Lohmann, K. J., C. M. Lohmann & N. F. Putman (2007): Magnetic maps in animals: nature's GPS. – Journal of Experimental Biology 210(21): 3697-3705.
Magnetfeldkarten in Tieren: Das GPS der Natur.
DOI: 10.1242/jeb.001313 ➚
Unterschiedlichste Tiere detektieren das Magnetfeld der Erde und benutzen die daraus gewonnenen Informationen zur Orientierung und Navigation. Der größte Teil der Forschungsarbeit richtete sich auf die direktionale „Kompass“-Information, die sich aus dem Magnetfeld der Erde ableiten lässt, weil sich das Feld in vorhersagbarer Weise über die Oberfläche des Globus hinweg verändert. Allerdings liefert das Magnetfeld Positionsinformationen und eine Karteninformation, die von einigen Tieren genutzt wird, entlang von Migrationsrouten zu wandern oder um sich zu bestimmten Zielregionen zu navigieren. Der Gebrauch der magnetischen Positionslokalisation wurde für verschiedene Tiergruppen nachgewiesen wie Meeresschildkröten, Langusten, Molchen und Vögel, was vermuten lässt, dass solche Systeme phylogenetisch weit verbreitet sind und über weite Bereiche der räumlichen Maßstäbe nutzbar sind (z. B. Molche ziehen daraus kleinräumigere Informationen als die Vögel bei ihren Interkontinentalwanderungen). Diese magnetischen Karten sind bis heute nicht vollständig charakterisiert. Sie könnten in vielfältigen grundlegend unterschiedlichen Weisen organisiert sein wobei einige wohl nur sehr wenig mit dem gemeinsam haben, was wir als Menschen als Landkarte ansehen würden. Ebenso lässt sich vermuten, dass sie im Zusammenhang mit anderen unkonventionellen Navigationsstrategien zur Anwendung kommen.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Sicher mag es vielfältige Möglichkeiten geben, Magnetkarten zu nutzen und die größte Variabilität dürfte es wohl bei den Sinnesleistungen ihrer Sensitivität und der Verarbeitung der Information geben. Gerade für Molche und kleine Wasserschildkröten dürften die Magnetfeldveränderungen im „Mikrobereich“, die von Beutetieren ausgehen, entscheidend sein. Allerdings gibt es auch physikalische Gesetzmäßigkeiten, die für das Magnetfeld allgemein gelten. Insofern mögen die verschiedenen Tiere vielleicht verschiedene und verschieden sensitive rezeptive Strukturen zur Detektion entwickelt haben, aber die physikalischen Grundprinzipien der Magnetfelddetektion und Magnetfeldorientierung dürfte ähnlich jener sein, derer sich heute moderne U-Bootjäger und U-Bootdetektionssysteme auch bedienen.