Aldabra-Riesenschildkröte, Aldabrachelys gigantea, – © Hans-Jürgen Bidmon

Haverkamp - 2017 - 01

Haverkamp, P. J., J. Shekeine, R. de Jong, M. Schaepman, L. A. Turnbull, R. Baxter, D. Hansen, N. Bunbury, F. Fleischer-Dogley & G. Schaepman-Strub (2017): Giant tortoise habitats under increasing drought conditions on Aldabra Atoll-Ecological indicators to monitor rainfall anomalies and related vegetation activity. – Ecological Indicators 80: 354-362.

Die Riesenschildkrötenhabitate auf dem Aldabra-Atoll leiden zunehmend unter trockeneren Bedingungen – Ökologische Indikatoren zur Erfassung der Niederschlagsanomalien und die damit einhergehende Aktivität der Vegetation.

DOI: 10.1016/j.ecolind.2017.05.029 ➚

Aldabra-Riesenschildkröte, Aldabrachelys gigantea, – © Hans-Jürgen Bidmon
Aldabra-Riesenschildkröte,
Aldabrachelys gigantea,
© Hans-Jürgen Bidmon

Das Aldabra-Atoll beherbergt die größte Riesenschildkrötenpopulation (Aldabrachelys gigantea) der Welt. Dabei handelt es sich um eine wichtige biologische Ressource und es ist notwendig die Auswirkungen des Klimawandels zu verstehen und zu wissen wie er sich auf diese Schlüsselart auswirken wird. Insbesondere geht es um die Häufigkeit und Dauer der Trockenperioden und deren Auswirkungen auf das Schildkrötenhabitat. Um herauszufinden ob sich die Häufigkeit der Trockenzeiten während der letzten 50 Jahre auf Aldabra verändert hat kalkulierten wir einen standardisierten Niederschlagsindex (SPI) um damit die Trockenperioden zu identifizieren wobei die monatlichen Niederschlagsmengenaufzeichnungen die von 1969-2013 gesammelt worden waren genutzt wurden. Wir konnten zeigen, dass die Häufigkeit der Trockenperioden zugenommen hat und sie belaufen sich derzeit auf sechs Monate pro Jahr im Vergleich zu zwei Monaten pro Jahr in den 1970iger Jahren (t = 2.884, p = 0.006). Wir nutzen den MODIS normalisierten Vegetationsindex-Unterschied (NDVI) als ein ungefähres Maß für die Vegetationsaktivität um zu erfassen wie die Vegetation auf diese verlängerten Trockenperioden zwischen den Jahren 2000 und 2013 reagiert. Wir stellten fest, dass die Vegetation auf Aldabra sehr deutlich auf die Niederschlagsveränderungen reagiert. Die monatliche Langzeitdurchschnitts-NDVI sank in ganz Aldabra während der Trockenperioden unter die üblichen Durchschnittswerte und sie stiegen über den normalen Durchschnitt während der Regenzeit. Um nun speziell die Auswirkungen auf die Schildkrötenhabitate zu untersuchen extrahierten wir die durchschnittlichen NDVI-Anomalien für drei Schlüsselhabitattypen. Offenes gemischtes Buschland und Grasland was die bevorzugtesten Habitate bietet zeigten dabei die größte Abnahme für die Vegetationsaktivität während der Trockenperioden und den höchsten durchschnittlichen Austrieb während der feuchten Perioden. Kürzlich durchgeführte Analysen hatten schon Vegetationsveränderungen für die vergangenen Jahrzehnte auf Aldabra gezeigt. Wenn diese Veränderungen durch die Abnahme bei den Niederschlägen verursacht werden, dann kann dadurch die Schildkrötenpopulation bedroht werden und zwar sowohl kurzfristig wie auch langfristig indem die Nahrungsqualität und Quantität wie auch die Beschattung in den bevorzugten Habitaten abnimmt.

Kommentar von H.-J. Bidmon

Sicher sieht man hier deutliche Veränderungen, aber ob wir diese, egal auf welche Ursachen die globale Erwärmung zurückzuführen ist, noch stoppen können bleibt fraglich. Zudem würde ich mal davon ausgehen, dass diese Vegetationsveränderungen sich zwar auf den Bestand der Schildkröten negativ auswirken können, dass aber eventuell der zukünftige Meeresspiegelanstieg langfristig die größere und ultimativere Gefahr darstellen wird. Hier haben wir also einen zukünftigen akuten Fall vor Augen indem wir, wenn wir diese Schildkrötenspezies erhalten wollen, zwangsläufig handeln müssen und zwar auf eine Art und Weise die heute zunehmend von den sogenannten Wildtierhaltungsverbotsaktivisten selbst für zoologische Gärten abgelehnt wird. Diese Tiere ließen sich nur durch Umsiedlung und/oder Haltung in sogenannten Metapopulationen unter menschlicher Obhut erhalten. Eine Frage der sich, wenn nicht wir dann unsere Nachfolgegeneration stellen muss und wir sollten uns vielleicht doch eher jetzt schon darum bemühen an einer Lösung des Problems zu arbeiten. Denn nichts ist besser als im Extremfall vorbereitet zu sein!

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