Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina, – © Hans-Jürgen Bidmon

Roe - 2021 - 02

Roe, J. H., G. J. Graeter, A. A. LaVere & A. A. Somers (2021): State-wide population characteristics and long-term trends for eastern box turtles in North Carolina. – Ecosphere 12(2): e03378.

Den Bundesstaat übergreifende Populationschakteristiken sowie die Langzeittrends für die östlichen Dosenschildkröten in North Carolina.

DOI: 10.1002/ecs2.3378 ➚

Carolina-Dosenschildkröte, Terrapene carolina, – © Hans-Jürgen Bidmon
Carolina-Dosenschildkröte,
Terrapene carolina,
© Hans-Jürgen Bidmon

Schildkröten befinden sich weltweit im Rückgang und die Größenordnung und kürzlich erfolgte Beschleunigung bei den Populationsrückgängen erfordern ein schnelles Gegensteuern durch Erhaltungsmaßnahmen und entsprechende Managementpläne. Langzeitstudien zu den Populationstrends und Charakteristika, die mehrere Populationen innerhalb eines Verbreitungsgebiets im Kontext der verschiedenen Umweltbedingungen einbeziehen sind dringend notwendig, um effektive Managementmaßnahmen und Entscheidungen zu ermöglichen, aber solche Studien sind eher Mangelware. Die Populationen der östlichen Dosenschildkröte (Terrapene carolina carolina) nehmen im gesamten Verbreitungsgebiet ab und sie erfordern Erhaltungsmaßnahmen. Wir erfassten daher die Ressourcenunterschiede und Populationstrends und Charakteristika für T. c. carolina in 39 Lokalitäten, die innerhalb von vier Ökoregionen in North Carolina liegen anhand der Fang-Markierung-Wiederfangmethode. Überraschenderweise fanden wir dabei keine Hinweise für Populationsrückgänge in keiner der Lokalitäten während einer zehnjährigen Untersuchungsperiode von 2008-2017. Die Populationsdichten reichten von 0,2 bis zu 6,0 Schildkröten pro Hektar, wobei die weniger dichten Populationen mit einer stärkeren Zersiedlung (Urbanisierung) einhergingen, während die höheren Populationsdichten mit Sumpf- und Feuchthabitaten in der näheren Umgebung assoziiert waren. Die Populationen unterschieden sich bezüglich ihrer demographischen Struktur, wobei sie aber alle ein vergleichbares Geschlechterverhältnis aufwiesen und alle enthielten mehr adulte als noch nicht geschlechtsreife Schildkröten in jeder der Ökoregionen, und zwar auch dann noch, wenn die Befunde in Bezug auf die Unterschiede in der Nachweiswahrscheinlichkeit zwischen den Gruppen und in Bezug auf die Körpergröße korrigiert worden waren. Die Überlebensraten waren zwischen den Lebensstadien und Geschlechtern gleich und sie wiesen nur eine schwache Beziehung zur Körpergröße auf. Nach der Korrektur für die Abwanderung schwankte die jährliche Überlebenswahrscheinlichkeit zwischen 90,7 % bis zu 96,8 % für die verschiedenen demographischen Gruppen und Körpergrößenklassen. Die Zuwachsraten nahmen mit zunehmender Körpergröße ab, bei Raten von ungefähr 15 mm Carapaxlänge pro Jahr bei den kleinsten Individuen bis zu nahezu null bei den Größten. Keiner der Parameter, die für die demographische Populationsstruktur oder die Vitalitätsrate verantwortlich waren, stand in irgendeiner Beziehung zum Landschaftskontext. Die Populationstrends und die Charakteristika waren zwischen den Ökoregionen konsistent, was nahelegt, dass es keiner regionenspezifischer Erhaltungs- und Managementmaßnahmen in Bezug auf die untersuchten Populationscharkteristika bedarf. Allerdings in Anbetracht der deutlichen Unterschiede für alle erfassten Parameter zwischen den Lokalitäten würden Manager davon profitieren, dass sie die lokalen Gefährdungen wie die Landschaftszersiedlung und Verstädterung sowie die Zerstörung von Feuchtgebieten eindämmen, um das Überleben der Lokalpopulationen zu ermöglichen. Die hier beschriebenen Populationschakteristika dienen als gute Richtlinie zum Vergleich von Populationstrends innerhalb der untersuchten Lokalitäten bei Fortführung der Überwachung. Unser Untersuchungsansatz kann auch ein gutes anwendbares Model für andere Regionen sein, für die Überwachungsprogramme für gefährdete Schildkröten entwickelt werden sollen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Nun mögen diese Feststellungen ja durchaus für den untersuchten Zeitraum in North Carolina zutreffen. Aber da ich dort selbst mal von 1988 bis 1992 gelebt habe möchte ich doch anmerken, dass ich während der letzten Jahre bei Urlaubsbesuchen niemals mehr so viele T. c. carolina auch in Feuchtgebieten beobachten konnte, wie damals, wo man oft im August auf einer Wegstrecke von vielleicht 200-300 m entlang eines Bachlaufs abends problemlos bis zu 20 Individuen begegnen konnte. Ja und vor drei Jahren war man froh, wenn man noch eine beobachten konnte und in anderen mir von damals bekannten Regionen gelang es mir selbst nach einem guten Gewitterregen nicht ein Exemplar ausfindig zu machen. Lediglich die auch seltener gewordenen Todfunde entlang von Straßen verwiesen noch darauf, dass sie noch nicht ganz verschwunden waren.
Siehe dazu auch Graham et al. (2022) und Zachary et al. (2020).

Literatur

Graham, A., J. Nguyen & K. Sasaki (2022): Woodland Box Turtle (Terrapene carolina carolina) Abundance Declines with Increasing Urban Land Use in the Piedmont. – Ichthyology & Herpetology 110(4): 705–713 oder Abstract-Archiv.

Zachary, C. R., E. P. Chen & G. A. Lewbart (2020): TEMPORAL PATTERNS IN ADMISSION OF EASTERN BOX TURTLES (TERRAPENE CAROLINA CAROLINA) AT A NORTH CAROLINA WILDLIFE CLINIC AS A REFLECTION OF CLIMATE. – Journal of Zoo and Wildlife Medicine 51(2): 363-370 oder Abstract-Archiv.

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