Amerikanische Sumpfschildkröte, Emydoidea blandingii, ein Jungtier – © James Harding

Pappas - 2009 - 01

Pappas, M. J., J. D. Congdon, B. J. Brecke & J. D. Capps (2009): Orientation and dispersal of hatchling Blanding's turtles (Emydoidea blandingii) from experimental nests. – Canadian Journal of Zoology – Revue Canadienne de Zoologie 87(9): 755-766.

Die Orientierung und Verteilung von Schlüpflingen von Amerikanischen Sumpfschildkröten (Emydoidea blandingii) aus experimentellen Nestern.

DOI: 10.1139/Z09-065 ➚

Amerikanische Sumpfschildkröte, Emydoidea blandingii, – © James Harding
Amerikanische Sumpfschildkröte,
Emydoidea blandingii,
© James Harding

Wir bestimmten die initialen Verbreitungsrichtungen bei 1052 naiven und bei 278 erfahrenen Schlüpflingen (Emydoidea blandingii (Holbrook, 1838)) innerhalb von experimentell angelegten Arealen mit unterschiedlichster Ausgestaltung. Die Verbreitungsrichtungen der naiven Schlüpflinge war in sieben von 10 Orten nicht zufällig. In allen nicht zufälligen Verbreitungsmustern konnte man davon ausgehen, dass sich die Schlüpflinge primär visuell orientieren und einem entfernten dunklen Horizont zustreben, was insbesondere bei solchen Tieren, die von Flusshabitaten stammten, zu beobachten war. Wir fanden keine Hinweise dafür, dass die Schildkröten eine positive Geotaxi zeigen oder sich nach dem Geruch oder dem Feuchtigkeitsgradienten orientieren. Ebenso gab es keine Hinweise darauf, dass die Schlüpflinge der Duftspur von vorher geschlüpften und abgewanderten Schlüpflingen folgen. Obwohl sich an zwei Orten keine Beziehungen zwischen veränderten Positionen der Sonne oder Beziehungen zwischen Unterschieden der Lage der Nester zu Feuchtgebieten feststellen ließen, waren die Verteilungsmuster von Schildkröten, die am Morgen schlüpften, unterschiedlich zu jenen der Tiere, die am späten Nachmittag schlüpften. Die Vergleiche der Verbreitungsrichtungen von naiven und erfahrenen (solche die schon in Kontakt mit einer entsprechenden Umgebung hatten) Schlüpflingen zeigen, dass Schlüpflinge innerhalb der ersten beiden Tage nach Verlassen des Nests lernen, sich anhand eines Sonnenkompass in ihrer Testarena zu orientieren. Basierend auf allen Daten aus den Testarealen, in denen sich die Schildkröten nicht-zufällig verteilten, konnten wir feststellen, dass die maximale Perzeptionsdistanz (die Distanz aus der sie einen dunklen Horizont (Wasserfläche) wahrnehmen können) etwa bei 325 inch (8,10 m) beträgt. In einigen Situationen kann die Zunahme der Bewaldung oder landwirtschaftliche Aktivitäten sowie die Anpflanzung von Kiefern dazu führen, dass sich das Risiko für Schlüpflinge erhöht, die Wasserstellen nicht zu finden.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher auch wenn es sich hier um eine Art handelt, die auch nahe am Wasser nistet, und nicht wie bei Emys orbicularis oder Waldbachschildkröten die Hunderte Meter bis Kilometer weite Wanderungen vom Schlupfort bis zum Wasser zurücklegen müssen, so zeigt die Studie doch, wie schnell auch in der Natur die Kleinen lernen, sich in diesem Fall anhand der Sonne zu orientieren. Es wundert einen dann nicht, dass auch Schildkröten die Fähigkeit besitzen, ein orientierungsbezogenes Lernverhalten zu zeigen. Siehe auch Cadi et al. (2004), Ficetola & Bernardi (2006), Castellano et al. (2008) oder Wilkinson et al. (2009).

Literatur

Cadi, A., M. Nemoz, S. Thienpont & P. Joly (2004): Home range, movements, and habitat use of the European pond turtle (Emys orbicularis) in the Rhone-Alpes region, France. – Biologia 59(14): 89-94 oder Abstract-Archiv.

Castellano, C. M., J. L. Behler & G. R. Ultsch (2008): Terrestrial movements of hatchling wood turtles (Glyptemys insculpta) in agricultural fields in New Jersey. Chelonian Conservation and Biology 7(1): 113-118 oder Abstract-Archiv.

Ficetola, G. F. & F. De Bernardi (2006): Is the European „pond“ turtle Emys orbicularis strictly aquatic and carnivorous? – Amphibia-Reptilia 27(3): 445-447 oder Abstract-Archiv.

Wilkinson, A., S. Coward & G. Hall
(2009): Visual and response-based navigation in the tortoise (Geochelone carbonaria). – Animal Cognition 12(6): 779-787 oder Abstract-Archiv.

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