Ramon-Gomez, K., S. R. Ron, S. L. Deem, K. N. Pike, C. Stevens, J. C. Izurieta, A. Nieto-Claudin (2024): Plastic ingestion in giant tortoises: An example of a novel anthropogenic impact for Galapagos wildlife. – Environmental Pollution 340(1): 122780.
Plastikfressen bei Riesenschildkröten: Ein Beispiel für einen neuen anthropogenen Einfluss auf die Wildtiere auf Galapagos.
DOI: 10.1016/j.envpol.2023.122780 ➚
Die menschliche Populationszunahme auf den Galapagos ist während der letzten Jahrzehnte sehr schnell angestiegen und erhöht den anthropogenen Druck auf die natürlichen Ressourcen des Archipels. Dieser wachsende ökologische Fußabdruck zusammen mit einem inadäquaten Abfallmanagement führt zunehmend zu Konflikten mit den Erhaltungsbemühungen. Hier erfassten wir das Fressen von Abfällen bei den Riesenschildkröten auf West-Santa Cruz (Chelonoidis porteri) innerhalb eines vom Menschen veränderten aber auch geschützten Areals. Zusätzlich charakterisierten wir die Abfälle in der Umwelt und quantifizierten die Vorkommenshäufigkeit für die Schildkröten und deren Kotproben. Wir untersuchten dabei insgesamt 6.629 Kotproben entlang eines Landschaftsgradienten, der durch den menschlichen Einfluss Störungen aufwies, die durch das Vorhandensein von Abfällen zutage traten. Wir fanden 590 Abfallrückstände in den Proben aus der von anthropogenen Einflüssen geprägten Landschaft (Mittelwert 3.97 Abfallteile/kg Kot), wobei aber nur zwei Abfälle innerhalb der geschützten Flächen (Mittelwert 0,08 Teile/kg Kot) nachgewiesen wurden. Plastikabfälle stellten in den von Menschen genutzten Flächen die am häufigsten vorkommende menschenbedingte Abfallkategorie, die im Kot nachgewiesen werden konnte (86,3 %; n = 511), gefolgt von Kleidung, Metall, Papier, synthetisches Gummi, Baumaterial und Glas. Im Durchschnitt lag der Plastikanteil in den Kotproben höher (84%) als jener der in der Umwelt vorlag (67 %) was nahelegt, dass Plastik wesentlich häufiger und schneller gefressen wird als andere Abfälle. Wir stellten auch fest, dass grünes, weißes und hellblaues Plastik wesentlich häufiger im Kot gefunden wird im Vergleich zu seiner Häufigkeit im Freiland was zeigt, dass die Schildkröten beim Abfallfressen Farbunterschiede machen. Die Abundanz der Schildkröten war in den geschützten Arealen höher als in den von Menschen beanspruchten Flächen, allerdings lag die Wiederauffindungsrate in den von Menschen genutzten Landschaftsteilen höher für Schildkröten, die mit Plastik und anderen menschlichen Gefährdungen belastet waren. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Plastik relativ häufig von den Schildkröten in den verunreinigten Regionen im westlichen Santa Cruz gefressen wird, aber wesentlich seltener in den Schutzzonen. Weitere Untersuchungen sind nötig, um die negativen Auswirkungen, die mit der Plastikaufnahme bei den landbewohnenden Spezies der Galapagos assoziiert sind, besser zu verstehen. Wir plädieren dafür, dass die lokalen Verantwortungsträger entsprechende Vorgaben machen, die der Expansion der urbanen Flächen Einhalt gebieten und die Nutzung von Plastik einschränken und dass Abfallmanagement verbessern, um damit die Bedrohungen sowohl für die Menschen wie auch für die Tiere zu minimieren.
Kommentar von H.-J. Bidmon
„Wie sollte es auch anders sein“, wo Menschen zumindest unter dem Einfluss der modernen Zivilisation siedeln, werden diese Vorkommnisse nur sehr sehr schwer zu vermeiden sein. Siehe dazu auch Auge et al., (2023) und den dortigen Kommentar.
Literatur
Auge, A.-C., G. Blouin-Demers, C. T. Hasler & D. Murray (2023): Demographic evidence that development is not compatible with sustainability in semi‐urban freshwater turtles. – Animal Conservation 27(2): 253-266 oder Abstract-Archiv.
Galerien
Chelonoidis porteri – Santa-Cruz-Riesenschildkröte