Kalifornische Gopherschildkröte, Gopherus agassizii, – © H. Bradley Shaffer

Wimsatt - 2008 - 01

Wimsatt, J., A. Tothill, C. F. Offermann, J. G. Sheehy & C. A. Peloquin (2008): Long-term and Per Rectum Disposition of Clarithromycin in the Desert Tortoise (Gopherus agassizii). – Journal of the American Association for Laboratory Animal Science 47(4): 41-45.

Langfristige Gabe und die Rektalapplikation und Verteilung von Clarithromycin in Wüstenschildkröten (Gopherus agassizii.)

DOI: None

Kalifornische Gopherschildkröte, Gopherus agassizii, – © H. Bradley Shaffer
Kalifornische Gopherschildkröte,
Gopherus agassizii,
© H. Bradley Shaffer

Das Macrolidantibiotikum Clarithromycin (CLARI) hat ein breites Wirkungsspektrum und eine Effizienz gegen Mycoplasma-Spezies. Zusätzlich kommt es bei Behandlungswiederholung zu einer CLARI-Akkumulation in der Mojave-Wüstenschildkröte (Gopherus agassizii). Hier charakterisierten wir die Plasmakonzentrationen nach einmaliger Gabe, nach 3,5 monatiger Wiederholungsbehandlung und nach einmaliger Antibiotikagabe über das Rectum, wobei alle verabreichten Dosen 15 mg/kg betrugen. Nach einer Einmaldosis lag die mittlere Maximalkonzentration im Plasma (Cmax) bei 1,69 mg/ml und wurde im Mittel 6 Stunden nach der oralen Gabe erreicht, die Halbwertszeit für die Elimination lag bei 6,9 Stunden, und der mittlere Akkumulationsindex lag bei 10 %. Die Plasmakonzentrationen bei Langzeitbehandlung zeigten, dass sich in den Schildkröten eine Mindestkonzentration von 2µg/ml einstellte, wobei eine Schildkröte eine erhöhte Akkumulation von CLARI zu allen drei Messzeiten zeigte, die anderen 5 Schildkröten zeigten eine zunehmende Akkumulation nach 3,5 Monaten. Im Vergleich zu den erwarteten Cmax-Werten lagen die gemessenen Werte bei Langzeitbehandlung bei vier von sechs Schildkröten dreifach höher als erwartet und betrugen etwa 2/3 dessen, was für die anderen beiden erwartet wurde. Wenn das Antibiotikum rektal verabreicht wurde, blieben die Werte unter den angestrebten Zielwerten. Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse, dass nach wiederholter, oraler Gabe von CLARI eine Akkumulation stattfindet und dass sich eine stabile lang anhaltende Konzentration einstellt. Entweder ein zystoenteritisches Recycling oder eine hohe intestinale Absorption von CLARI könnten die kumulative Anreicherung erklären. Zusätzlich reicht eine zweimalige orale Gabe pro Woche aus, um die Zielkonzentration von CLARI über die Zeit zu erhalten, wohingegen bei rektaler Verabreichung entweder höhere Dosen oder häufigere Gaben von CLARI notwendig wären, um eine wirksame Zielkonzentration einzustellen. Basierend auf dieser Arbeit sollten pharmakokinetische Studien bei exotischen Spezies eine Multidosisstudie mit einbeziehen, um die initialen anhand der Einmalgabe gefundenen Kinetikabschätzungen zu verifizieren.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Neben der Erfahrung, dass Clarithromycin bei Mykoplasmose wirksam ist, sicher auch ein klarer Befund, dass Wiederholungsgaben bei Schildkröten oder generell bei wechselwarmen Reptilien anders zu bewerten sind als bei Vögeln und Säugern und dass es durch die Akkumulation auch zu unerwünschten Nebeneffekten kommen kann. Das sollte man berücksichtigen, denn es mehren sich die Beobachtungen, dass zunehmend mehr Schildkröten in Folge falscher Antibiotikagaben erkranken und versterben. Siehe auch: Innis et al. (2007).

Literatur

Innis, C., M. Papich & D. Young (2007): Pharmacokinetics of metronidazole in the red-eared slider turtle (Trachemys scripta elegans) after single intracoelomic injection. – Journal of Veterinary Pharmacology and Therapeutics 30(2): 168-171 oder Abstract-Archiv.

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