Robinson - 2015 - 01

Robinson, J. E., F. A. V. St John, R. A. Griffiths & D. L. Roberts (2015): Captive Reptile Mortality Rates in the Home and Implications for the Wildlife Trade. – PLoS One 10(11): e0141460.

Die Mortalitätsrate bei Reptilien in Gefangenschaftshaltung und die Auswirkungen für Wildtierhandel.

DOI: 10.1371/journal.pone.0141460 ➚

Der Handel mit Wildtieren und die Haltung exotischer Haustiere ist häufig Gegenstand unterschiedlichster Regulierungsmaßnahmen auf nationaler und internationaler Ebene. Nicht selten ist sie Ursache für sehr gegensätzliche Ansichten. Reptilien zählen zu den beliebten exotischen Haustieren und stellen einen substantiellen Teil des Handels mit lebenden Tieren dar. Hohe Mortalitätsraten bei gehandelten Tieren werfen Fragen im Rahmen des Tierschutzes auf, und sie haben natürlich auch Auswirkungen auf den Erhaltungsstatus wenn das Absammeln in der freien Natur zur Deckung des Bedarfs dient. Das Versterben von Reptilien kann dabei auf allen Ebenen der Handelskette vom Fang bis hin zum Endverbraucher vorkommen. Allerdings gibt es nur sehr begrenzte Informationen für die Mortalitätsraten von Reptilien innerhalb solcher Handelsketten und insbesondere für die beim Endverbraucher zuhause. Wir untersuchten die Mortalitätsraten von Reptilien bei verschiedenen Endverbrauchern durch eine eingehende spezialisierte Befragungstechnik, in dem wir bestimmte aussagekräftige Fragen nach der Randomisierten Antworttechnik (aRRT) begleitet von einer Direktbefragung (DQ) stellten. Insgesamt verstarben demnach 3,6 % der Schlangen, Schildkröten und Echsen innerhalb eines Jahres nachdem Erwerb. Boas und Pythons hatten die niedrigste Sterberate von 1,9 % und Chamäleons die höchste mit 28,2 %. Mehr als 97 % der Schlangen, 87 % der Echsen und 69 % der Schildkröten aus den letzten 5 Jahren der befragten Halter stammten aus Nachzuchten, und die Ergebnisse deuten an, dass die Mortalitätsraten für Nachzuchten am niedrigsten liegen. Die Erhebung der Mortalitätsraten mit der aRRT und DQ unterschieden sich nicht signifikant, was sich mit unserer Beobachtung deckte, dass die Halter Fragen nach der Sterberate ihrer Reptilien als problematisch empfanden. Diese Untersuchung legt nahe, dass die Mortalitätsraten in der Haltung niedrig sind und sie identifiziert jene Taxa für deren Haltung noch Verbesserungsbedarf besteht, um die Sterberate zu senken.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine Studie die sicherlich deutlich macht, dass sich in der Reptilienhaltung während der vergangenen 3 Jahrzehnte etliches verbessert hat und die sogenannten Endverbraucher – sprich Halter/innen – sich wirklich um ihre Pfleglinge bemühen und dazu beitragen, dass Nachzuchten den Import von Wildfängen nach Möglichkeit ersetzen. Allerdings denke ich auch nicht, dass die oftmals diskutierten kontroversen Probleme mit dem Artenschutz, die häufig den Halter/innen angelastet werden, heute noch an die Richtigen adressiert sind, denn in den letzten Jahren sind die großen Ausfälle bei den so genannten Exoten doch eher in den Handelsketten vom Wildtierfang bis zum Transport in die Industrieländer aufgetreten. Ja und auch dort wo meist noch in den Herkunfts- oder Transitländern beschlagnahmte Tiere untergebracht werden mussten, ohne dass dafür ausreichende Bedingungen oder entsprechend geschultes Personal vorhanden gewesen wäre. Sicher, ohne Nachfrage gibt es keinen Handel, aber haben Sie schon mal von Seiten der Politik die regelmäßig Haltungsverschärfungen zu implementiert gehört, dass sie offiziell dafür plädiert oder gar gesetzliche Vorschrift erlässt, die den Handel mit Nachzuchten fördert oder dass der Handel auf Nachzuchten beschränkt würde. Nein, das passiert nicht weil zumindest die großen Importeure dadurch einen Teil ihrer Geschäftsgrundlage einbüßen könnten und die Gewinnmargen in diesem Handel sowieso weit höher liegen dürften. Tja und ob man selbst dann, wenn es sich um legale Import- und Handelsketten handelt, dort Angaben über die wirklichen Ausfallraten an Tieren erfragen könnte, wage ich ernsthaft zu bezweifeln. Siehe auch Lee & Smith (2010), Türkozan et al. (2008).

Literatur

Lee, D. S & K. Smith (2010): Testudostan: Our post-cold war global exploitation of a noble tortoise. – Bulletin of the Chicago Herpetological Society 45(1): 1-9 oder Abstract-Archiv.

Türkozan, O., A. Özdemir & F. Kiremit (2008): International Testudo Trade. – Chelonian Conservation and Biology 8(2): 269-274 oder Abstract-Archiv.