Jones, R. L. (2017): Long-Term Trends in Ringed Sawback (Graptemys oculifera) Growth, Survivorship, Sex Ratios, and Population Sizes in the Pearl River, Mississippi. – Chelonian Conservation and Biology 16(2): 215-228.
Langzeittrends für die Prachthöckerschildkröte (Graptemys oculifera), Wachstum, Überlebensrate, Geschlechterverhältnis und Populationsgrößen im Pearlfluss, Mississippi.
DOI: 10.2744/CCB-1268.1 ➚
Ein effektives Management von langlebigen Spezies erfordert Daten zur Demographie und eine Ergebniszeitanalyse (Lebensgeschichte), die am besten durch Langzeitstudien erarbeitet werden können. Die Prachthöckerschildkröte (Graptemys oculifera) kommt endemisch in der Pearl–Flusswasserscheide von Mississippi und Louisiana vor und es handelt sich bei ihr um eine geschützte Art mit Erhaltungsmanagement sowohl von Seiten des Bundesstaates wie auch landesweit. Hier wurden an 5 Orten im Pearl- und Mississippi-Fluss die Daten zur Populationsgröße, dem Fallenfangerfolg, zum Sonnenbadeverhalten, dem Geschlechterverhältnis, der Überlebensrate und zum Körperwachstum der Art über einen Zeitraum von 25 Jahren erhoben. Die Männchen erreichten die Geschlechtsreife mit etwa 4,6 Jahren und die Weibchen mit 9,1 Jahren. Die durchschnittliche Überlebensratenabschätzung für Männchen, Weibchen und Jungtiere lag bei jeweils 0,88, 0,93 und 0,69. Die maximale Lebensdauerabschätzung ergab für Männchen 48,8 Jahre und für Weibchen 76,4 Jahre. Die durchschnittliche Überlebensdauer lag für Männchen bei 8,5 Jahren und bei den Weibchen bei 13,9 Jahren. Das Geschlechterverhältnis bei den gefangenen Schildkröten war vor dem Jahr 2000 hin zu mehr Männchen verschoben aber ausgeglichen nach dem Jahr 2000. Das reale Populationswachstum zeigte das 4 Populationen während dieser 25 Jahre stabil blieben und eine Population abnahm. Die Populationsgrößenabschätzung und die Sonnenbadesichtungen zeigten aber über die Zeit eine rückläufige Tendenz an. Der Fallenfangerfolg sank nach dem Jahr 2000 zusammengefast für alle Orte für Jungtiere, Männchen und Weibchen um jeweils 77 %, 45 % und 25 %. Zusammengefast zeigen die Daten, dass eine Population von G. oculifera klar abgenommen hat, sich drei Populationen im Anfangsstadium eines Rückgangs befinden und eine Population als relativ stabil anzusehen ist. Zusätzliche Überwachungsmaßnahmen für diese Populationen sind notwendig um zu sehen ob diese Trends zukünftig anhalten.
Kommentar von H.-J. Bidmon
Wieder einmal eine der seltenen und aussagekräftigen Langzeitstudien, deren Nutzen wir wirklich nicht unterschätzen sollten und die eigentlich ausgebaut und erweitert werden müssten, um die Ursachen für solche Populationstrends zu erfassen. Dazu würde eigentlich gehören, dass man diese Daten auf einer zeitlichen Skala im Zusammenhang mit Landschaftsveränderungen und anderen Veränderungen analysiert, um die Gründe für die Entwicklungen aufzuzeigen. Denn nur dann werden wir wirklich erhaltungsrelevante Parameter daraus ablesen können. Was man unter Veränderungen zu verstehen hat, die sich nicht gleich als Eingriff in die Landschaft- oder als Gewässernutzungsänderung (Fragmentierung etc.) zeigen, sind zum Beispiel auch Veränderungen beim Gebrauch von Pestiziden, Abwassereinleitungen, das Ausbreiten invasiver Pflanzen wie Kudzu (Pueraria montana) in diesen Sumpfgebieten usw.