Falsche Spitzkopfschildkröte, Pseudemydura umbrina, – © Gerald Kuchling

Schmölz - 2021 - 01

Schmölz, K., A. Pinder, G. Kuchling & G. Gollmann (2021): Evaluating candidate wetlands for the assisted colonization of the western swamp turtle Pseudemydura umbrina in a changing climate: Macro-invertebrate food resources and turtle diet. – Aquatic Conservation Marine and Freshwater Ecosystems 31(7): 1847-1858.

Die Evaluierung möglicher Feuchtegebiete für eine überwachte Ansiedlung der falschen Spitzkopfschildkröte Pseudemydura umbrina im Zuge des Klimawandels: Makro-Invertebraten als Nahrungsressource für die Schildkröten.

DOI: 10.1002/aqc.3543 ➚

Falsche Spitzkopfschildkröte, Pseudemydura umbrina, – © Gerald Kuchling
Falsche Spitzkopfschildkröte,
Pseudemydura umbrina,
© Gerald Kuchling

Das natürliche Habitat der falschen Spitzkopfschildkröte (Pseudemydura umbrina Siebenrock, 1901) – die ephemeralen, winterfeuchten Sumpfgebiete nördlich von Perth, Australien – sind in Folge des Klimawandels bedroht und unterliegen der Habitatfragmentierung. Der Rückgang der Niederschläge in dieser Region während der letzten fünf Dekaden wird sich laut den Prognosen fortsetzen was zur weiteren Verkürzung der jährlichen Aktivitätsperiode der Schildkröten führt und dazu beiträgt, dass sich die potentiellen optimalen Klimabereiche für die Spezies weiter nach Süden verschieben. Betreute Umsiedlungen in Feuchtgebiete in den kühleren Südwesten des Bundesstaats gehören zu einer der angestrebten Managementmaßnahmen. Als Beitrag zu den Erhaltungsmaßnahmen evaluierten wir die Häufigkeit und Diversität bei den möglichen Nahrungsressourcen sowie die von den Schildkröten aufgenommene Nahrung an zwei potentiellen Ansiedlungslokalitäten und an einem bereits bestehenden Ansiedlungsort. Fünfunddreißig in Gefangenschaft nachgezüchtete junge P. umbrina wurden dazu vorübergehend an drei möglichen Ansiedlungslokalitäten ausgewildert: Moore River Naturresevat im Norden von Perth (wohin die Art schon erfolgreich umgesiedelt worden war) und Meerup sowie Ost-Augusta im kühleren viel weiter südlich gelegenen Westaustralien.
Die Nahrungsressourcen wurden mit Käschernetzen wie sie zum Einfangen von Wirbellosen benutzt werden zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten in jedem der Feuchtgebiete gesammelt. Es wurden dabei separate Proben gesammelt – Einmal zur Bestimmung der Biomasse und einmal zur Bestimmung der Diversität (Artenvielfalt). Die aufgenommenen Nahrungsbestandteile durch die Schildkröten wurden anhand von Magenspülproben ermittelt. Weder die Biomasse noch die Biodiversität unterschieden sich signifikant zwischen den südlichen Lokalitäten und der Kontrolllokalität im Norden von Perth. Der Mageninhalt unterschied sich aber deutlich und schwankte zwischen 0 und 62 Futtertieren pro Schildkröte. Die Hauptmenge der Nahrung bestand aus Käfern, Ostracoden (Muschelkrebse), Isopoden und Kaulquappen.
Jedes der möglichen Kandidatenfeuchtgebiete lieferte adäquate Nahrungsressourcen was nahelegt, dass eine überwachte Ansiedlung an der kühleren südlichen Westküste von Westaustralien das Potential für ein erfolgreiches Arterhaltungsmanagement bietet um das Langzeitüberleben von P. umbrina zu ermöglichen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicherlich eine sinnvolle Studie um erst einmal sicherzustellen wie die ökologischen Ressourcen vor Ort aussehen. Allerdings wäre ja eine quantitative Erfassung des vorhandenen Nahrungsangebots aus meiner Sicht etwas sinnvoller gewesen, weil man damit abschätzen könnte wie viele umgessiedelte Schildkröten sich dort optimal versorgen könnten. Das sich Schildkröten auch an neue und unbekannte Nahrungsressourcen anpassen können ist hinlänglich bekannt (siehe z. B. Lindemann et al., 2006) und wird auch bei der Falschen Spitzkopfschildkröte so sein, denn sie leidet ja unter Habitatverlust und nicht unter mangelnder Anpassungsfähigkeit.

Literatur

Lindeman, P. V. (2006): Diet of the Texas map turtle (Graptemys versa): Relationship to sexually dimorphic trophic morphology and changes over five decades as influenced by an invasive mollusk. – Chelonian Conservation and Biology 5(1): 25-31 oder Abstract-Archiv.

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