Waddle - 2024 - 01

Waddle, A. W., S. Clulow, A, Aquilina, E. L. Sauer, S. W. Kaiser, C. Miller, J. A. Flegg, P. T. Campbell, H. Gallagher, I. Dimovski, Y. Lambreghts, L. Berger, L. F. Skerratt & R. Shine (2024): Hotspot shelters stimulate frog resistance to chytridiomycosis. – Nature 631(8020): 344-349.

Warme Unterschlupfe stimulieren bei Fröschen eine Resistenzentwicklung gegen die Chytridiomykose.

DOI: 10.1038/s41586-024-07582-y ➚

Viele Bedrohungen der biologischen Vielfalt lassen sich nicht beseitigen; so können beispielsweise invasive Krankheitserreger allgegenwärtig sein. Die Chytridiomykose ist eine Pilzkrankheit, die sich weltweit ausgebreitet hat und mindestens 90 Amphibienarten zum Aussterben gebracht und Hunderte von anderen Arten schwer geschädigt hat. Sobald sich die Krankheit in einer neuen Umgebung ausbreitet, wird sie wahrscheinlich zu einem festen Bestandteil dieses Ökosystems. Um die Koexistenz mit der Chytridiomykose im Freiland zu ermöglichen, haben wir einen Eingriff entwickelt, der die Abwehrkräfte des Wirts und die Anfälligkeit des Erregers ausnutzt. Hier zeigen wir, dass durch Sonnenlicht beheizte künstliche Refugien gefährdete Frösche anlocken und Körpertemperaturen ermöglichen, die hoch genug sind, um Infektionen zu beseitigen. Ebenso beobachteten wir, dass Frösche, die sich auf diese Weise erholt haben, anschließend selbst unter kühlen Bedingungen, die für das Pilzwachstum optimal sind, resistent gegen Chytridiomykose sind. Unsere Ergebnisse stellen eine einfache, kostengünstige und weithin anwendbare Strategie dar, um Frösche in der Natur vor Chytridiomykose zu schützen. Die Refugien sind für die von uns getesteten gefährdeten Arten sofort nutzbar und werden auch für Amphibienarten mit ähnlicher Ökologie von großem Nutzen sein. Darüber hinaus könnte unser Konzept auch auf andere Wildtierkrankheiten angewendet werden, bei denen Unterschiede in der Physiologie von Wirt und Erreger ausgenutzt werden können. Die Refugien werden aus billigen und leicht erhältlichen Materialien hergestellt und könnten daher schnell von Wildtiermanagern und der Öffentlichkeit übernommen werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Schutz des Lebensraums allein nicht ausreicht, um Arten zu schützen, die von invasiven Krankheiten betroffen sind, aber einfache Manipulationen an den Mikrohabitatstrukturen können den Unterschied zwischen Aussterben und Fortbestehen einer bedrohten Amphibienpopulation ausmachen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Hier handelt es sich zwar nicht um Schildkröten, aber doch für an der Herpetologie interessierte Leser um eine wichtige Erkenntnis. Die Autoren beschreiben hier, dass sich australische Bells Grün- und Goldfrösche (Ranoidea aurea) in einem Gewächshaus mit entsprechenden Lochsteinen (siehe auch Gratwicke & Savage (2024) in den Temperaturen von über +28 °C herrschen, von einer Chytridiomycose erholen. Letzteres hilft ihnen auch dabei, eine Resistenz gegenüber einer Neuinfektion aufzubauen. Jetzt wird erprobt, ob sich entsprechende Veränderungen im natürlichen Habitat nutzen lassen, um Batrachochytrium dendrobatidis in den Populationen zu eliminieren. Damit ist sicherlich ein deutlicher Erfolg erreicht worden im Vergleich zu den etlichen früheren Arbeiten. Allerdings stellen sich hier auch Fragen, denn warum suchen die Amphibien nicht selbst warme, sonnige Plätze auf, um sich zu schützen? Sicher mag es Arten geben, die solch hohe Temperaturen über so lange Zeiträume wie mehrere Tage nicht ertragen würden oder weil sie ohnehin nachtaktiv sind, aber selbst für die Arten, die solche Temperaturen in ihren natürlichen Lebensräumen tolerieren, scheinen sie ja entweder nicht immer zu finden oder aus anderen Gründen zu meiden. Hier könnte ja vielleicht der Klimawandel sogar weiterhelfen, wenn es nur um die Temperaturerhöhung geht und sie sich an ansteigende Temperaturen anpassen könnten, sofern sie nicht eine mit dem Wandel einhergehende Dürre wieder in kühlere, feuchte Bereiche zwingen. Hier könnte also der von Gratwicke & Savage (2024) genutzte Begriff „Sauna“ wirklich mit entscheidend sein. Es stellt sich also die Frage, welche Arten überhaupt von einem solchen Wärmeangebot wo auf der Welt profitieren könnten? Insofern sehe ich in der Arbeit einen ersten Schritt, der eigentlich mehr zum Verständnis des Amphibienimmunsystems und dem Resistenzaufbau beitragen kann, als dass damit wirklich ein Behandlungsrezept für alle betroffenen Amphibienarten schon etabliert werden konnte.

Literatur

Gratwicke, B. & A. Savage (2024): Mini saunas help frogs to survive fungal disease. – Nature 631(8020): 277-278; DOI: 10.1038/d41586-024-01650-z ➚.