Oonincx, D. G. A. B. & E. S. Dierenfeld (2011): An Investigation Into the Chemical Composition of Alternative Invertebrate Prey. – Zoo Biology 31(1): 40-54.
Eine Untersuchung zur chemischen Zusammensetzung alternativer Beutetiere aus der Gruppe der Evertebraten.
DOI: 10.1002/zoo.20382 ➚
Ziel dieser Studie war es die chemische Zusammensetzung von acht Evertebratenarten (Wirbellose) im Hinblick auf ihre Eignung als alternative Futtertiere zu bestimmen. Die ausgewählten Arten waren Schokoschaben (Blatta lateralis), Orange-Kopfschaben (Eublaberus distanti), Madagaskar-Fauchschaben (Gromphadorhina portentosa), Fruchttfliegen (Drosophila melanogaster), Breitflügel-Heupferde (Microcentrum rhombifolium), Mehlkäfer (Tenebrio molitor), Schwarzkäfer (Zophobas morio) und Kellerasseln (Porcellio scaber). Quantifiziert wurden auf der Basis der Trockenmasse (DM): Rohprotein, Rohfett, Neutrale lösliche Fasern, Säure detergierbare Fasern, Aschegehalt, Makro- und Mikromineralien, Vitamin A und E, sowie der Carotinoidgehalt. Zwischen den untersuchten Evertebratenarten wurden signifikante Unterschiede nachgewiesen.
Der Rohproteingehalt schwankte zwischen 38 und 76 % der Trockenmasse, Fett zwischen 14 und 54 % der Trockenmasse und Asche reichte von 2 bis 8 % der Trockenmasse. Die meisten Arten wiesen ein ungünstiges Kalzium/Phosphat Verhältnis von 0.8-0.30:1 auf. P. scaber stellten mit einem Kalzium/Phosphat Verhältnis von (12:1) eine Ausnahme dar. Kellerasseln sind also eine brauchbare Nahrung zur Kalziumversorgung für Insektivoren. Der Vitamin E - Gehalt war in den meisten Arten sehr gering (6-16 mg/kg Trockenmasse), hier stellten D. melanogaster und M. rhombifolium mit jeweils 112 und 110 mg/kg der Trockenmasse Ausnahmen dar. Der Gehalt an Retinol, gemessen als aktives Vitamin A war in allen Futtertierarten sehr gering, schwankte aber erheblich zwischen den einzelnen Proben (0.670-886 mg/kg der Trockenmasse). Die vorgestellten Daten können dazu verwendet werden die Fütterung, der in menschlicher Obhut gehaltenen, Insektivoren deren Ansprüchen entsprechend zu optimieren.
Zukünftige Forschungsarbeit in Bezug auf die Zusammensetzung von Wirbellosen sollten darauf abzielen die Ernährungsweise der Entwicklungsstadien von Futtertieren zu berücksichtigen und den Zusammenhang zwischen Ernährungsweise und Zusammensetzung zu erarbeiten.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Diese Arbeit bietet gute Anhaltspunkte für die Zusammenstellung der Nahrung für karnivore Schildkröten oder deren meist mehr karnivor lebenden Juvenilstadien. Sicher ist es nicht günstig nur adulte Futtertiere zu analysieren, da in vielen Fällen deren Larvenstadien verfüttert werden. Diese Arbeit bestätigt, dass Asseln sehr gute Kalziumlieferanten sind, während breitflügeliges Heupferd, Mehlkäfer und Schwarzkäfer die höchsten Gehalte an Rohprotein lieferten. Bei diesem Befund frage ich mich ob es sich dabei im Vergleich zu den untersuchten Schaben um eine Besonderheit handelt die mit dem Reproduktionsverhalten der Futtertiere selbst zusammen hängt. Denn wenn diese voll mit Eiern bzw. Sperma sind würde es einleuchten, warum gerade dort der Rohproteingehalt so hoch war, während zumindest für die Käferlarven in anderen Studien eher der Fettgehalt hervorgehoben wird. Ebenso scheint der Gehalt an Vitamin A und E im Bezug zur Ernährung und zum Darminhalt der Futtertiere zu stehen, woraus sich erklären ließe, warum diese zumindest beim Heupferd und der Fruchtfliege wesentlich höher waren. Das die aktive Form des Vitamin A generell auch mit Ausnahme der Komplexaugen in Futtertieren gering ist wird verständlich wenn man bedenkt, dass aktives Vitamin A auch in diesen aktiv ist und sich nur in einem ganz speziellen physiologischen Gleichgewicht bewegen darf. Hier sollte man eher nach noch physiologisch inaktiven Speicherformen schauen.