Strahlenschildkröte, Astrochelys radiata, ein Männchen frisst Blätter des Spindelstrauchs oder Pfaffenhütchens, Euonymus europaeus, – © Hans-Jürgen Bidmon

Heinle - 2002 - 01

Heinle, N. & H.-J. Bidmon (2002): Auf- und Nachzucht der Strahlenschildkröte Geochelone radiata (Shaw, 1802): Haltung und erfolgreiche Vermehrung über mehrere Jahre nach Anpassen der Inkubationstemperaturen der Eier an die klimatischen Gegebenheiten im Ursprungsgebiet der Tiere. – Emys 9(2): 4-28.

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Strahlenschildkröte, Astrochelys radiata, – © Hans-Jürgen Bidmon
Strahlenschildkröte,
Astrochelys radiata,
© Hans-Jürgen Bidmon

Geochelone radiata zählt zur größten Art unter den so benannten „Stern-Schildkröten“, wobei sie ein kontrastreiches Muster radiär angeordneter hellgelber Streifen auf fast schwarzem Carapaxschildern zeigt. Die Variationsbreite verschiedenen Zeichnungsmustern verschiedener Individuen ist bei dieser Art am größten. Letzteres trifft sowohl auf die Schlüpflinge als auch auf die Adulten zu. Ältere Tiere haben die Tendenz zur Reduktion der hellen Streifen. Diese Farbunterschiede sind auch von wild lebenden Tieren bekannt, welche die Trockenwälder in einem ungefähr 100 km breiten Gürtel entlang der Küste Südmadagaskars besiedeln. In ihrem Ursprungsland ist G. radiata immer noch häufig, aber trotz ihres Schutzstatus als WA I Art werden große Individuen, im reproduktionsfähigen Alter für die heimischen Lebensmittelmärkte einer schnell anwachsenden, relativ armen Gesellschaft gesammelt. Glücklicherweise, wird die Art auf der französischen Insel Réunion unter natürlichen Bedingungen gehalten und pflanzt sich fort und erfolgreiche Nachzuchten wurden von Korsika, sowie von einzelnen privaten Haltern und Zoos in den U.S.A. und Europa berichtet.

Wir beschreiben und beziehen uns hier auf das Zusammenstellen und die Haltung einer relativ jungen Zuchtgruppe von G. radiata, bestehend aus 5 Weibchen und 3 Männchen, die von verschieden deutschen Haltern während der vergangenen Jahre gesammelt wurden. Alle Weibchen sind 15-16 Jahre alt. Zwei der Männchen sind genauso alt und eines ist 11 Jahre. Das durchschnittliche Körpergewicht der Weibchen beträgt 8,36 1,45 kg S.D. (Spanne von 7,1 - 10,5 kg), dass der Männchen durchschnittlich 8,37 2,0 kg (6,1 - 9,9 kg). Die durchschnittliche Carapaxlänge für beide Geschlechter beträgt 35,4 cm (Weibchen 33,1 - 39,1 cm; Männchen 33,1 - 37,2 cm). Männchen begannen mit dem Besteigen im Alter von 7 Jahren, wohingegen Weibchen ihre ersten Gelege im Alter von 9-10 Jahren absetzten.

Die Schildkröten werden von Mitte September bis Anfang May in einem 20 m2 großen Raum gehalten, ein weiterer 30m2 Raum steht zusätzlich immer zur Verfügung, wenn Tiere getrennt werden müssen. Der Boden ist mit einer dicken Schicht vom lehmfarbigen Sand bedeckt, die am Eiablageplatz etwa 70cm beträgt. Der Sand wird tagsüber mit zwei 140 W Heizmatten erwärmt. Die Raumtemperatur beträgt nachts 19-21ºC und am Tage 26-32ºC. Zur Beleuchtung dienen Lampen bestehend aus Carandini HQI 400 W, 40 W Reptisun UVB emittierend und 100 W PAR Infrarotstrahler. Zwei Osram Vitalux-Birnen (je 300 W) strahlen von 9.30-10.00 Uhr und 16.00-16.30 Uhr. Zusätzlich befinden sich über dem Eiablageplatz HQL Spots 125 W und 150 W. Die Lampen haben verschiedene Schaltzeiten während des Tages und Jahreszyklus. Von Mai bis September sind die Tiere draussen, wo sie sich in eine geschützte Unterkunft zurückziehen können, welche ab einer nächtlichen Temperatur von 12ºC beheizt wird. Das Hauptfutter besteht aus grünen Gras, Kräutern und Heu mit hohem Kräuteranteil, speziell Spitzwegerich. Bei diesen Haltungsbedingungen kopulieren die Tiere vereinzelt während des ganzen Jahres, aber die Hautpaarungszeiten sind Ende May bis Ende August und Oktober bis Dezember. Während jeder der beiden Phasen legt jedes Weibchen 2-3 Gelege mit je 3-5 Eiern. Eigrößen und Ablage werden erläutert. Die Eier inkubieren in der Regel über 200 Tage in dem Raum in dem die Adulten gehalten werden, wobei Seramis (3-6 mm) als Brutsubstrat verwendet wird. Eine signifikante Verbesserung der Schlupfrate konnte durch das Anpassen der Inkubationstemperatur während der gesamten Zeit an die Bedingungen im Ursprungsland erreicht werden. Die Bedingungen zur Schlupfinduktion sowie zur Aufzucht der Schlüpflinge werden erörtert. Zum Schluss werden noch einige Gesundheitsprobleme wie Parasiten und ihre Behandlung diskutiert.

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