Griechische Landschildkröte, Testudo hermanni boettgeri, Jungtiere – © Hans-Jürgen Bidmon

Iosif - 2012 - 01

Iosif, R. (2012): Railroad-associated mortality hot spots for a population of Romanian Hermann’s tortoise (Testudo hermanni boettgeri): a gravity model for railroad-segment analysis. – Procedia Environmental Sciences 14: 123-131.

Eisenbahnschienen assoziierte Mortalitätshotspots bei einer rumänischen Population der Griechischen Landschildkröte (Testudo hermanni boettgeri): Ein Gravitätsmodell zur Schienensegmentanalyse.

DOI: 10.1016/j.proenv.2012.03.012 ➚

Griechische Landschildkröte, Testudo hermanni boettgeri, – © Hans-Jürgen Bidmon
Griechische Landschildkröte,
Testudo hermanni boettgeri,
© Hans-Jürgen Bidmon

Straßentode können lokal zu starken Rückgängen in der Herpetofauna führen. Aus diesem Grund haben mittlerweile einige Verkehrsbetriebe ein Interesse daran, Maßnahmen zu ergreifen, die diese Gefährdungen minimieren. Die hier vorgestellte Studie untersuchte die durch ein Eisenbahnschienennetz verursachte Gefährdung auf einer räumlichen Schienensegmentskala im Getic-Tafelland des südwestlichen Rumäniens, wobei wir so genannte „Hotspots“ für die Mortalität von Testudo hermanni boettgeri aufzeigten. Dieses Schienennetz wurde zum einen ausgewählt, weil für diese Gegend sehr häufig überfahrene Schildkröten gemeldet wurden und zum zweiten aufgrund seines hohen Verkehrsaufkommens. Um diese Hotspots zu identifizieren, adaptierten wir ein Graviditätsmodell, welches einen Gewichtungskoeffizient für zu überwindende Hindernisse mit einbezieht. Dieses Modell wurde gewählt, weil wir beobachtet hatten, dass die schienenassoziierten Landschaftseinschnitte, Auffüllungen oder Absenkungen sowie die Schienen selbst das Schildkrötenverhalten zum Teil beeinflussen und verändern, wobei sie gefährliche Überquerungen meiden, was letztendlich die Verteilung der Hotspots beeinflussen kann. Als ein wesentliches Ergebnis der Studie lässt sich festhalten, dass es gelang, dieses Graviditätsmodell zur akkurateren Erfassung des Schienentods anzupassen. Der durchschnittliche Wert für Interhabitat-Interaktion (das Hin und Herwandern zwischen zwei durch Schienen getrennten Habitatbereichen) reduzierte sich um 23,37 % nach Einführung des Koeffizienten für das Überqueren von Hindernissen. Trotz der zahlreichen Hindernisse zeigte sich allerdings für die räumliche Skala der so genannten Homerange, dass der Wert für die maximale Interhabitatinteraktion nicht abnahm und stabil (etwa Spanne = 0-99,66) blieb. Es veränderte sich jedoch das räumliche Ausmaß der so genannten Hotspots (der Gefährdung), weil sich dadurch eine vergrößerte territoriale Abhängigkeit und Homerange für die jährliche (Populationsnutzungs-) Stabilität ergab, wobei beides zu einer gravierenden Gefährdung der Schildkröten führt, deren Homerange durch einen Hauptschienenstrang zerteilt wird. Unsere Studie kann die Hotspots sehr genau identifizieren, was von besonderer Bedeutung für die Planung von Gefährdungsvermeidungseinrichtungen ist, wie den Bau von Tunnelsystemen zum sicheren Unterqueren der Gleise und entsprechenden Abzäunungen.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Dieses Abstract zeichnet sich stellenweise durch eine etwas kompliziert verständliche Ausdrucksweise aus. Es sind aber durchaus sinnvolle und bedenkenswerte Ergebnisse dabei herausgekommen, nämlich, dass – egal wie man rechnet und am Computermodell modelliert –, die Schildkröten, deren genutzter Lebensraum von Verkehrswegen durchtrennt wird, gefährdet bleiben, weil sie eben bestimmte populationsdynamisch und demographisch wichtige Dinge nur auf einer Seite des Habitats tun können. Letzteres macht es ihnen unmöglich, auf die Überquerung der Gleise zu verzichten. Das ist beispielsweise der Fall, wenn geeignete sonnenexponierte Nisthabitate auf der anderen Seite der Schienen liegen als ihre Nahrungsgründe. Hier kann man auch nicht hoffen, dass sie auf etwas anderes ausweichen, es sei denn man würde versuchen, auf der anderen Seite der Gleise künstliche, gleichwertige Bedingungen zu schaffen. Auch geeignete Überwinterungshabitate finden sich oft nur an bestimmten Stellen des Lebensraums und auch dazu sind oft lange Wanderungen erforderlich (siehe Loy & Cianfrani 2010).

Literatur

Loy, A. & C. Cianfrani (2010): The ecology of Eurotestudo h. hermanni in a mesic area of southern Italy: first evidence of sperm storage. – Ethology Ecology & Evolution 22(1): 1-16 oder Abstract-Archiv.

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