Jangtse-Riesenweichschildkröte, Rafetus swinhoei, ein weibliches Exemplar – © Gerald Kuchling

Pham - 2020 - 01

Pham, T. V., O. Le Duc, B. Leprince, C. Bordes, V. Q. Luu & L. Luiselli (2020): Hunters'structured questionnaires enhance ecological knowledge and provide circumstantial survival evidence for the world's rarest turtle. – Aquatic Conservation Marine and Freshwater Ecosystems 30(1): 183-193.

Hunter’s strukturierter Fragebogen verbessert das ökologische Wissen und liefert ausführlichere Angaben dafür das die seltenste Schildkröte der Welt noch überlebt.

DOI: 10.1002/aqc.3225 ➚

Jangtse-Riesenweichschildkröte, Rafetus swinhoei, – © Gerald Kuchling
Jangtse-Riesenweichschildkröte,
Rafetus swinhoei,
© Gerald Kuchling

Bei Rafetus swinhoei handelt es sich um eine Riesenweichschildkröte aus dem südlichen China und dem Norden Vietnams die derzeit die seltenste Schildkrötenart der Welt repräsentiert, da nur noch zwei lebende Exemplare weltweit bekannt sind von denen eines noch wild lebt. Es gibt nur sehr wenige Informationen über deren Ökologie wobei die mögliche Reliktverteilung komplett unbekannt ist. Dieser Artikel berichtet erstmals in der internationalen Literatur über die Ergebnisse einer strukturierten Befragung zur Ökologie und Verbreitung von R. swinhoei in Vietnam. Dieser standardisierte Fragebogen enthielt 15 Fragen und war an 10 frühere Rafetus-Jäger die über etliche Jahre Erfahrung in Bezug auf den Fang dieser Art besaßen gerichtet. Dabei zeichnete sich eine große Übereinstimmung zwischen den Angaben der Jäger in Bezug auf die Biologie von R. swinhoei ab, wobei insbesondere Angaben zu deren Reproduktionsverhalten und Nahrungsaufnahmegewohnheiten zutage traten. Das durchschnittliche Gewicht von 58 gefangenen Individuen lag bei 53 kg wobei die meisten Individuen 15-40 kg (median = 40 kg) wogen und nur 17,2 % der gefangenen Individuen über 100 kg gewogen haben sollen. Basierend auf den Angaben der Jäger ergaben sich Anhaltspunkte dafür, dass der Populationszusammenbruch für R. swinhoei in Vietnam in zwei Phasen erfolgte: Zuerst während der 1980iger Jahre während derer die Populationsgrößen dramatisch zurückgingen und zum zweiten zu Beginn der 1990iger Jahre als sehr viele Jäger gleichzeitig sehr viele Individuen aus den schon dezimierten Beständen abfingen. Es gab auch sehr viele übereinstimmende Angaben dazu, dass diese Schildkröten in den Jahren 1991-1992 sehr selten waren. Insgesamt waren sich aber 90 % der Jäger einig, dass es in der Wildnis noch R. swinhoei-Individuen an bestimmten Lokalitäten gibt und einige der Jäger berichteten über einige Beobachtungen aus jüngster Zeit für diese Art. Da mehrere mögliche Vorkommenslokalitäten identifiziert werden konnten schlagen wir die Planung einer umfassenden Aktion mit Fallenfang vor um deren Vorkommen an den genannten Stellen zukünftig nachzuweisen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine Planung der man nur Erfolg wünschen kann begleitet mit der Hoffnung, dass bei diesen Fallenfangaktionen nicht noch mehr Individuen geschädigt oder verloren werden. Allerdings was macht man, wenn die Lokalitäten bekannt sind und die Informationen auch von jenen genutzt werden können, denen der monetäre Gewinn aus dem Verkauf solcher Exemplare für die traditionellen Medizinmärkte Südostasiens lukrativer als deren Erhaltung erscheint. Man sollte dabei immer bedenken, dass Naturschutz selbst bei den Personen die ihn vor Ort überwachen sollen oft noch einen anderen Stellenwert hat als wir das aus unserer westlichen Vorstellung heraus meinen. Siehe dazu auch den Kommentar zu Jones et al. (2019).

Literatur

Jones, J. P. G., J. Ratsimbazafy, A. N. Ratsifandrihamanana, J. E. M. Watson, H. T. Andrianandrasana, M. Cabeza, J. E. Cinner, S. M. Goodman, F. Hawkins, R. A. Mittermeier, A. L. Rabearisoa, O. S. Rakotonarivo, J. H. Razafimanahaka, A. R. Razafimpahanana, L. Wilmé & P. C. Wright (2019): Madagascar: Crime threatens biodiversity. – Science 363(6429): 825 oder Abstract-Archiv.

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