Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
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Semaha - 2024 - 01

Semaha, M. J., R. C. Rodríguez-Caro, S. Fahd, A. Mira-Jover, A. Giménez & E. Graciá (2024): Body size variation in a lineage of spur-thighed tortoises (Testudo graeca whitei) contrasts with that expected from the species level. – Amphibia-Reptilia 45(2).

Die Körpergrößenunterschiede bei einer Linie von Maurischen Landschildkröten (Testudo graeca whitei) stehen im Kontrast zu denen, die man auf dem Artniveau erwarten würde.

DOI: 10.1163/15685381-bja10171 ➚

Maurische Landschildkröte, Testudo graeca, – © Hans-Jürgen Bidmon
Maurische Landschildkröte,
Testudo graeca,
© Hans-Jürgen Bidmon

Ektotherme weisen unterschiedliche geografische Größenmuster auf, die durch Umwelt- und Evolutionsfaktoren geprägt sind. Diese Variabilität ist auch innerhalb der taxonomischen Gruppen zu beobachten. So folgen beispielsweise bestimmte Testudiniden der Bergmannschen Regel (die Körpergröße nimmt mit dem Breitengrad zu) und der Renschschen Regel (der sexuelle Größendimorphismus korreliert mit der Körpergröße), während andere dies nicht tun. Wir stellen hier die Hypothese auf, dass das Körpergrößenmuster sogar innerhalb einer monophyletischen Linie variieren kann. Um diese Frage zu klären, haben wir die Körpergrößenmuster der maurischen Landschildkröte Testudo graeca untersucht, die insgesamt den Regeln von Bergmann und Rensch folgt. Wir untersuchten insbesondere den Einfluss von Klimavariablen, Breitengrad und Höhenlage innerhalb der Unterart T. g. whitei in ihrem gesamten natürlichen Verbreitungsgebiet in Nordafrika und in einem kürzlich erweiterten Verbreitungsgebiet in Südostspanien (20.000 Jahre alt). Wir stellten fest, dass die Männchen in beiden Regionen kleiner waren als die Weibchen. Die Schildkröten aus Südostspanien waren kleiner als die aus Nordafrika, wo sie die kleinsten jemals für diese Art berichteten Größen aufwiesen. Der Breitengrad war die wichtigste Variable zur Erklärung der Körpergröße der Schildkröten. Insbesondere nahm die Körpergröße in beiden Regionen mit dem Breitengrad ab, was im Widerspruch zu den Erwartungen der Bergmannschen Regel steht, die auf Erkenntnissen auf Artniveau beruht. Schließlich fanden wir in den beiden untersuchten Regionen keine statistische Korrelation zwischen dem sexuellen Größendimorphismus und der Körpergröße, was den Erwartungen auf Artniveau weiter widerspricht. Diese widersprüchlichen Ergebnisse offenbaren komplexe geografische Größenmuster innerhalb von T. graeca und werfen Fragen zur demografischen Lebensfähigkeit an Standorten mit geringerer Größe auf.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Wir wissen heute zunehmend, dass das Wachstum insbesondere vor der Geschlechtsreife von etlichen lokalen Faktoren wie dem regionalen Temperaturprofil und der zur Verfügung stehenden Nahrungsressourcen abhängt. Ja und da Schildkröten mit zunehmendem Alter langsamer wachsen und diese Unterschiede aus der Jugendzeit später oft nicht ausgleichen können. Insofern ist es nicht verwunderlich, warum solch generell Regeln nicht immer greifen, zumal deren ursprüngliche Formulierung ja anhand der Daten für warmblütige Spezies getroffen wurde. Insofern dürften sie bei wechselwarmen Spezies nur dort gelten, wo zufällig über ein großes Verbreitungsgebiet hinweg sich die allgemein zutreffenden Bedingungen nur wenig oder nur in Bezug auf wenige Faktoren ändern. Wenn also zum Beispiel nördlicher gelegene Habitate den Jungtieren mehr gehaltvolle Nahrung und Wasser bieten als bei den südlicheren Populationen, dann könnten dort heranwachsende Landschildkröten sicher der Bergmannschen Regel folgen. Aber wir kennen alle geographische und klimatische lokale Unterschiede, die diesem Muster nicht folgen und somit bleibt es nicht aus, dass sie sich auch auf wechselwarme Tiere auswirken.

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