungsverhalten, wobei sie sich mit mehreren Männchen paaren. Um die Paarungsstrategie von M. mutica aufzuklären sammelten wir für ein Jahr die genetischen Daten aller Elterntiere und jene von allen Nachkommen. Die Schildkröten lebten in einer artifiziellen Gefangenschaftshaltung. Es wurden zwei Gruppen einer Multiplex-PCR mit 16 Mikrosatelliten-Loki benutzt um die Vaterschaft bei 302 Schlüpflingen von insgesamt 132 Elterntieren und 159 Gelegen zu analysieren. Die genetischen Daten zeigten, dass es bei M. mutica selten zu multiplen Vaterschaften kommt, da lediglich in 7 von 138 Gelegen mehrere Väter nachweisbar waren. Obwohl die Häufigkeit von multiplen Vaterschaften nur bei 5.07 % lag zeigt diese Untersuchung dennoch, dass auch M. mutica einem polyandrischen Paarungssystem folgt. Während dieser Reproduktionssaison zeigten die Schlüpflinge von 34 Weibchen dieselben Väter wie in der vorhergehenden Ablagesaison. Dabei wurde zudem festgestellt, dass vier der Männchen (f85, f58, f87 und f76) jeweils mehr als 20 Schlüpflinge gezeugt hatten (insgesamt 99) also 32,78 % aller Schlüpflinge. Dieses Ergebnis belegt, dass die Paarungen innerhalb dieser artifiziell gehaltenen Population kompetitiv verlaufen was möglicherweise auf lange Sicht die genetische Diversität der Nachkommen beeinträchtigen könnte.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Wieder ein Beispiel dafür wie sowohl in Gefangenschaftshaltung wie auch in wildlebenden Beständen sich gewisse Paarungsmuster herausbilden (siehe dazu auch Bouchard et al., 2017). Wie sich hier das kompetitive Paarungs- oder Befruchtungsverhalten langfristig auswirken könnte kann man nur vermuten. Denn um einen wirklichen Verlust an genetischer Diversität nachzuweisen müsste man diese Untersuchungen über mehrere Jahreszyklen untersuchen und vielleicht sogar in einer Langzeitstudie das Paarungsverhalten dieser Nachkommen untersuchen, wenn sie die Geschlechtsreife erreicht haben. Letztendlich würde sich ja dann erst nachweisen lassen welche Paarungspräferenzen diese Nachkommen an den Tag legen würden, denn erst dann würde sich auch zeigen ob sie zum Beispiel Paarungspartner mit denen sie weniger verwandt sind bevorzugen, oder ob es zu einer umgekehrten negativeren Partnerkonstellation kommen würde. Etwas das bislang noch für keine Schildkrötenart untersucht wurde. Letzteres wäre aber durchaus von Interesse und ein wichtiger Baustein zum Verständnis von komplexen Paarungssystemen die eigentlich darauf ausgerichtet sein dürften eine hohe genetische Diversität und ein Langzeitüberleben solange wie möglich zu gewährleisten. Bislang gibt es dazu nur einige wenige Indizien wie die von folgenden beschriebenen Befunde (Loire et al., 2013, McGuire et al., 2013; Elbers et al., 2017).
Literatur
Bouchard, C., N. Tessier & F. L. Lapointe (2017): Paternity Analysis of Wood Turtles (Glyptemys insculpta) Reveals Complex Mating Patterns. – Journal of Heredity 109(4): 405-415 oder Abstract-Archiv.
Elbers, J. P., R. W. Clostio & S. S. Taylor (2017): Neutral genetic processes influence MHC evolution in threatened gopher tortoises (Gopherus polyphemus). – Journal of Heredity 108(5): 515-523 oder Abstract-Archiv.
Loire, E., Y. Chiari, A. Bernard, V. Cahais, J. Romiguier, B. Nabholz, J. M. Lourenço & N. Galtier (2013): Population genomics of the endangered giant Galapagos tortoise. – Genome Biology 14(12): R136 oder Abstract-Archiv.
McGuire, J. M., K. T. Scribner & J. D. Congdon (2013): Spatial aspects of movements, mating patterns, and nest distributions influence gene flow among population subunits of Blanding’s turtles (Emydoidea blandingii). – Conservation Genetics 14(5): 1029-1042 oder Abstract-Archiv.