Afrikanische Weichschildkröte, Trionyx triunguis, – © Pearson McGovern

Luiselli - 2020 - 01

Luiselli, L., G. C. Akani, S. N. Ajong, A. George, M. Di Vittorio, E. A. Eniang, D. Dendi, E. M. Hema, F. Petrozzi & J. E. Fa (2020): Predicting the structure of turtle assemblages along a megatransect in West Africa. – Biological Journal of the Linnean Society 130(2): 296-309.

Vorhersagen zur Struktur von Schildkrötengemeinschaften entlang eines Megatransekts in Westafrika.

DOI: 10.1093/biolinnean/blaa042 ➚

Afrikanische Weichschildkröte, Trionyx triunguis, – © Pearson McGovern
Afrikanische Weichschildkröte,
Trionyx triunguis,
© Pearson McGovern

Das Verständnis des Artenreichtums in Bezug zu groß- und kleinräumigen Verteilungsmustern ist eine Grundvoraussetzung für das Studium von Evolutionsmechanismen. Das Ausmaß darüber wie Artenvielfalt innerhalb lokaler Gemeinschaften in Bezug zu großräumigen Prozessabläufen steht ist ein äußerst wichtiges Thema bei ökologischen und evolutionsbezogenen Forschungsarbeiten. Um nun zu untersuchen wie die lokale und regionale Artenvielfalt zueinander in Beziehung stehen sammelten wir Daten über Süßwasserschildkrötengemeinschaften in sieben Lokalitäten um die Unterschiede für die ökologischen Bedingungen entlang eines 90 km langen von Süden nach Norden reichenden Megatransekts in Benin, Westafrika, zu analysieren. In jeder Lokalität wurden alle gefangenen Schildkröten vermessen und es wurde das Mikrohabitat in dem die individuellen Exemplare beobachtet wurden klassifiziert. Basierend auf diesen Daten verwendeten wir spezielle Auswerteverfahren zur Erfassung der Diversität innerhalb von Gemeinschaften anhand derer ein Vergleich der Schildkrötengemeinschaften durchgeführt werden konnte. Die räumliche Autokorrelation hatte keinen Einfluss auf unsere Daten. Wenn alle lokalitätsbezogenen Daten zusammengefasst wurden zeigte sich, dass zwei Spezies (Pelusios castaneus und Pelomedusa olivacea) die Verbreitesten waren und eine Spezies (Trionyx triunguis) die seltenste war. Häufigkeitsanalysen für die weit verbreiteten Spezies zeigten, dass die Häufigkeit (Abundanz) von Pelusios castaneus mit dem ansteigenden Breitengrad abnahm während genau das gegensätzliche Verbreitungsmuster für Pelomedusa olivacea zu beobachten war. Wir konnten zeigen, dass bestimmte verschiedenartige Mikrohabitatcharakteristika signifikant mit der Abundanz der beiden häufigsten Arten korreliert waren. Wir fanden ebenso signifikante aber unterschiedliche Süd-Nord-Gradienten in Bezug auf die Mikrohabitatnutzung für die verschiedenen Schildkrötenspezies. Unsere Ergebnisse verweisen auf die Wichtigkeit des Studiums der lokalen Umweltinteraktionen, der ökologischen speziesspezifischen Ansprüche sowie deren synökologische Beziehungen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Eine Arbeit die interessante Schildkrötengesellschaftsverteilungsmuster beschreibt die mit bestimmten Umweltbedingungen korreliert zu sein scheinen. Insofern macht diese Arbeit wie etliche andere auch darauf aufmerksam wie wesentlich es eigentlich ist immer eine systemisch ausgerichtete ökologische Betrachtungsweise zu verfolgen, denn letztendlich gehört dazu auch der Einbezug der entsprechenden pflanzensoziologischen Befunde, ebenso wie die anderen hier nicht weiter angesprochenen Faunenelemente. Diese häufig unter dem Begriff der Umweltbedingungen zusammengefassten, aber oft nie weiter spezifizierten Gesamtbedingungen sind es ja, die das adaptive Verhaltenspotential der untersuchten Spezies herausfordern und diese Lebensweisen und Verbreitungsmuster mit beeinflussen. Ja, und diese Umweltbedingungen sind es auch die die kognitiven Eigenschaften der Tiere im Sinne von Überleben und adäquaten Verhalten prägen. Letzteres bezeichnen manche als Persönlichkeitsunterschiede zwischen Individuen oder Arten die sicherlich durch deren neuronale Eigenschaften oder zumindest bei den höherentwickelten Arten durch deren Zentralnervensystem mit gesteuert werden. Insofern prägen Umwelten Gehirne (Kognitionsbefähigung und wenn sie so wollen bislang wissenschaftlich unklaren Begriff Bewusstsein) im Sinne von Northoff & Lamme, (2020); Northoff et al. (2019). Siehe dazu auch die Kommentare zu Burns et al. (2020); Szabo et al., (2020); Alcott et al., (2020).

Literatur

Alcott, D., M. Long & T. Castro-Santos (2020): Wait and snap: eastern snapping turtles (Chelydra serpentine) prey on migratory fish at road-stream crossing culverts. – Biology Letters 16(9): 20200218 oder Abstract-Archiv.

Burns, T. J., R. R. Thomson, R. A. McLaren, J. Rawlinson, E. McMillan, H. Davidson & M. Kennedy (2020): Buried treasure – marine turtles do not ‘disguise’ or ‘camouflage’ their nests but avoid them and create a decoy trail. – Royal Society Open Science 7(5): 200327 oder Abstract-Archiv.

Northoff, G., S. Wainio-Theberge & K. Evers (2019): Is temporo-spatial dynamics the "common currency" of brain and mind? In Quest of "Spatiotemporal Neuroscience". – Physics of Life Reviews 33: 34-54; DOI: 10.1016/j.plrev.2019.05.002 ➚.

Northoff, G. & V. Lamme (2020): Neural signs and mechanisms of consciousness: Is there a potential convergence of theories of consciousness in sight? – Neuroscience & Biobehavioral Reviews 118: 568-587; DOI: 10.1016/j.neubiorev.2020.07.019 ➚.

Szabo, B., D. W. A. Noble & M. J. Whiting (2020): Learning in non-avian reptiles 40 years on: advances and promising new directions. – Biological reviews of the Cambridge Philosophical Society 96(2): 331-356 oder Abstract-Archiv.

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